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02.12.2010

Aufruf zur Sektionsmitarbeit beim Lusitanistentag: "Illusorische Wirklichkeiten / Realidades Ilusórias"

  • Ort: Wien
  • Beginn: 14.09.11
  • Ende: 17.09.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Portugiesisch

Sektion im Rahmen des 9. Deutschen Lusitanistentages, 14.-17. September 2011 in Wien. Rahmenthema: Entdeckungen und Utopien: Die Vielfalt der portugiesischsprachigen Länder.

 

Illusorische Wirklichkeiten: Repräsentationen und Konstruktionen des Realen

Realidades ilusórias: representações e construções do real

 

Synopse

 

Die vielfältige und komplexe Dimension lusophoner Kulturräume umfasst

höchst differente kulturelle und künstlerische Erscheinungsformen.

Selbst das Lusophonie-Konzept ist teils historisch umstritten und oft

verallgemeinernd. Vor dem Hintergrund einer facettenreichen Diversität

steht der Aspekt der Einheit in der Vielfalt häufig im Mittelpunkt.

Dabei bemühen sich die lusophonen Länder stetig um die

"(Neu-)Entdeckung" der eigenen Kulturen, was sich insbesondere durch die

Problematisierung der Vergangenheit gestaltet. Nicht zuletzt gelten

diese Bemühungen auch der Repräsentation der Gegenwart sowie der

Konstruktion einer utopischen Zukunft.

 

In der heutigen literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskussion

spielen die Ideen von Repräsentation und Konstruktion eine überaus

bedeutende Rolle. Bereits durch das aristotelische Konzept der Mimesis

zeigte sich eine verbindliche Erwartung an das Literarische, sich durch

den Wahrheitsanspruch zu legitimieren. In diesem Sinne sollte Literatur

die Wirklichkeit repräsentieren, d.h. bildlich darstellen,

vergegenwärtigen, veranschaulichen oder nachahmen. Allerdings lässt sich

insofern ein Paradox beobachten, als dass Literatur in der Regel nicht

ohne die Verankerung im Fiktionalen und somit in einer konstruierten

(eigenen) Realität zu denken ist.

 

Durch den Begriff der Illusion wird das Täuschungsvermögen von Literatur

deutlich, indem ihr schöpferisches Potenzial, eine spezifische Realität

zu konstruieren, in den Vordergrund gerückt wird. Selbst der Anspruch

bestimmter literarischer Bewegungen, durch die Darstellung von

kulturellen Traditionen und Lebensverhältnissen eine authentische

Nationalliteratur zu schaffen, kann nicht ohne Rücksicht auf die

Problematik subjektiver Interpretationen betrachtet werden.

 

Die Sektion setzt sich mit Repräsentationen des Realen auseinander und

macht sich zur Aufgabe, den verschiedenen Formen der Darstellung und

Herstellung von Wirklichkeiten nachzugehen. Sie fokussiert vorwiegend

das literarische Feld lusophoner Prägung, ist jedoch im Sinne einer

kulturwissenschaftlichen Ausrichtung auch anderen Kunstformen und

medialen Phänomenen offen. So können sich die Beiträge beispielsweise an

folgenden Perspektiven orientieren:

 

• das Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit, z.B. als Debatte in Philosophie und

Literaturtheorie;

• der Repräsentationsanspruch von Realismen, z.B. bei Eça de Queirós, Machado de Assis u.a.;

• Literatur zwischen Wahrhaftigkeitsanspruch und Realitätsflucht, z.B. historische Romane, Surrealismus

• arte pura vs. arte comprometida, z.B. Ästhetizismus, Protest, Zensur u.a.;

• Offizialität vs. Marginalität;

• Gewaltästhetik;

• Identitäts- und Alteritätsdiskurse;

• genderorientierte Perspektiven in Literatur und Medien;

• Geschichte und Geschichten – literarische Verarbeitungen des Historischen;

• Reiseberichte;

• crônicas zwischen Literatur und Journalismus

 

Lara Brück-Pamplona

Brasilianische Literaturwissenschaft

Kollegiatin

a.r.t.e.s. Forschungsschule

Universität zu Köln

l.pamplona@uni-koeln.de

 

Alexandre Martins

Portugiesische Literaturwissenschaft

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Portugiesisch-Brasilianisches Institut

Universität zu Köln

a.martins@uni-koeln.de

Von:  Alexandre Martins

Publiziert von: Kai Nonnenmacher