CfP: Die Vielfalt der Sattelzeit. Strukturen und Tendenzen des historischen Erzählens um 1800 im deutsch-französischen Vergleich
- Ort: IZEA, Halle (Saale)
- Beginn: 23.05.13
- Ende: 24.05.13
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch, Sprachenübergreifend
- Frist: 20.12.12
Nachwuchsseminar (DoktorandInnen und Promovierte) im Rahmen des Programms „Poétique du récit historique“ des Centre d’études et de recherche sur l’Allemagne (CIERA/Paris) am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (IZEA), 23.–24. Mai 2013. Wiss. Leitung: Prof. Dr. Daniel Fulda (Halle)
CALL FOR PAPERS
Die Frage, wie Geschichte erzählt werden soll und darf, wurde in der Zeit um 1800 zunehmend unter dem damals neuen Gesichtspunkt diskutiert, dass Geschichtsschreibung wissenschaftlich fundiert und geregelt sein sollte. Die traditionelle Maßgeblichkeit rhetorischer Regeln rückte dadurch in den Hintergrund, ohne jedoch ihre diskurssteuernde Rolle ganz zu verlieren. Poetische Muster und ästhetische Denkweisen strahlten sogar verstärkt in den Bereich der nicht-fiktionalen Geschichtserzählung aus; insbesondere in Deutschland fällt dies auf, wo es in der Frühen Neuzeit wenig ‚literarische’ Geschichtsschreibung gegeben hatte. Die aus systemtheoretischen Prämissen ableitbare These, dass in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Ausdifferenzierung wissenschaftlicher und künstlerischer Formen der Geschichtserzählung einsetzte, bedarf daher der Prüfung.
Zu den in der ‚Sattelzeit’ (ca. 1750–1830) neu ausgebildeten Formen des historischen Erzählens sind in der Forschung der letzten beiden Jahrzehnte zahlreiche Arbeiten entstanden. In der Regel behandeln sie Texte nur eines Landes bzw. einer Sprache. Zu fragen ist jedoch: Lassen sich die jeweils für ein Land diagnostizierten Entwicklungen hochrechnen zu generalisierenden Aussagen über ‚die Modernisierung‘ des historischen Erzählens? Mehr oder weniger abweichende Wege und Verhältnisse in anderen Ländern wurden dagegen weniger beachtet.
An diesem Punkt setzt unser Workshop ein, um anhand französisch-deutscher Vergleiche nach alternativen Wegen der Modernisierung des historischen Erzählens am Ende des ancien régime sowie des rhetorischen Systems zu fragen. Dabei sollen die nationalkulturellen Spezifika der jeweiligen Verhältnisse und Wandlungsprozesse – mit jeweils eigenen Auffassungen von Kunst, Wissenschaft und Literatur, spezifischen Institutionen, Publika und politischen Motiven – ebenso zur Sprache kommen wie gleichartige Strukturen und Tendenzen. Ebenso ist nach den Transfer-, Attraktions- und Repulsionsbeziehungen zwischen den Geschichtskulturen beider Länder zu fragen. Ziel ist es, die Vielfalt sattelzeitlicher Formen der Geschichtserzählung nicht nur in generischer und poetologischer Hinsicht, sondern auch länderübergreifend in Blick zu nehmen.
Bitte schicken Sie Ihre Beitragsvorschläge bis zum 20. Dezember 2012 an die nachstehende Mailadresse: daniel.fulda@germanistik.uni-halle.de
Programmverantwortliche des CIERA: Prof. Dr. Elisabeth Décultot (Centre de recherches interdisciplinaires sur l’Allemagne/CRIA – Centre national de la recherche scientifique /CNRS – L’École des hautes études en sciences sociales/EHESS), Prof. Dr. Daniel Fulda (MLU Halle-Wittenberg/IZEA), Dr. Christian Helmreich (Universität Paris 8), Jacques Le Rider (École Pratique des Hautes Études, Paris), Prof. Dr. Johannes Süßmann (Universität Paderborn)
Publiziert von: Barbara Ventarola