Weitere Informationen > Allgemeine Mitteilung

16.10.2008

CfP: "Sprache als Material", Variations 17 (2009)

  • Ort: Zürich
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Italienisch, Sprachenübergreifend
  • Frist: 30.11.08

Call for papers – Variations 17 (2009): "Sprache als Material"

 

„Ce n’est point avec des idées, mon cher Degas, que l’on fait des vers. C’est avec des mots“, sagt Stéphane Mallarmé und gibt damit der modernen Literatur eine entscheidende Richtung vor. Doch wie funktionieren Wörter im literarischen Text, wenn sie nicht mehr (nur) repräsentieren, sondern sich selbst ausstellen, sich materialisieren? Und worin besteht genau die vielbeschworene ,Materialität‘ der Wörter? Im Strukturalismus wird als sprachliche Materialität der Bereich des scheinbar bedeutungslosen Signifikanten (l’insignifiant signifiant) im Gegensatz zu jenem des Signifikats verstanden. Es ist dies eine metaphorische Verwendung des Begriffs. Daneben kann Sprache auch ganz unmetaphorisch als Material in Erscheinung treten: als Luftschwingung in der stimmlichen Verlautbarung und als sich in Papier (oder anderes Material) einritzendes Schriftzeichen. Eine solche Art der Materialität glaubt z. B. Samuel Beckett in der Literatur von James Joyce zu erkennen: „You complain that this stuff is not written in English. It is not written at all. It is not to be read – or rather, it is not only to be read. It is to be looked at and listened to. His writing is not about something, it is that something itself.“ Radikalisiert und um die akustische Dimension erweitert wird dabei das Konzept des Kalligramms. Valère Novarina fordert für sein als Raumkunst konzipiertes Theater anstatt einer Sprachphilosophie eine „Physik der Sprache“, die der körperlichen Dimension der Stimme gerecht würde; Ghérasim Luca spricht von der „éthique phonétique“ seines „théâtre de bouche“. Dass sich das Schreiben an seinen materialen Bedingungen entzündet, die Inspiration von den Medien ihrer Niederschrift (Bleistift, Füllfeder, Schreibmaschine, Computer) beeinflusst wird, ist ebenfalls ein Aspekt der ‚Materialität‘ der Sprache. Zu denken ist schliesslich an die Poetiken, die den literarischen Text als gegenständliche Materie zu fassen versuchen (z. B. das Gedicht als Stein).

 

Ausgehend von den hier skizzierten Überlegungen suchen wir Beiträge, die das Problem der Materialität der Sprache in der ganzen Vielfalt der aufgezeigten Perspektiven theoretisch und/oder an einschlägigen literarischen Beispielen beschreiben. Besonders erwünscht sind komparatistische Studien.

 

Abstracts (300-400 Wörter) sowie eine kurze Bio-Bibliographie können bei der Redaktion bis zum 30. November 2008 unter folgender Adresse eingereicht werden: variations@rom.uzh.ch. Wir publizieren Artikel in deutscher, englischer und französischer Sprache. Die Benachrichtigung über Annahme oder Ablehnung erfolgt Mitte Januar 2009. Die fertig geschriebenen Artikel müssen der Redaktion bis spätestens 31. Mai 2009 vorliegen und dürfen 30'000 Zeichen nicht überschreiten.

 

Wie in den vorangegangenen Ausgaben besteht auch die Möglichkeit, thematisch nicht an das Thema gebundene Artikel, literarische Texte sowie künstlerische Beiträge wie z. B. Zeichnungen, Collagen oder Fotografien einzusenden.

 

Redaktion Variations, Deutsches Seminar der Universität Zürich, Schönberggasse 9, CH-8001 Zürich, www.variations.uzh.ch, variations@rom.uzh.ch

 

Von:  Christian Villiger

Publiziert von: Kai Nonnenmacher