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30.04.2008

Sommerseminar: "Kunst der Macht - Macht der Kunst. Musik, Architektur und Literatur unter Urban VIII. (1568-1644)"

  • Ort: Berlin, Universität der Künste
  • Beginn: 21.07.08
  • Ende: 26.07.08
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Italienisch

Das Sommerseminar "Kunst der Macht - Macht der Kunst. Musik, Architektur und Literatur unter Urban VIII. (1568-1644)" verfolgt das methodische Ziel, auf der Basis philologischer, musikwissenschaftlicher und kunsthistorischer Arbeit Repräsentationsformen und Denkmuster einer bestimmten politisch-kulturellen Situation an einem exemplarischen Ort zu einer exemplarischen Zeit aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen. Der historische Fokus richtet sich dabei auf das Rom der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der Horizont reicht vom Konzil von Trient (1545-1563) bis zum Ende des Seicento.

 

Die Verbindungen zwischen Kunst und Macht sind in der Frühen Neuzeit Europas eng, zumal im nachtridentinischen Italien. Kunst - Musik, Literatur, Architektur, bildende Kunst - wird einerseits gezielt als Instrument der Herrschaftssicherung eingesetzt, gewinnt aber auch an Autonomie, sichtbar in den Akademien, und findet gerade unter den veränderten Bedingungen der Gegenreformation zu neuen Ausdrucksformen. So wird bei der Ausgestaltung von Kirchenräumen und auf der Musikbühne eine paradoxe Strategie sichtbar, wenn, wie in der Oper "Il Sant'Alessio" mit bewusst überwältigender Pracht für die gegenreformatorischen Ideale der Askese, der Kontemplation und des Rückzug aus der Welt geworben wird. Zu beobachten sind also sowohl Kunst im Zusammenspiel mit politischer und religiöser Macht als auch Aspekte der Autonomisierung und die affektive Macht, die die Künste ausüben. Zu Letzterem stehen Texte des Manierismus auf dem Programm.

 

Der Sommerkurs geht von der historischen Situation zwischen 1550 und 1650 aus und befasst sich dann speziell mit den Beziehungen zwischen Musik, Architektur und Literatur während des Pontifikats von Urban VIII. (1623-1644), der als Bauherr und Mäzen Stadt, Kirche und kulturelle Entwicklung aktiv beeinflusste. Zur literarischen Produktion im Umfeld Urbans VIII. gehört die Panegyrik anlässlich seiner Wahl (Francesco Bracciolinis "L'Elettione di Urbano Papa VIII", 1628) genauso wie das Libretto von Giulio Rospigliosi zur Auftragsoper "Il Sant'Alessio" (1631, komponiert von Stefano Landi) oder Tommaso Campanellas Gesellschaftsutopie "Città del sole" (1602, unter Urban VIII. veröffentlicht 1634). Objekte der kunsthistorischen Betrachtung werden Urbans Impresen, Teile des Palazzo Barberini (Pietro da Cortonas Deckengemälde, Anbauten), die Planungs- und Baugeschichte der Peterskirche sowie Bühnenarchitekturen in Rom zur Zeit der Barberini sein. Die musikwissenschaftliche Betrachtung gilt den Opern "Il Sant'Alessio" (1632 im Palazzo Barberini uraufgeführt) und "Rappresentazione di anima e di corpo" (1600) von Emilio de' Cavalieri, entstanden auf der Grundlage von Agostino Mannis Lauda-Text "Dialogo di anima e corpo" (1577).

 

Das Sommerseminar richtet sich an fortgeschrittene Studierende der Italianistik, Romanistik, Musikwissenschaft, Musikpädagogik, Visuelle Kommunikation und Architektur. Gäste anderer Disziplinen sind willkommen.

 

Die Teilnahme am Seminar ist kostenlos. Das Material (Quellen, Abbildungen, Partitur-Auszüge, Sekundärliteratur, Bibliographie) wird als ca. 300 S. umfassende Kopie jedem Teilnehmer bzw. jeder Teilnehmerin kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Reader ist im Sekretariat von Prof. Dr. S. Fontaine erhältlich.

 

Lernziele sind die Anwendung klassischer Methoden der Text-, Musik- und Bildanalyse gekoppelt an die Vermittlung der Fachkenntnisse an die Studierenden der jeweils anderen Disziplinen. Die gemeinsame Arbeit dient damit sowohl dem Erwerb und der "Verteidigung" eigener Fachmethoden als auch der konkreten Interdisziplinarität und kulturwissenschaftlichen Zusammenarbeit. Allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen werden Kenntnisse zum italienischen Seicento vermittelt, wie sie allein innerhalb einer der drei Disziplinen nicht vermittelt werden könnten.

 

Disziplinen/Studiengänge: Romanistik, Italienische Philologie, Lehramt Italienisch, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Kultur und Wirtschaft; Musikwissenschaft, Musikpädagogik, Lehrämter Musik; Visuelle Kommunikation, Architektur, Freie Kunst

 

Sprachen: Deutsch, Italienisch

 

Aufbau:

 

In parallelen Fachsektionen vormittags und in gemeinsamen Veranstaltungen nachmittags wird das Thema täglich unter einem Aspekt betrachtet:

1. Historischer Kontext, Kunst und Macht/Kunst und Herrschaft,

2. Inszenierung von Macht, Herrschaftskritik,

3. Himmel und Hölle – Religiosität, Repräsentation und Imagination,

4. Affekt und Wirkung,

5. Proportion, Symmetrie, Regel.

 

Hinzu kommen drei Abendsitzungen mit Vorträgen von Fachvertretern (jeweils 19.30, Universität der Künste) und anschließenden Diskussionen sowie ein Konzert mit Barockmusik und eine Abschlussdiskussion.

 

Abendsitzungen/Vorträge

21.7.2008 - Prof. Dr. Barbara Marx (Dresden): "Das Gesetz der Natur und die Macht des Wortes"

22.7.2008 - Prof. Dr. Michael Bollé (Berlin): "Zwischen Patronage und Pontifikalstil. Kunst und Architektur der Barberini zur Zeit Papst Urban VIII."

24.7.2008 - Prof. Dr. Silke Leopold (Heidelberg): "Vergil, Mazzocchi, Papst Urban VIII. und das neue Rom"

 

Abendkonzert

25.7.2008, 19.30 Uhr, Universität der Künste: "Anima, Corpo e Spirito – Was Kunst macht"

 

Veranstalterinnen: Prof. Dr. Susanne Fontaine, Prof. Dr. Susanne Hauser, PD Dr. Isabella v. Treskow

 

Interessenten der Literaturwissenschaft (Romanistik, Italianistik, AVL) wenden sich bitte an PD Dr. Isabella v. Treskow (treskow@uni-potsdam.de; treskow@uni-mannheim.de).

 

Von:  Isabella v. Treskow

Publiziert von: Kai Nonnenmacher