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16.12.2013

CfP: 13. Sektion des Frankoromanistentags "Das digitalisierte Subjekt: Neue Medien als 'technique de soi'. Grenzbereiche zwischen Fiktion und Alltagsreferentialität

  • Ort: Münster
  • Beginn: 24.09.14
  • Ende: 27.09.14
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
  • Sprachen: Französisch
  • Frist: 15.02.14

Als Michel Foucault in seinem Spätwerk die antike Selbstsorge untersuchte, mit der Menschen in die Lage versetzt wurden, sich als Subjekte zu konstituieren, war nicht absehbar, welchem Wandel diese "Techniken des Selbst" im digitalen Zeitalter unterliegen würden. Subjekthaftigkeit ist nicht in der Person begründet, sondern wird erst durch körperliche und mediale Praktiken dynamisch hergestellt. Die Sektion widmet sich den Schnittstellen von digitalen Techniken und Subjekt-Techniken und fragt danach, welche neuen Modelle des Seins so entstanden sind und wie sie wissenschaftlich untersucht werden können.

 

Ein Fokus liegt auf den prekären Konsequenzen dieser Entwicklungen, da die Grenzen zahlreicher heuristischer Oppositionen wie Mensch vs. Technik; Intimität vs. Anonymität; Fiktion vs. Fakt und Literatur vs. Leben durchlässig werden oder sich komplett auflösen. Der Wandel von einer Interaktions- zu einer Mediengesellschaft erreicht im Internet-Zeitalter eine neue Qualität: Kategorien von Zeit und Raum weisen nun das Potenzial einer synchronen Durchdringung auf, was nicht nur die idealistischen Vorstellungen von Geschichte und Topographie erschüttert, sondern auch die sich darin manifestierenden Subjekte neu formiert.

 

Die Sektion gliedert sich in drei thematische Panels:

 

THEORIEN UND METHODEN: SUBJEKT UND MEDIEN

Wie können Phänomene der Subjektkonstitution überhaupt methodisch erfasst werden? Die Probleme der Text-Kontext-Beziehungen und der Intertextualität / Transmedialität rücken hier in den Vordergrund. Es gilt zudem, verschiedene interdisziplinäre Konzepte und Strategien der Subjektkonstitution zu diskutieren und zu erweitern (Foucault, Giddens, Sennett, Deleuze, Bauman, Butler, Althusser etc.). Die Ansätze nicht-philologischer Disziplinen wie der Soziologie und der Kommunikationswissenschaften sind auf ihre Anschlussfähigkeit zu sichten.

 

FALLBEISPIELE UND PERSPEKTIVEN: FORMEN DIGITALER SUBJEKTE

Eine Bestandsaufnahme verschiedener digitaler Techniken und ihrer Anschlüsse an die Technologien des Subjekts soll anhand der Analyse konkreter Beispiele geleistet werden. Von Interesse sind u.a. narrative Strukturen des Bloggens ebenso wie die Funktion von Bild-, Audio- und Videodaten und digitaler Techniken 'jenseits' des Internets wie z.B. Augmented Reality oder Computerspiele. In diesem Zusammenhang ist der transkulturellen Dimension (Frankophonie) besondere Beachtung zu zollen, da die globale Erreichbarkeit als ein dem Internet inhärentes Phänomen mitberücksichtigt werden muss. Es gilt auch zu fragen, welche Art von Subjekt damit überhaupt entsteht, ob es dezentriert, multipel, episodisch, spielerisch – oder ein vollkommen anderes und neues ist.

 

GRENZAUFHEBENDE POETIKEN? SUBJEKTE ZWISCHEN FIKTION UND ALLTAGSWIRKLICHKEIT

Inwiefern bedienen und variieren digitale Poetiken Muster, die literarisch / künstlerisch bereits präsent sind? Auf diese Frage kann die Autobiografie- und die Autofiktionsforschung mögliche Antworten liefern. In diesem Kontext werden vor allem die Arbeiten von Doubrovsky, Lejeune und Genette relevant. Das Verhältnis von Referentialität und Fiktion soll erneut erörtert werden, indem etwa Autofiktion nicht mehr als Gattung, sondern als Diskurs diskutiert wird. Weitere Fragen beziehen sich auf ethische, gesellschaftskritische und realpolitische Dimension ebenso wie auf die Bedeutung der Gender-Kategorie für digitale Selbstpoetiken.

 

Eine Publikation der Beiträge (eventuell in digitaler Form) wird angestrebt. Bitte senden Sie Vorschläge für einen Vortrag als Abstract (max. 300 Worte), eine mögliche Zuordnung zu einem der drei Panels und knappe biographische Angaben bis zum 15.02.2014 an: das.digitalisierte.subjekt@gmx.de. Alle Philologien, Kommunikations-, Medien- und Sozialwissenschaften werden ausdrücklich zur Teilnahme ermutigt.

 

Chantal Marquardt (Mannheim)

Innokentij Kreknin (Münster/ Passau)

 

Von:  Chantal Marquardt

Publiziert von: cf