3. Internationaler Marbacher Sommerkurs
- Ort: Marbach
- Beginn: 24.07.12
- Ende: 27.07.12
- Disziplinen: Literaturwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 30.04.12
3. Internationaler Marbacher Sommerkurs
Norm und Natur des Verstehens: Neue Ansätze der Hermeneutik
24. bis 27. Juli 2012
Leitung: Dr. Carlos Spoerhase, Humboldt-Universität zu Berlin
Respondentin: Dr. Katja Mellmann, Universität Göttingen
In den 1960er Jahren ist die Hermeneutik wieder in das Zentrum der deutschsprachigen Geisteswissenschaften gerückt. In der Literaturwissenschaft bemühten sich u.a. Peter Szondi, Hans-Robert Jauss und Wolfgang Iser um eine Anknüpfung an hermeneutische Traditionen. In der Philosophie (Bollnow, Gadamer) und in der Wissenschaftstheorie (Stegmüller, Diemer) wurde ein neuer Anlauf genommen, mittels der Hermeneutik die historisch-philologischen Disziplinen zu fundieren. Daneben finden sich profunde Diskussionen der Hermeneutik im Bereich der ideenhistorischen Methodenreflexion (Blumenberg, Koselleck, Skinner). Parallel zu diesen systematischen Bemühungen um eine erneuerte Hermeneutik wurden wissenschaftshistorische Bemühungen um eine angemessene Rekonstruktion der Geschichte der Hermeneutik verfolgt (Weimar, Danneberg, Frank). In den frühen Arbeiten der Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik“ wurde die Hermeneutik sogar zu einem interdisziplinären Forschungsparadigma.
Das historische Interesse des Sommerkurses richtet sich auf die wichtigsten Schritte dieser 'Renaissance' der Hermeneutik seit den 1960er Jahren, die sich auch in anderen Ländern abspielte (Ricoeur, Hirsch, Betti). Hierbei kann auch auf die Archivbestände des Deutschen Literaturarchivs zurückgegriffen werden, das die Nachlässe wichtiger Protagonisten der hermeneutischen 'Renaissance' bereithält.
Die Hermeneutik als geisteswissenschaftliches Fundierungsprogramm ist in den letzten drei Jahrzehnten aber von verschiedenen Seiten auch erheblichen Einwänden ausgesetzt gewesen. So unterschiedliche Forschungsperspektiven wie die Diskursanalyse, die Dekonstruktion, der New Historicism, die Systemtheorie oder die Feldtheorie haben sich ausdrücklich kritisch von hermeneutischen Programmen abgesetzt und haben wie auch die aktuell diskutierten Präsenztheorien (Gumbrecht) dezidiert antihermeneutische Positionen entwickelt.
Angesichts dieser posthermeneutischen Bestrebungen mag es überraschen, dass gegenwärtig vielerorts wieder ein neues Interesse für hermeneutische Problemstellungen artikuliert wird. Zwei Tendenzen dieses neuen Interesses lassen sich beobachten: Einerseits aus philosophischer und literaturtheoretischer Perspektive der Versuch, das Problem der Normativität von Interpretationsvorgängen einer neuen Reflexion zuzuführen; andererseits aus kognitionspsychologischer Perspektive die Bemühung, bei einer Beschreibung menschlicher Verstehensprozesse naturalistisch zu verfahren.
In diesem Bereich liegt das systematische Interesse des Sommerkurses, der im Hinblick auf die Hermeneutik neuere Forschungsansätze aus den Bereichen der Literaturtheorie, der Philosophie, der Linguistik und der Kognitionspsychologie in den Blick nehmen wird und nach ihrer Relevanz für die Literaturwissenschaften und die Intellectual History fragen möchte.
Bewerbung:
International bewerben können sich sowohl Master-Studierende und Staatsexamenskandidaten als auch Promotionsstudenten der geisteswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fächer. Vorgesehen sind Plätze für 10-15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Erstattet werden die Reisekosten, ebenso werden Unterkunft und Verpflegung übernommen. Die Bewerbung (möglichst in einer pdf-Datei) besteht aus einem Anschreiben, in dem die Motivation zur Teilnahme dargelegt wird, dem ausgefüllten Formblatt, einem Lebenslauf sowie den letzten Zeugnissen und Leistungsnachweisen. Einsendeschluss ist der 30. April 2012 (Eingangsdatum). Die Auswahl trifft eine Kommission des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Ein Rechtsanspruch auf Teilnahme besteht nicht.
Bewerbungsschluss: 30. April 2012
Deutsches Literaturarchiv Marbach
- Sommerkurs -
Schillerhoehe 8-10
D-71672 Marbach am Neckar
E-Mail: forschung(at)dla-marbach.de
Publiziert von: RZ