CfA: Würzburg Summer School for Cultural and Literary Animal Studies (CLAS)
- Ort: Würzburg
- Beginn: 23.09.13
- Ende: 28.09.13
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 15.05.13
33 Stipendien für die Würzburg Summer School for Cultural and Literary Animal Studies (CLAS),
23.09.-28.09.2013, Universität Würzburg
1. Würzburg Summer School for Cultural and Literary Animal Studies, gefördert von der VolkswagenStiftung
In den Geistes- und Kulturwissenschaften sind in den letzten Jahren zunehmend Tiere in den Fokus des Interesses gerückt. Die Cultural and Literary Animal Studies verfahren interdisziplinär, sie versammeln so unterschiedliche Forschungsdisziplinen wie Philosophie, Kunstgeschichte, Filmwissenschaft, Literaturwissenschaften, Wissenschaftsgeschichte, Kulturwissenschaft, Biologie, Psychologie, Anthropologie, Geographie, Soziologie und Rechtswissenschaften. Die „Würzburg Summer School for Cultural and Literary Animal Studies“ versammelt diese interdisziplinär gestellten Fragen und geht der historischen und systematischen Position der Tiere in unserer Kultur in drei aufeinander aufbauenden, dabei aber jeweils eigene und eigenständige Schwerpunkte setzenden Jahresthemen nach. Mit der ersten Summer School 2012 unter dem Thema „Nature, Culture, Agency“ standen generelle Fragen nach einer Epistemologie und Methodologie der CLAS im Vordergrund. Die diesjährige Summer School wird sich dem Jahresthema der „Politischen Zoologie“ widmen, 2014 folgt das Jahresthema „Zoologische Ästhetik“. In jedem Jahr wird das Thema durch Keynote Lectures, Workshops zu Tiertheorien und Tierthemen, Podiumsdiskussionen, künstlerische Präsentationen und offene Formate zur Projektentwicklung und –vernetzung untersucht. Die Summer Schools richten sich vorrangig an NachwuchswissenschaftlerInnen, die ein einschlägiges Projekt bearbeiten und das Feld der CLAS gemeinsam mit den WorkshopleiterInnen und Vortragenden – NachwuchswissenschaftlerInnen und WissenschaftlerInnen, die die Grundlagen zu den CLAS gelegt haben – erkunden und entwickeln wollen.
2. Summer School 2013: Politische Zoologie
Im Zentrum der Summer School 2013 zur „Politischen Zoologie“ (23.09-28.09.2013) steht eine politisch-historische Frage: Was sind die politischen und sozialen Funktionen der Tiere? Wie steht es um den Zusammenhang von Politik, Poetik und Geschichte der Tiere? Tiere sind sowohl Ordnungszeichen als auch Ordnungsinstrumente: Sage mir, an welchen Ort du welche Tiere stellst, und ich sage dir, wie die Kultur funktioniert, in der du lebst. Solche Tierordnungen lassen sich im Rahmen einer Politischen Zoologie erfassen. Die Analyse politischer Zoologien bezieht sich nicht auf eine gegebene biologische, sondern auf eine entworfene kulturelle Ordnung; unter Einschluss naturwissenschaftlicher Perspektiven bewegt sie sich in biokulturellen bzw. kulturbiologischen Räumen. Sie widmet sich sowohl Theorien (z.B. Evolution) als auch Institutionen (z.B. Zoo) und Praktiken (z.B. Züchtung). Von historischem Interesse ist dabei ein weiter Zeitraum: Frühe Neuzeit, Moderne, Gegenwart. Untersucht werden soll die politische Zoologie ausgehend von exemplarischen Fallstudien literarischer, zoologischer, philosophischer und juristischer Texte.
Mit zwei Keynote Lectures (Susan McHugh, Maine/USA; Tom Tyler, Oxford/GB) geht die Summer School 2013 Fragen der Repräsentation von Tieren in unserer Kultur nach und befragt anthropozentrische Konzeptionen auf ihre politischen Ordnungsfunktionen. Der Konstanzer Neurobiologe Christoph Kleineidam debattiert mit dem Literatur- und Kulturwissenschaftler Niels Werber (Siegen) über das „social decision-making“ von Insekten und Menschen. Die Choreographin Antonia Baehr präsentiert mit der Performance „My dog is my Piano“ unmögliche Möglichkeiten der Kohabitation von Tieren und Menschen und diskutiert darüber im Anschluss mit der Berliner Tanzwissenschaftlerin Gabriele Brandstetter. Eine Tierspurensuche führt die TeilnehmerInnen am Exkursionstag an einen prominenten Ort der politischen Zoologie. In Workshops wird das Thema exemplarisch und theoretisch bearbeitet. In Theorieworkshops (geleitet durch TeilnehmerInnen der Summer School) lesen und diskutieren wir grundlegende theoretisch-methodische Positionen zur politischen Zoologie. In drei parallel laufenden Themen-Workshops soll das Thema exemplarisch vertieft werden:
A) „Anomalien/Delinquenzen“ (Harald Neumeyer, Antonia Eder): Der Workshop möchte Tiere als Figurationen von Abweichungen und Ausschließungen diskutieren. Dabei ist sowohl das Moment der Abweichung als auch der Prozess der Ausschließung zweifach auszudifferenzieren – einmal hinsichtlich herrschender Normen und einmal in Bezug auf gültige Gesetze. Im ersten Fall soll es demnach um Abweichungen und Ausschließungen gehen, die im Zeichen einer anthropologischen, medizinisch-psychologischen und/oder sozialen Ordnung bestimmt und vorgenommen werden, im zweiten um solche, die im Namen einer religiösen, juristischen und/oder politischen Ordnung stehen.
B) „Völker/Schwärme“ (Eva Johach, Martina Munk): Die Erforschung von Insektenvölkern ist seit ihrem Beginn eng mit der Reflexion über menschliche Gesellschaftsbildung verbunden. Die fleißigen und dem Gemeinwohl des Schwarmganzen verpflichteten Ameisen und Bienen fungierten nicht selten als politisch-moralisches Vorbild, konnten in ihrem heillosen Gewimmel und ihrer „totalitären“ Organisation aber auch Sinnbild für gesellschaftliche Nivellierung und Uniformierung sein. Der Workshop verfolgt das Paradigma des Insektenschwarms in seinen utopischen und dystopischen Implikationen vom 18. Jahrhundert bis hinein in die Konjunktur der Schwarmintelligenz der jüngsten Gegenwart.
C) „Jagd/Herrschaft“ (Roland Borgards, Alexander Kling): Mit der Jagd kreuzen sich zwei Herrschaftsbeziehungen: erstens die zwischen Mensch und Tier und zweitens die zwischen Obrigkeit und Untertanen. Der Workshop befragt die Jagd als kulturelle Praxis in Hinsicht auf ihre ambivalente Funktion für die Formierung menschlicher und nicht-menschlicher Kollektive sowie für die Legitimation politischer Ordnungen. Ausgangspunkt für die Diskussionen im Workshop werden literarische Texte, Jagdtraktate, historische Berichte von Jagdpraktiken und Jagd-Bilder von der Frühen Neuzeit bis in die Moderne sein.
Wir erwarten NachwuchswissenschaftlerInnen aus verschiedenen Disziplinen und Ländern und verstehen die Summer School als Labor für den Forschungsbereich. Es wird die Gelegenheit zur Vorstellung und Diskussion eigener Projekte ebenso geben wie Räume zur Vernetzung und Entwicklung.
3. Bewerbung
Für die Summer School 2013 stehen 33 vollfinanzierte Stipendien zur Verfügung, die sowohl Reise- als auch Übernachtungskosten abdecken. Zur Bewerbung bitten wir NachwuchswissenschaftlerInnen (fortgeschrittene Studierende, Doktoranden und PostDocs) aller einschlägigen Fachgebiete mit einem eigenen Projekt zu den CLAS um ein zweiseitiges Motivationsschreiben, das sowohl Aufschluss gibt über das grundsätzliche Interesse an den CLAS (Forschungsanbindung, eigene Projekte), als auch über das Interesse an dem ausgewählten Workshop (Erstwahl), sowie den ausgefüllten Bewerbungsbogen, der zusammen mit dem Programm der Summer School 2013 auf unserer Homepage zum Download bereitsteht. Bitte verzichten Sie auf die Zusendung weiterer Unterlagen! Bewerbungen (ausschließlich per Email) können bis zum 15. Mai eingereicht werden. Die Einladungen werden Anfang Juni versendet. Die Teilnahme an der ersten Summer School 2012 ist keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung.
Angestrebt wird ein interdisziplinär und international ausgerichtetes Teilnehmerfeld. Erforderlich sind (mindestens passive) Deutsch- und Englischkenntnisse. Im Interesse der intensiven gemeinsamen Arbeit können Stipendien nur an BewerberInnen vergeben werden, die sich die gesamte Summer School 2013 über in Würzburg aufhalten.
Bewerbungen sind bis zum 15. Mai 2013 zu richten an:
netzwerk-clas@germanistik.uni-wuerzburg.de
Bewerbungsbogen, Programm und weitere Informationen finden sich unter:
www.summerschool-clas.de
Würzburg Summer School for Cultural and Literary Animal Studies, gefördert von der VolkswagenStiftung
Prof. Dr. Roland Borgards, Alexander Kling und Esther Köhring
Institut für deutsche Philologie
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte
Universität Würzburg
Am Hubland
97074 Würzburg
Publiziert von: RZ