CfP: "Models of Language Variation and Change" (verl. Frist)
- Ort: Marburg
- Beginn: 07.08.09
- Ende: 21.08.09
- Disziplinen: Sprachwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 15.03.09
Sommerschule
Models of Language Variation and Change - Bewerbungsfrist verlängert!
Marburg, 7.-21. August 2009
Bewerbung bis zum 15. März 2009
Sprachvariation und Sprachwandel stehen in einem inhärenten Bezug: Jeder Sprachwandel setzt ein Stadium der Sprachvariation voraus. In der Sommerschule "Models of Language Variation and Change" sollen Sprachvariation und Sprachwandel im Hinblick auf ihre für die linguistische Modellbildung relevanten Eigenschaften im Zent-rum stehen.
Schon früh wurde versucht, Fragen, die zur Erforschung von Sprachwandelphänomenen relevant sind, durch die Untersuchung synchroner Variation zu erhellen. Die Untersuchung "am lebenden Objekt", d. h. an zeitgenössischen gesprochenen Sprachen bzw. Varietäten, hat dabei den Vorteil, dass die Unzulänglichkeiten historischer Daten nicht vorhanden sind: Sehr pointiert beschreibt Labov die traditionelle historische Linguistik, wie sie etwa durch die Indogermanistik oder durch die philologisch orientierte linguistische Tradition einzelner Philologien repräsentiert wird, als die Kunst, aus schlechten Daten den besten Nutzen zu ziehen ("the art of making the best use of bad data"). Die Daten, mit denen zu arbeiten man in der historischen Linguistik gezwungen ist, sind aus verschiedenen Gründen "schlecht": So sind historische Dokumente (vor dem späten 19. Jahrhundert) immer nur schriftlich überliefert, d. h. sie gehören - in der Terminologie de Saussures - dem sekundären Zeichensystem an und können somit von der gesprochenen Sprache stark abweichen; außerdem fehlen in der Regel genauere Informationen zum sozialen und historischen Kontext der Schreiber und Autoren. Für die moderne linguistische Theoriebildung ist es schließlich von besonderem Nachteil, dass für ältere Sprachstufen die Möglichkeit fehlt, Befragungen oder Experimente mit Infor-manten durchzuführen; historische Daten können deshalb immer nur positive Evidenz liefern. Wenn bestimmte Phänomene im Korpus nicht belegt sind, muss dies nicht heißen, dass es sie nicht gab; das Fehlen kann auch bloß durch die Zufälle der Überlieferung bedingt sein.
Derzeit ist festzustellen, dass sich verschiedene Ansätze der Sprachwandel- und Variationsforschung immer weiter auseinanderentwickeln. Außerdem besteht ein Problem der Forschung zur sprachlichen Variation und zum sprachlichen Wandel darin, dass der empirisch orientierten Linguistik, insbesondere der Dialektologie, ein Theorie-defizit vorgeworfen wird, während umgekehrt bei der theoretisch ausgerichteten Linguistik mangelnde Sensibilität im Umgang mit sprachlichen Daten diagnostiziert wird. Dies führte dazu, dass etwa Dialek-tologie und Linguistik in der Praxis häufig wenig miteinander zu tun haben. Ziel der Sommerschule ist es deshalb, einen Beitrag zur Überwindung der Differen-zen zwischen theoretisch und empirisch orientierter Linguistik zu leisten, indem dem wissenschaftlichen Nachwuchs ein problemorientiertes Forum mit intensiven Studienmöglichkeiten geboten wird. Durch die Vernetzung von Doktoranden und international renommierten Forschern soll ein Beitrag zur Überbrückung dieses Gegensatzes geleistet werden. Im Marburger Forschungskontext, in dem vom Großprojekt Deutscher Sprachatlas (DSA) ausgehend das Verhältnis von Theorie und Empirie seit jeher eine zentrale Rolle spielt, scheint dies besonders sinnvoll.
Detaillierte Informationen zu Programm und Bewerbung für die Summer School 2009 finden Sie auf der Homepage des Promotionskollegs für Geistes- und Sozialwissenschaften der Philipps-Universität Marburg:
Kontakt: Gunnar Zamzow, Summer School Manager, zamzowg@staff.uni-marburg.de
Promotionskolleg für Geistes- und Sozialwissenschaften, Philipps-Universität Marburg
Wilhelm-Röpke-Str. 6E
35032 Marburg
Tel.: +49 (0) 6421 2826264
Fax: +49 (0) 6421 2826099
Publiziert von: Kai Nonnenmacher