Aufruf zur Sektionsmitarbeit beim Lusitanistentag: "Illusorische Wirklichkeiten / Realidades Ilusórias"
- Ort: Wien
- Beginn: 14.09.11
- Ende: 17.09.11
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Portugiesisch
Sektion im Rahmen des 9. Deutschen Lusitanistentages, 14.-17. September 2011 in Wien. Rahmenthema: Entdeckungen und Utopien: Die Vielfalt der portugiesischsprachigen Länder.
Illusorische Wirklichkeiten: Repräsentationen und Konstruktionen des Realen
Realidades ilusórias: representações e construções do real
Synopse
Die vielfältige und komplexe Dimension lusophoner Kulturräume umfasst
höchst differente kulturelle und künstlerische Erscheinungsformen.
Selbst das Lusophonie-Konzept ist teils historisch umstritten und oft
verallgemeinernd. Vor dem Hintergrund einer facettenreichen Diversität
steht der Aspekt der Einheit in der Vielfalt häufig im Mittelpunkt.
Dabei bemühen sich die lusophonen Länder stetig um die
"(Neu-)Entdeckung" der eigenen Kulturen, was sich insbesondere durch die
Problematisierung der Vergangenheit gestaltet. Nicht zuletzt gelten
diese Bemühungen auch der Repräsentation der Gegenwart sowie der
Konstruktion einer utopischen Zukunft.
In der heutigen literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskussion
spielen die Ideen von Repräsentation und Konstruktion eine überaus
bedeutende Rolle. Bereits durch das aristotelische Konzept der Mimesis
zeigte sich eine verbindliche Erwartung an das Literarische, sich durch
den Wahrheitsanspruch zu legitimieren. In diesem Sinne sollte Literatur
die Wirklichkeit repräsentieren, d.h. bildlich darstellen,
vergegenwärtigen, veranschaulichen oder nachahmen. Allerdings lässt sich
insofern ein Paradox beobachten, als dass Literatur in der Regel nicht
ohne die Verankerung im Fiktionalen und somit in einer konstruierten
(eigenen) Realität zu denken ist.
Durch den Begriff der Illusion wird das Täuschungsvermögen von Literatur
deutlich, indem ihr schöpferisches Potenzial, eine spezifische Realität
zu konstruieren, in den Vordergrund gerückt wird. Selbst der Anspruch
bestimmter literarischer Bewegungen, durch die Darstellung von
kulturellen Traditionen und Lebensverhältnissen eine authentische
Nationalliteratur zu schaffen, kann nicht ohne Rücksicht auf die
Problematik subjektiver Interpretationen betrachtet werden.
Die Sektion setzt sich mit Repräsentationen des Realen auseinander und
macht sich zur Aufgabe, den verschiedenen Formen der Darstellung und
Herstellung von Wirklichkeiten nachzugehen. Sie fokussiert vorwiegend
das literarische Feld lusophoner Prägung, ist jedoch im Sinne einer
kulturwissenschaftlichen Ausrichtung auch anderen Kunstformen und
medialen Phänomenen offen. So können sich die Beiträge beispielsweise an
folgenden Perspektiven orientieren:
• das Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit, z.B. als Debatte in Philosophie und
Literaturtheorie;
• der Repräsentationsanspruch von Realismen, z.B. bei Eça de Queirós, Machado de Assis u.a.;
• Literatur zwischen Wahrhaftigkeitsanspruch und Realitätsflucht, z.B. historische Romane, Surrealismus
• arte pura vs. arte comprometida, z.B. Ästhetizismus, Protest, Zensur u.a.;
• Offizialität vs. Marginalität;
• Gewaltästhetik;
• Identitäts- und Alteritätsdiskurse;
• genderorientierte Perspektiven in Literatur und Medien;
• Geschichte und Geschichten – literarische Verarbeitungen des Historischen;
• Reiseberichte;
• crônicas zwischen Literatur und Journalismus
Lara Brück-Pamplona
Brasilianische Literaturwissenschaft
Kollegiatin
a.r.t.e.s. Forschungsschule
Universität zu Köln
l.pamplona@uni-koeln.de
Alexandre Martins
Portugiesische Literaturwissenschaft
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Portugiesisch-Brasilianisches Institut
Universität zu Köln
a.martins@uni-koeln.de
Publiziert von: Kai Nonnenmacher