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14.12.2013

CfP: "Physik und Literatur" ELINAS Gründungstagung (Erlangen Center for Literature and Natural Sciences)

  • Ort: Erlangen
  • Beginn: 29.05.14
  • Ende: 01.06.14
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 15.02.14

ELINAS (Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaften)

an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen

(Erlangen, Orangerie des Erlanger Schlosses, 29.05 – 01.06.2014)

 

Physik und Literatur: Theorie – Popularisierung – Ästhetisierung (Call for Papers zur Gründungstagung des Interdisziplinären Zentrums )

 

Physik und Literatur/Literaturwissenschaft sind Diskurse der Wissensproduktion, die im Rahmen der modernen funktionalen Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Teilsysteme stark auseinandergetreten sind. Doch tragen beide Diskurse zum Verständnis und zur Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Problemen bei, die sich nicht in ähnlicher Weise trennscharf kategorisieren lassen, sondern stets sowohl technologische als auch kulturelle Implikationen haben. Die Technologien und Weltbilder, die durch physikalische Erkenntnisse geprägt sind, bestimmen menschliche Lebenswelten und sind daher von enormer kultureller Relevanz. Die Bewertung und Abwägung ihrer Chancen und Risiken ist beständig neu zu leisten und kann nicht in den notwendigerweise engen Grenzen des physikalischen Diskurses allein verhandelt werden. Gerade gegenwärtig erscheinen zu physikalischen Themen so viele sachlich fundierte und hoch reflektierte literarische Texte wie nie zuvor. Sie überführen physikalisches Wissen aus mathematisch-symbolischen in sprachlich-polyvalente Darstellungsformen, indem sie es dialogisieren, narrativieren und an den kulturellen Gesamthorizont rückkoppeln. Dementsprechend untersuchen in jüngster Zeit auch die Sprach- und Literaturwissenschaften Verfahren der Diskursivierung und narrativen Modellierung physikalischer Theorien. Die Physik ihrerseits besinnt sich immer stärker auf die sprachliche Verfasstheit ihrer Forschung sowie auf deren gesamtkulturelle Dimensionen: So fragt sie nach der erkenntnisleitenden Kraft von Metaphern und den kommunikativen Bedingungen, die über Ziele, Prioritäten und ethische Grenzen des Forschens entscheiden.

Diese Überschneidungsbereiche zwischen physikalischer und sprachlich-kultureller Praxis sind ein Forschungsfeld von anerkannter, wachsender Relevanz und vielfältiger Anschlussfähigkeit. Für seine Bearbeitung ist die unkonventionelle Vernetzung zweier hoch spezialisierter Expertendiskurse nötig. Zur Unter¬suchung naturwissenschaftlicher Begriffsbildung bedarf es der Kompetenzen der Sprach- und Literaturwissenschaft, während für die Analyse der Transformation physikalischen Wissens in Literatur die physikalische Perspektive vonnöten ist. Hierfür bietet ELINAS (Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaften) eine Plattform. ELINAS ist ein Emerging Field-Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das von der Naturwissenschaftlichen Fakultät, der Philosophischen Fakultät, der Medizinischen Fakultät und der Technischen Fakultät getragen wird. Beteiligt sind die Departments Physik, Mathematik, Physiologie Materialwissenschaften, Mathematik, Germanistik Amerikanistik, Anglistik.

Die Tagung widmet sich der bisher nur punktuell erforschten Geschichte der Interrelationen zwischen Physik und Literatur und konzentriert sich dabei auf die einschlägigen epochenspezifischen Themenfelder. Während in der Frühen Neuzeit physikalisch vor allem Fragen zu „Bewegung“ und „Kraft“ zur Diskussion stehen und im 18. Jh. die Auseinandersetzung mit Newtons Mechanik und Optik dominiert (bis hin zu Goethes Farbenlehre 1810), führt die Ausdehnung experimenteller Untersuchungen, verbunden mit dem technischen Fortschritt, seit dem späten 18. Jahrhundert zu einer Gewichtsverlagerung hin zu chemischen (C. Berthollet, A. Lavoisier), thermischen (T. Young, N. Carnot) und elektromagnetischen Phänomenen (A. Volta, G. S. Ohm, M. Faraday, J. C. Maxwell), aber auch hin zur Astronomie, insbesondere in der Popularisierung (A. Clerke, S. Newcomb, J. Mädler). Diese rücken auch in der Literatur der Sattelzeit zunehmend in den Vordergrund (G. C. Lichtenberg, H. v. Kleist, A. v. Arnim). – Die Rekonzeptualisierung des Verhältnisses von Raumzeit und Materie-Energie in Einsteins Spezieller und Allgemeiner Relativitätstheorie und die Debatte um die Entwicklung der Quantentheorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts werfen epistemologische Probleme auf, die bis in die Gegenwart hinein von der Literatur reflektiert werden und Strukturen des literarischen Schreibens prägen. Zentral ist dabei die Frage, wie anhand der Quantentheorie das Verhältnis zwischen Wissen und Nicht-Wissen problematisiert und zur Darstellung gebracht wird (H. Broch, M. Frayn). Ein weiteres Feld ist in diesem Zusammenhang auch die Wechselwirkung von natur- und literaturwissenschaftlicher Theoriebildung. Eine Sektion der Tagung wird der Vorstellung anderer einschlägiger Projekte, Netzwerke oder Initiativen zum Thema „Literatur und Naturwissenschaft“ gewidmet.

 

Abstracts: Bitte senden Sie Ihre Abstracts von maximal 400 Wörtern Umfang bis spätestens 15. Februar 2014 per E-Mail an Aura Heydenreich (aura.heydenreich@fau.de). Ihr Abstract soll Titel und Anliegen des Vortrags, Angaben zu Forschungsinteressen und einschlägigen Publikationen sowie Name, Email-Adresse und Anschrift enthalten. Der Vortrag selbst soll auf 30 Minuten Redezeit angelegt sein.

Mehr Informationen finden Sie unter: elinas.fau.de.

 

Dr. Aura Heydenreich

Prof. Dr. Christine Lubkoll

Department Germanistik und Komparatistik

Universität Erlangen-Nürnberg

Bismarckstraße 1 B, 91054 Erlangen

Tel. 09131-85-22978

E-Mail: aura.heydenreich@fau.de

 

Prof. Dr. Klaus Mecke

Institut für Theoretische Physik

Universität Erlangen-Nürnberg

Staudtstrasse 7, 91058 Erlangen

Germany

E-Mail: klaus.mecke@physik.uni-erlangen.de

 

 

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Call for Papers for the

Inaugural Conference of

ELINAS (Erlangen Center for Literature and Natural Sciences)

at the Friedrich-Alexander-University Erlangen 29.05 – 01.06.2014

 

Physics and Literature: Theory – Popularization – Aestheticization

 

Physics, literature, and literary criticism are discourses of knowledge production which have drifted apart considerably in the course of the modern functional differentiation of social systems. At the same time, both discourses contribute to the comprehension and mastery of present and future problems, which invariably have both technological and cultural implications. Technologies and worldviews, shaped by physical knowledge, often acquire the status of central myths and determine human life worlds. Thus, they are of tremendous cultural relevance. The evaluation and assessment of their goals, limitations, and effects as well as of their inherent chances and risks is an ongoing process and cannot be negotiated within the necessarily narrow limits of physical discourse alone. At present more well-informed and highly reflective literary texts dealing with physical issues are being published than ever before. Employing dialogue and narration, they translate physical knowledge from mathematical-symbolic into verbal-polyvalent forms of representation and re-embed it in specific cultural contexts. This is why recent literary criticism and linguistic studies have therefore begun to investigate discursive and narrative modulations of physical theories both in literary texts and in scientific literature. Physics is itself becoming increasingly aware, both of the linguistic dimension of scientific communication and research and of the general cultural dimension of physical knowledge. The field has begun to reflect on both: on the epistemological importance of metaphor and on the communicative and cultural conditions determining the goals, priorities, and ethical limits of scientific research.

These points of intersection between physical and cultural practices constitute a research field recognized for its considerable importance and interdisciplinary potential. Unconventional avenues of communication between highly specialized expert discourses are necessary to advance research in this field. The analysis of concept formation in the natural sciences can profit from the competence of literary theory, while the analysis of the transformation of physical knowledge in literary texts needs to be complemented by a sound knowledge of physical theory. ELINAS provides a platform for this exchange. ELINAS is an Emerging-Field-Project of the Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg, which will be founded by the Faculty of Humanities, the Faculty of Sciences, the Faculty of Medicine, and the Faculty of Engineering through the Departments of Physics, Mathematics, Physiology, Material Sciences, as well as the Departments of German, English and American Studies.

The conference will focus on the hitherto only exemplarily researched history of the interrelations between physics and literature and concentrates on historically specific thematic fields. While during The Early Modern Period physics primarily discusses questions of movement and force, the 18th Century is dominated by debates on Newton’s mechanics and optics (up until Goethe’s Farbenlehre, 1810). The expansion of experimental investigations, coupled with technological progress, causes a shift towards chemical (C. Berthollet, A. Lavoisier) as well as thermal (T. Young, N. Carnot) and electro-magnetic phenomena (A. Volta, G. S. Ohm, M. Faraday, J. C. Maxwell) but also to astronomy, in particular in its popularized form (A. Clerke, S. Newcomb, J. Mädler). These also move to the foreground in the literature around 1800 (G. C. Lichtenberg, H. v. Kleist, E. T. A. Hoffmann, A. v. Arnim). – A century later, the reconceptualization of the relationship of space-time and energy/matter in Einstein’s special and general relativity theory, and the debate over the development of quantum-theory created epistemological problems, which are reflected in literature up until today, and which shape the structures of literary writing. The question of how, with the help of quantum-theory, knowledge and its relations to uncertain knowledge can be problematized and represented is central (H. Broch, D. Dath). A further focus in this context will be the interplay of natural-scientific and literary theory formation. One conference section will be reserved for the presentation of other literature and natural science initiatives, networks or institutions.

 

Abstracts: Please send your abstracts (400 words) to Aura Heydenreich (aura.heydenreich@fau.de). The abstracts should include the title and content of the paper, as well as your name, your research interests, a short bio/bibliography, email address, and postal address. The papers themselves should not exceed the time frame of 30 minutes. The deadline for submission is February 15, 2014.

More information under: elinas.fau.de

 

Dr. Aura Heydenreich

Prof. Dr. Christine Lubkoll

Department German and Comparative Studies

Universität Erlangen-Nürnberg

Bismarckstraße 1 B, 91054 Erlangen

Germany

Tel. 0049-9131-85-22978

E-Mail: aura.heydenreich@fau.de

 

Prof. Dr. Klaus Mecke

Institute for Theoretical Physics

University Erlangen-Nürnberg

Staudtstrasse 7, 91058 Erlangen

Germany

E-Mail: klaus.mecke@physik.uni-erlangen.de

Von:  Aura Heydenreich

Publiziert von: RZ