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05.12.2012

CfP: "Corpus". 29. Forum Junge Romanistik (Erlangen)

  • Ort: Erlangen
  • Beginn: 13.03.12
  • Ende: 16.03.12
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 15.12.12

Die Beschäftigung mit dem Körper ist die logische Konsequenz der geisteswissenschaftlichen Paradigmenwechsel der letzten Dekaden. Während die Forschung bis in die 70er/80er Jahre ihr Augenmerk schwerpunktmäßig auf geschriebene Texte richtete, sind seither verstärkt Tendenzen zur Überwindung dieser Begrenzung spürbar. Der topographical, der performative sowie der emotional turn haben zu einer Dynamisierung und Öffnung des Wissenschaftsdiskurses und zu einer Privilegierung körperorientierter Formen des Umgangs mit Literatur, Sprache und Kultur geführt. Das Potenzial der Leiblichkeit für Kultur-, Literatur- und Sprachwissenschaft sowie für die Fachdidaktik zu nutzen, ist das Ziel des 29. Forums Junge Romanistik, das vom 13.-16.03.2013 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg stattfindet.

 

Kulturwissenschaftliche Anknüpfungsmöglichkeiten an das Thema bietet erstens die Frage nach dem Körper als Instrument zum Ausdruck von Identität. Als Indikator gesellschaftlicher Werte ist der Leib unablässig Austragungsort semiotischer Prozesse. Beleuchtet werden sollen Körperpraktiken und -repräsentationen in der Romania, die Beziehung von Körper und Sprache in der Alltagskultur sowie die Frage nach einer spezifisch postmodernen Körpererfahrung.

Da der Körper soziale Normen inkarniert, unterliegt er häufig einer Instrumentalisierung zu machtpolitischen Zwecken. Die Zügelung der Affekte und Triebe und die Internalisierung äußerlicher Zwänge scheinen die zeitgenössische Kultur mehr denn je zu prägen. Erforscht werden soll vor diesem Hintergrund die Beeinflussung des Körpers durch Zivilisierungsprozesse in alltagskulturellen Praktiken wie Sport, Tanz, Arbeit, Essen, Bekleidung etc., die Überschneidungen biologischer und kultureller Körperlichkeit sowie die Instrumentalisierung des Körpers zu ideologischen Zwecken.

Das Geschlecht ist ein zentrales Ausdrucksmittel kultureller und persönlicher Identität und kann deshalb zur Zementierung als auch zur Transgression von Hierarchiestrukturen eingesetzt werden. Es werden in diesem Zusammenhang Beiträge erbeten, die sich auf der theoretischen Basis von Queer und Gender Studies mit der Kristallisation von Geschlechterbildern in Literatur, Film und Medien der Romania, dem Kulturvergleich von Geschlechtsdiskursen sowie der Sexualität als Schlüssel von Identität auseinandersetzen.

 

Literaturwissenschaftliche Zugänge bietet erstens die Frage nach der Inszenierung des Körpers in literarischen Werken. Kaum ein Text verzichtet auf die ästhetische Inszenierung von Sexualität, Gewalt, Krankheit oder Tod. Auseinandergesetzt werden soll sich in diesem Kontext sowohl mit der Symbolik und Metaphorik des Körpers in der Literatur als auch mit dem poetologischen Niederschlag von Körperdiskursen und -bildern auf die Ästhetik.

Nicht nur inhaltlich spielt der Körper in der Literatur eine Rolle, sondern auch als Medium der Aufführung. Die Ursprünge der Literatur liegen nicht im textuellen Bereich, vielmehr wurden Gedichte und Epen im Mittelalter laut vorgelesen, meist von Musik und Tanz begleitet. Gefragt ist in diesem Kontext nach Beiträgen zur Oralität (in) der Literatur, insbesondere zum mnemotechnischen Potenzial, zu Rezeptionskontexten und zur Ästhetik konzeptueller Mündlichkeit in der romanistischen Literatur.

Aus wirkungsästhetischer Perspektive interessiert die körperliche Beteiligung an Literatur. Die Theaterwissenschaften haben sich als erste von der Vorstellung verabschiedet, dass Literatur lediglich dem Bedeutungstransport diene. Auch in den anderen Gattungen hat der Aufführungscharakter von Literatur Konjunktur. Willkommen sind Zuschriften, die das Wirkungspotenzial literarischer Texte in einzelnen Gattungen und Medien aufzeigen oder die Materialität der literarischen Kommunikation in den Blick nehmen.

 

Die sprachwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Corpus ermöglicht erstens die Korpuslinguistik. Trotz der neuen Möglichkeiten der digitalen Datenverarbeitung bleibt die Erhebung aussagekräftigen Sprachmaterials sowie dessen Aufbereitung und Auswertung eine Herausforderung. Gefragt werden soll auf der Tagung nach den Möglichkeiten zur Optimierung quantitativer und qualitativer Erhebungsmethoden und den Voraussetzungen zur Gewinnung authentischer Daten. Daneben soll auch die Möglichkeit zur Präsentation aktueller Ergebnisse aus romanistischen Korpusstudien bestehen.

Der zweite Fokus liegt auf der Körpersprache. Der Körper kann sprachliche Äußerungen einleiten, unterstützen oder ersetzen. Tonfall, Gestik, Mimik, Augenkontakt sowie Körperhaltung und -bewegung begleiten und beeinflussen jegliche Kommunikation. Das Forum soll Raum für Fragen nach dem spezifischen Emotions- und Einstellungsausdruck in der Romania sowie nach ihrer Rolle für Rhetorik und Selbstdarstellung bieten.

Ein Großteil der sprachwissenschaftlichen Analysen konzentriert sich auf den Zeicheninhalt. Entgegen diesem Trend unterzieht das Forum den Zeichenkörper einer Betrachtung und überdenkt die Fragestellungen im Kontext der Beziehung von signifiant und signifié neu. Das Augenmerk liegt dabei auf Phänomenen wie Homonymie und Polysemie, Wortbildungsprozessen, etymologischen bzw. phonologischen Schreibtraditionen sowie auf der Motiviertheit und Transparenz sprachlicher Zeichen (Onomatopoesie, Lautsymbolik etc.).

 

In der Fremdsprachendidaktik hat sich in den letzten Jahrzehnten ein auf Performanz hin orientierter Paradigmenwechsel vollzogen. Behandelt werden sollen davon ausgehend Fragen zum Lerner- und Lehrercorpus, hierunter die Förderung performativer (Sprach-)kompetenzen, Genderfragen, Motivation/Frustration/Langeweile, nonverbale Kommunikation, dramenpädagogische Methoden sowie ganzheitliche Lehr- und Lernmethoden und Lernstrategien. Auch Beiträge zum Lehrcorpus, d.h. zum didaktischen Material, sind willkommen. Vor allem gilt das Interesse linguistischen Textcorpora als Lehr- und Lerncorpora, Realienkunde und interkulturellem Lernen und der Vermittlung von Körperbildern in Lehrwerken.

 

Bei Interesse bitten wir um die Zusendung eines Abstracts im Umfang von 400 Wörtern bis zum 15.12.2012 an FJR2013@roman.phil.uni-erlangen.de.

 

 

Von:  Teresa Hiergeist

Publiziert von: RZ