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29.05.2010

2 Post-Doc-Stipendien, Trier

  • Ort: Trier
  • Arbeitszeit: Sonstige
  • Beginn: 01.08.10
  • Bezahlung/Besoldungsklasse: 1700 €
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 21.06.10

2 Post-Doc-Stipendien, Trier

 

Im Rahmen der vom Land Rheinland-Pfalz geförderten Forschungsinitiative sind am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) Trier vorbehaltlich der Zuweisung der Mittel voraussichtlich zum 01. August 2010 zwei Post-Doc-Stipendien zu vergeben.

 

Das Stipendium ist zunächst auf ein Jahr befristet, in dessen Verlauf entweder eine anderweitige Förderung eingeworben oder nach dessen Ablauf vorbehaltlich der Zuweisung der Mittel maximal zweimal eine je einjährige Verlängerung des Stipendiums beantragt werden kann. Eine Verlängerung des Stipendiums setzt eine positive Evaluierung durch das HKFZ voraus. Ferner ist eine Verlängerung abhängig von der allgemeinen Zuweisung der Mittel.

 

Das Stipendium wird vergeben für ein Projekt, das entweder in eine größere monographische Studie und/oder in einen größeren Drittmittelantrag münden soll.

Die beteiligten Fachgebiete, in denen die Möglichkeit besteht, ein Projekt einzubringen, sind Germanistik, Geschichte, Jiddistik, Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Philosophie, Bibliothekswissenschaften und Romanistik.

 

Das Historisch-Kulturwissenschaftliche Forschungszentrum (HKFZ) Trier bündelt Forschungsaktivitäten mit einer historischen Ausrichtung aus verschiedenen kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Das historische Forschungsinteresse geht von der Überlegung aus, dass Beiträge zum Verständnis und zur Gestaltung aktueller gesellschaftlicher Strukturen nur auf der Grundlage systematischer Untersuchungen ihrer historischen Wurzeln geleistet werden können. Das Zentrum fördert eine arbeitsteilige inter- und transdisziplinäre Forschung, um so zu Ergebnissen zu kommen, die mit der konventionellen individuellen und einzelwissenschaftlichen Forschungstätigkeit in den Historischen Kulturwissenschaften nicht zu erzielen sind. Die Zusammenarbeit der beteiligten Forschungsprojekte und Fächer erfolgt aufgrund methodischer oder inhaltlicher Verknüpfungen im Sinne des formulierten inter- und transdisziplinären Anspruchs.

Weitere Informationen stehen auf der Homepage des Zentrums zur Verfügung: www.hkfz.uni-trier.de

 

Gefördert werden im Rahmen des HKFZ Trier interdisziplinäre, kulturhistorische Untersuchungen zum Thema Wissensräume. Orte – Ordnungen – Oszillationen. Raumerschaffung durch Wissen und räumliche Struktur von Wissen.

 

In segmentären, in stratifizierten wie auch in funktional ausdifferenzierten Gesellschaften sind der Erwerb, die Vermittlung, der Erhalt, die Umwertung und die Vernichtung von Wissensbeständen eigenen Räumen zugewiesen. Die Koppelung von Wissen an Räume und Raumvorstellungen erscheint nachgerade als Grundmodus okzidentalen Denkens, der sämtliche denkbaren Kategorien des Wissens – also kodifizierbares, propositionales, nicht-propositionales (Können, Handeln), normatives oder alltägliches Wissen – betreffen kann.

Dabei wird der Begriff des ‚Wissensraums’ häufig mit in greifbaren Gebäuden konkretisierten Orten wie denjenigen der Bibliothek, des Archivs, des Museums, des Klosters, des Labors, der Universität, der Schule, der Kanzlei, dem Gericht oder mit größeren topographischen Entitäten wie der Stadt verbunden. Mit Blick auf aktuelle Forschungsdebatten, zum Beispiel im Anschluss an Konzepte des topographical turns im Sinne Sigrid Weigels, bzw. des topological turns, wie er unter anderem von Stephan Günzel thematisiert wird, aber auch mit Blick auf das alltägliche Allgemeinwissen wird hingegen deutlich, dass der Begriff des ‚Wissensraums’ sowohl Orte umfasst, die in der materiellen Welt topo- oder geographisch lokalisierbar sind, als auch konstruierte Größen wie Herrschafts- oder Handlungs(spiel)räume.

Wissensräume sind somit verschiedenen, einander oftmals überlappenden Modi der Verräumlichung unterworfen. Diese können eher statischer Natur sein und sich in der Konfiguration von Räumen in Orten – verstanden als real-and-imagined places im Sinne Edward Sojas, also gleichermaßen sowohl als Möglichkeit eines konkreten sowie eines konstruierten Raums – und in unterschiedlich inhaltlich gespeisten Ordnungen ausdrücken. Diese Konfigurationen stehen zugleich in einem reziproken Verhältnis zu prozesshaften Verräumlichungsmodi, die sich als dynamische, hybride und häufig oszillierend gegenläufige Entwicklungen beschreiben lassen. Solche Formierungen- und Transformierungen von Wissensräumen zeigen sich beispielsweise in der Speicherung und/oder Löschung von Wissensbeständen sowie in Prozessen der Hierarchisierung und/oder Heterarchisierung von Wissen.

 

Wissen wird nicht nur vorgegebenen, von ihm unabhängigen Räumen zugeordnet, sondern ist also schon in seiner Formierung selbst an Prozesse der Verräumlichung gebunden. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang gerade Verräumlichungen von Größen, die per se nicht schon räumlich verfasst sind. Unsere Überlegungen gehen daher von drei Leitbegriffen aus:

Von dem Begriff des ‚Orts’ als zugleich räumlicher Konkretisation von Wissensbeständen (Stadt, Kloster, Bibliothek, Archiv etc.) wie auch als konstruierte Größe innerhalb des kulturellen Gedächtnisses einer spezifischen Gruppe (ästhetische, virtuelle, entgrenzte Räume, contact zones im Sinne Mary Louise Pratts, Schwellenräume im Sinne Homi Bhabhas, Zeit-Räume etc.).

Von dem Begriff der ‚Ordnung’ als realer und/oder imaginierter Systematisierung von Räumen und Wissensbeständen gleichermaßen, die sich insbesondere in Form der einander bedingenden und überschneidenden Wissenskulturen des Handlungs- und Spezialwissens emanieren, denen wiederum das auf kulturelle und soziale Rudimente verweisende Allgemein- und Alltagswissen gegenübersteht.

Sowie von dem Begriff der ‚Oszillation’ als Terminus zur Beschreibung von (Trans)Formierungsprozessen, denen Wissensräume unterliegen können und die in der Regel als Bewegung innerhalb einer dialektischen Struktur erscheinen, also als konvergierende Prozesse der Auflösung und Verfestigung, der Dynamisierung und Stabilisierung oder der Speicherung und Löschung beschreibbar sind.

 

Aus den vorhergehenden Grundannahmen ergibt sich ein, selbstredend erweiterbarer, Katalog denkbarer Fragen, an Hand derer im Rahmen beispielhafter Einzelprojekte mittels kulturwissenschaftlicher Raumtheorien eine historisch-systematische Herleitung der Bedeutungsvarianten von ‚Wissensraum’ erarbeitet werden soll:

• Warum ist es sinnvoll, die Kategorie des Raums auch auf das an sich körper- und raumlose Wissen zu applizieren?

• Warum weisen wir dieses Wissen Räumen zu?

• Gibt es nichträumliche Größen, deren Evidenz konstitutiv an Raumvorstellungen und -bilder gebunden ist?

• Was für Konsequenzen hat diese Sicht von Wissen als Raum für die Vollzüge, die mit Wissen, dessen Gewinn, Konservierung, Weitergabe und Vermehrung bzw. invers Verlust, Vernichtung, Unterdrückung und Marginalisierung verknüpft sind?

• Inwiefern kann etwa Raum einen spezifischen Wissensbestand stabilisieren oder dynamisieren und inwiefern im Umkehrschluss Wissen einen Raum?

• In welchen Fällen sind die gegenteiligen Effekte von Destabilisierung oder Stagnation zu beobachten?

• Welche gesellschaftlichen, kulturellen, mentalen oder künstlerischen Hierarchisierungs- und Heterarchisierungsprozesse verbinden sich mit Wissensräumen, deren Zugänglichkeit oder Unzugänglichkeit, deren Tradierung oder Unterdrückung?

• Befördert die Anwendung der Raumkategorie auf Bestände des Wissens immer zugleich eine Faktizität und Stabilisierung dieser Bestände, oder sind andere, prozesshaftere, hybride oder gar gegenläufige Entwicklungen denk- und beobachtbar?

• Kann die Legierung von Wissen und Raum auch zu einer Obliteration des Raums führen, so wie die Zerstörung des spezifischen Raums eine Obliteration – oder zumindest Fragmentierung – des Wissens nach sich zieht?

• Welche anderen (nichträumlichen) Ordnungsformen von Wissen werden durch die Konzentration auf den Raum als Ort der Strukturierung und Archivierung von Wissen unterdrückt, marginalisiert oder schlicht vergessen?

 

Prozedere für die Bewerbung

Folgende Unterlagen sind einzureichen:

• Lebenslauf mit detaillierter Darlegung des wissenschaftlichen Werdegangs

• Kopien der Abschlusszeugnisse von Schulen und Hochschulen

• Exposé für ein Forschungsvorhaben, aus dem der Bezug zum Thema des HKFZ ersichtlich sein soll (ca. 10-15 S. inklusive Zeitplan).

Das Exposé sollte sich an folgender Gliederung orientieren:

1. Einleitung

2. Stand der Forschung

3. Eigene Vorarbeiten

4. Fragestellung der Forschungsarbeit

5. Arbeitsplan mit Zeitplan

6. Zitierte Literatur

 

Höhe des Stipendiums

Die Höhe des Stipendiums beträgt monatlich EUR 1.700,-.

Die Stipendiatin/der Stipendiat muss sich verpflichten, keine Nebenerwerbstätigkeit aufzunehmen, an den Aktivitäten des HKFZ teilzunehmen sowie mehrere Zwischenberichte und einen Abschlussbericht zu erstellen. Wohnsitznahme in Trier ist erforderlich.

 

Bewerbungen per Post sowie in einer digitalen Ausfertigung (pdf) sind bis zum 21.06.2010 zu richten an den geschäftsführenden Leiter des HKFZ Trier, Prof. Dr. Martin Przybilski, Universität Trier, Fachbereich II/ Germanistik, D-54286 Trier

 

Bitte beachten Sie: Die Bewerbungsunterlagen werden nicht zurückgesandt, sondern nach Abschluss des Verfahrens vernichtet.

 

Weitere Informationen können auch bei Frau Dr. Kathrin Geldermans-Jörg eingeholt werden (Referentin der Geschäftsführung HKFZ Trier, 0651/ 201–2318; E-Mail: geldermans@uni-trier.de)

Von:  Kathrin Geldermans-Jlrg

Publiziert von: Barbara Ventarola