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10.10.2011

Alexandre Kojève. Konstellationen zwischen Moskau -- Berlin -- Paris -- Brüssel

  • Ort: Berlin
  • Beginn: 27.10.11
  • Ende: 28.10.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
  • Sprachen: Französisch, Sprachenübergreifend

Der russisch-französische Philosoph Alexandre Kojève (1902–1968) ist besonders bekannt für seine Hegel-Vorlesungen im Paris der 1930er Jahre, welche Generationen französischer Intellektueller nachhaltig prägten. Zunächst an der Universität als europäische Brückenfigur wirkend, setzte er später diese Aufgabe in der Politik fort, indem er für die OECD arbeitete. Auf seinen Vortragsreisen in Deutschland hörten ihn Carl Schmitt, Jacob Taubes und die Köpfe der Berliner Studentenbewegung.

 

In seiner Hegellektüre machte Kojève das Ende der Geschichte zum Thema; deren Rezeption fokussierte auf den Begriff der Anerkennung: die gegenseitige Anerkennung aller hebe nicht nur den Kampf zwischen Herr und Knecht auf, sondern die den historischen Prozess vorantreibenden Widersprüche überhaupt.

 

Der Workshop möchte diese Rezeption öffnen, indem er weitere Konstellationen auf Kojèves Weg von Moskau nach Brüssel sichtbar macht und aufeinander bezieht: so mit Vladimir Solov'ëv, über dessen Religions- und Geschichtsphilosophie Kojève bei Karl Jaspers promovierte; mit dem Künstler Wassily Kandinsky, dem die Koževnikovs zur Adoptivfamilie wurden; mit dem Psychoanalytiker Jacques Lacan, dessen Begriff des Begehrens durch Kojèves Übersetzung der Hegelschen Begierde mit désir zentral wurde; mit dem Philosophen Leo Strauss und dessen politischer 'Kunst des Schreibens', die Kojève selbst meisterhaft praktizierte; mit der Möglichkeit eines nicht-humanistischen Atheismus, wie er für das Spannungsfeld zwischen Existenzialismus und Strukturalismus relevant wurde; mit dem 'Sonntag des Lebens' und seinem Verhältnis zu tagespolitischen Geschäften; mit der säkularisierten eschatologischen Figur vom Ende der Geschichte, die angesichts zahlreicher Kämpfe und Kriege ein Nachdenken über Geschichte über das Posthistoire hinaus erneut einfordert.

 

Donnerstag, 27.10.2011

 

10.00–10.30

Christine Blättler/Martin Treml: Begrüßung und Einleitung

 

10.30–11.30

Moderation Christine Blättler

Galin Tihanov (London): Alexander Kojève's Adventures between Philosophy and Wisdom

 

12.00–12.45

Moderation Andreas Hiepko

Marco Filoni (Mailand/Paris): Alexandre Kojève et le libre jeu du négociateur

 

14.30–16.00

Moderation Christine Blättler

Edward Swiderski (Fribourg): All roads lead to the Absolute… but some are better than others. On Koževnikov's reading of Solov'ëv

Margarete Vöhringer (ZfL): Kojève, Kandinsky und das Konkrete der Kunst

 

16.30–18.00

Moderation Michael Sellhoff

Andreas Hiepko (Berlin): Kojèves bande à part. Säkularisate des absoluten Wissens bei Bataille und Queneau

Danilo Scholz (Paris): Der Denker in Zeiten der Wirren. Alexandre Kojève und das Vichy-Regime

 

Freitag, 28.10.2011

 

11.00–12.30

Moderation Martin Treml

Thomas Meyer (Chicago/München): "Aber man muss auch dem Leser etwas lassen: er soll selbst weiter denken". Strauss und Kojève über Hegel, Plato und Xenophon

Herbert Kopp-Oberstebrink (ZfL): Taubes liest Kojève. Intellektuelle Konstellationen und Kontexte

 

14.00–15.00

Moderation Martin Treml

Falko Schmieder (ZfL): Die Enden der Geschichte nach Kojève

Ernst Müller (ZfL): Kommentar

 

15.30–17.00

Moderation Christine Blättler

Anna Tuschling (Bochum): Begehren contra Begierde? Lacans Antwort auf Kojèves Anthropologisierung Hegels

Stefanos Geroulanos (New York): Negation, Atheism, Realism. Alexandre Kojève on the Death of Man

 

(Stand: 05.10.2011)

 

Eine Kooperation zwischen dem Editionsprojekt Briefe von und an Jacob Taubes (Martin Treml und Herbert Kopp-Oberstebrink), dem Philosophischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Christine Blättler) und Andreas Hiepko (Berlin)

 

Von:  Sabine Zimmermann

Publiziert von: CS