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22.08.2008

DFG-Schwerpunktprogramm 1234 „Sprachlautliche Kompetenz“ – Antragstellung zur zweiten Förderperiode

  • Disziplinen: Sprachwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 24.11.08

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert seit 2006 das Schwerpunktprogramm „Sprachlautliche Kompetenz: Zwischen Grammatik, Signalverarbeitung und neuronaler Aktivität“. Für die abschließende zweite dreijährige Förderperiode wird hiermit zur Antragstellung aufgefordert.

 

Ziel des Schwerpunktprogramms ist die Erforschung der sprachlautlichen kognitiven, artikulatorischen und perzeptiven Fähigkeiten des Menschen. Die Untersuchungen stehen im Schnittpunkt zwischen den in der Phonologie erforschten Lautsystemen, dem durch die Phonetik und Psycholinguistik etablierten Wissen über Artikulation, Perzeption und Spracherwerb und den in der Neurolinguistik untersuchten neuronalen Korrelaten sprachlautlicher Verarbeitung.

 

Den Hintergrund dabei bilden:

 

- Neue Ansätze in der Theoriebildung zwischen diesen Disziplinen, insbesondere Theorien, die Vorhersagen zur Summierung über Einzelvorkommen von Äußerungen und der im Zusammenhang damit stehenden kognitiven Realität machen (Theorie der Exemplare, probabilistische Linguistik), die Minimierung von artikulatorischem und perzeptivem Aufwand im Verständnis phonologischer Lautmuster sowie in der Modellierung phonetischer Beobachtungen wie der Koartikulation (Dispersionstheorie, funktionale Phonologie), constraintbasierte Theorien zur Phonologie und deren funktionaler Fundierung sowie Theorien über die temporale und quantitative phonetische Abbildung der Töne in der Intonation.

 

- Die Möglichkeit des neuen Einsatzes moderner Methoden, insbesondere artikulatorischer Messungen wie der Elektropalatografie (EPG), der elektromagnetischen Artikulografie (EMA) und der Laryngografie; neurophysiologischer Methoden wie der Elektroenzephalografie (EEG), der Magnetenzephalografie (MEG) und der funktionellen Kernspintomografie (fMRI); neuerer Verfahren zu gesprochenen Korpora; und der kreative Einsatz akustischer Messungen auf neue Fragen.

 

Zu untersuchende Fragestellungen betreffen insbesondere:

 

- Mentale Lexikoneinträge: deren Bezug zur artikulatorischen Realität und zur akustisch-perzeptiven Erkennung des Lexikoneintrags, die Frage nach deren diskreter oder summarisch-akustisch-perzeptiver Natur und Fragen nach deren Entstehen im Spracherwerb.

 

- Laute und Lautklassen (phonologische Merkmale) sowie deren phonologische Veränderungen: deren Korrelate in der Artikulation, Perzeption und in sprachbezogenen Arealen des Kortex.

 

- Prosodische Konstituenten (Silbe, Fuß, prosodisches Wort, phonologische Phrase, Intonationsphrase, prosodische Äußerung) sowie die diesen entsprechenden Betonungsmuster und andere Eigenschaften: deren artikulatorische Konsequenzen, Rolle in der Wahrnehmung, neurologische Korrelate, Rolle beim Spracherwerb und Interaktion mit der Syntax.

 

- Töne in der Intonation: deren akustische Konsequenzen in Abhängigkeit von prosodischen Konstituenten und Betonung sowie deren Wahrnehmung im Vergleich etwa mit der Wahrnehmung von Segmenten oder mit der Wahrnehmung von Tönen in Tonsprachen.

 

Beiträge zum Schwerpunktprogramm sind empirische Untersuchungen, die (a) sich an der phonologischen Theoriebildung orientieren, insofern sie entweder empirisch zu den kognitiven, artikulatorischen oder akustisch-perzeptiven Konsequenzen der phonologischen Elemente (diskrete mentale Lexikoneinträge, Laute, Merkmale, prosodische Konstituenten) beitragen, oder andersherum darauf angelegt sind, die Grenzen der Nützlichkeit dieser Abstraktionen in Bezug auf die Erklärung kognitiver, artikulatorischer oder akustisch-perzeptiver Phänomene nachzuweisen und alternative Konzeptionen verfolgen. Die Beiträge sollen (b) an Ergebnissen der Phonetik, Psycholinguistik und/oder Neurolinguistik anknüpfen. Erwartet werden insbesondere auch Beiträge, die phonologische Theoriebildung und kognitive, artikulatorische oder perzeptive Beobachtungen in ein empirisch überprüfbares Verhältnis zueinander setzen. Historisch-linguistische und typologisch-linguistische Untersuchungen sind willkom­men, soweit sie über die Fragestellungen historischen Wandels beziehungsweise typologischer Verbreitung hinausgehen und einen unmittelbaren Beitrag zu den synchron kompetenzorien­tierten Fragen des Schwerpunktprogramms leisten.

 

Anträge für die zweite dreijährige Förderperiode müssen bis zum 24. November 2008 in der Geschäftsstelle der DFG, Frau Dr. Helga Weyerts-Schweda, eingegangen sein. Bitte reichen Sie Ihren Antrag in englischer Sprache, ungeheftet, aber gelocht, in 8-facher Ausfertigung sowie einmal in elektronischer Form ein.

 

Weiterführende Informationen

 

Homepage des Schwerpunktprogramms: www.spp1234.de/

 

Fragen zur Zielsetzung des Programms richten Sie bitte an die wissenschaftlichen Koordinatoren, Prof. Dr. Hubert Truckenbrodt, hubertt@uni-tuebingen.de, und Prof. Dr. Richard Wiese, wiese@staff.uni-marburg.de.

 

Informationen zur Antragstellung erteilt Dr. Helga Weyerts-Schweda, DFG, Tel. +49 228 885-2046, helga.weyerts-schweda@dfg.de.

Von:  Helga Weyerts-Schweda

Publiziert von: Kai Nonnenmacher