Heidelberger Appell (aktualisiert): Für Publikationsfreiheit und die Wahrung der Urheberrechte
- Ort: Heidelberg
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Sprachpraxis, Didaktik
- Sprachen: Sprachenübergreifend
Der folgende Appell hat eine rege öffentliche Debatte um Urheberrechte und um Möglichkeiten und Gefahren des "Open Access" provoziert.* Unter den Unterzeichnern firmieren nicht eben viele Romanisten.
Um sich eine eigene Meinung bilden zu können und ggf. zu unterzeichnen, gibt romanistik.de neben dem Link auf den Appell weitere Hinweise auf die laufende Debatte:
*Feuilletonreaktionen z.B. in Die Welt, Blogs, FAZ, Tagesspiegel, NZZ.
Stellungnahme des Aktionsbündnisses Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft
eingeschickt von Thomas Hilberer am 5.5.09
Reaktion dazu in Die Zeit
Stellungnahme von Wissenschaftsorganisationen
... wie DFG, Max-Planck-Gesellschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft u.a.
Heidelberger Appell
Text der Erklärung und Unterzeichner
Das verfassungsmäßig verbürgte Grundrecht von Urhebern auf freie und selbstbestimmte Publikation ist derzeit massiven Angriffen ausgesetzt und nachhaltig bedroht.
International wird durch die nach deutschem Recht illegale Veröffentlichung urheberrechtlich geschützter Werke geistiges Eigentum auf Plattformen wie GoogleBooks und YouTube seinen Produzenten in ungeahntem Umfang und ohne strafrechtliche Konsequenzen entwendet.
Gleichzeitig propagiert national die »Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen« (Mitglieder: Wissenschaftsrat, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Leibniz-Gesellschaft, Max Planck-Institute u. a.) weitreichende Eingriffe in die Presse- und Publikationsfreiheit, deren Folgen grundgesetzwidrig wären.
Autoren und Verleger lehnen alle Versuche und Praktiken ab, das für Literatur, Kunst und Wissenschaft fundamentale Urheberrecht, das Grundrecht der Freiheit von Forschung und Lehre sowie die Presse- und Publikationsfreiheit zu untergraben. Es muß auch künftig der Entscheidung von Schriftstellern, Künstlern, Wissenschaftlern, kurz: allen Kreativen freigestellt bleiben, ob und wo ihre Werke veröffentlicht werden sollen. Jeder Zwang, jede Nötigung zur Publikation in einer bestimmten Form ist ebenso inakzeptabel wie die politische Toleranz gegenüber Raubkopien, wie sie Google derzeit massenhaft herstellt.
Noch nie in der Geschichte war die Zahl der Publikationen, von Büchern, Zeitschriften und elektronischen Veröffentlichungen so groß wie heute, war die Entscheidungsfreiheit der Autoren in einem so hohen Maß gewährleistet. Die »Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen« will die Autoren dagegen auf eine bestimmte Publikationsform verpflichten. Dies dient nicht der Verbesserung der wissenschaftlichen Information.
Die Unterzeichner appellieren nachdrücklich an die Bundesregierung und die Regierungen der Länder, das bestehende Urheberrecht, die Publikationsfreiheit und die Freiheit von Forschung und Lehre entschlossen und mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen. Die Politik steht in der Pflicht, den individualrechtlichen Ansprüchen, die sich an die Herstellung von künstlerischen und wissenschaftlichen Werken knüpfen, auf nationaler wie internationaler Ebene Geltung zu verschaffen. Die Freiheit von Literatur, Kunst und Wissenschaft ist ein zentrales Verfassungsgut. Verlieren wir sie, verlieren wir unsere Zukunft.
Digitale Lebenslügen? Die falschen Versprechen der vernetzten Welt
Zum Nachhören der Sendung: SWR 2 Forum vom 27.04.2009
Es diskutieren:
Dr. Astrid Herbold, Germanistin und freie Autorin, Berlin
Dr. Christoph Bieber, Politikwissenschaftler, Zentrum für Medien und Interaktivität, Universität Gießen
Prof. Dr. Christoph Bläsi, Buchwissenschaftler und Computerlinguist, Universität Mainz
Moderation: Carsten Otte
Kritische Reaktion von perlentaucher.de
Open Excess: Der Heidelberger Appell
"Verleger und Autoren wehren sich auf Initiative des Heidelberger Professors Roland Reuß gegen eine "Enteignung" durch Google und Open Access. Ihre Argumentation ist haarsträubend, voller Fehler und gefährlich. Von Matthias Spielkamp."
Weitere Reaktionen...
... zum Heidelberger Appell im Internet
Publiziert von: Kai Nonnenmacher