CfP: Europa leben, Europa schreiben
- Ort: Münster
- Beginn: 15.04.14
- Ende: 17.04.14
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 31.01.14
Europa leben, Europa schreiben: Literarische Ansichten der Urbanisierung und die ‹Provinzialisierung› europäischer Identitäten
Vom 15. bis zum 17. April 2014 veranstaltet das Europa-Kolleg der Universität Münster eine Konferenz zum Thema „Europa leben, Europa schreiben: Literarische Ansichten der Urbanisierung und die ‹Provinzialisierung› europäischer Identitäten“.
Nach Dipesh Chakrabarty durchleuchtet die ‹Provinzialisierung› Europas die Vorstellung von Europa als Wiege der Moderne. Ihr Mehrwert liegt in der Produktion innovativer Konzepte in einer Debatte über Europa während und nach der Globalisierung. Doch das Konzept der ‹Provinzialisierung› ist nur ein Teil in einem Repertoire verschiedener kritischer Methoden, die kulturelle Parameter identifizieren, nach denen die Identitäten einzelner Regionen festgelegt werden (die, anders als bei Chakrabarty, auch innerhalb Europas liegen können). Diese dienen als Vorlage für regionale Gemeinschaften, die sich als Provinz oder gar Staat herausbilden. Ähnliche Parameter gibt es für urbane Identitäten, so dass es möglich wird, bei der Beschreibung der Urbanisierung in Europa Parallelen zu den Prozessen zu ziehen, die Benedict Anderson als konstitutiv für das Entstehen „imaginierter Gemeinschaften“ nennt – sei es die Herausbildung institutioneller Bezüge zwischen Territorium und religiösem Glauben oder zunehmende Zentralisierung politischer Systeme.
Ob Städte und Regionen dadurch an Bedeutung gewinnen (oder nur wieder verstärkt wahrgenommen werden), ist nur eine der zu klärenden Fragen. Im Sinne des „spatial turn“ sollen Stadt und Region nicht nur als geographische Gegebenheiten betrachtet, sondern die Prozesse der Urbanisierung und ‹Provinzialisierung› auf die mit ihnen verbundenen sozialen Praktiken und medialen Verfahren hin befragt werden. Die Veranstaltung will herausarbeiten, inwiefern urbane und regionale Literaturen Europa als imaginativen Bedeutungsraum reflektieren und konstruieren und welchen Wert solche Europa-Entwürfe heute haben.
Mögliche Fragestellungen sind:
Welche Bedeutung haben Urbanität und Regionalität in historischen und literarischen Europa-Debatten bzw. wie werden sie z.B. in der Literatur für aktuelle Europa-Diskurse kritisch nutzbar gemacht?
Inwiefern schaffen Urbanisierung und ‹Provinzialisierung› Vorstellungs-Räume, deren Charakter über den vermeintlich rein geographischen Ort hinausgeht, und welche Folgen ergeben sich daraus für die europäische Literatur und Geschichte bzw. Geschichtsschreibung?
In welchen Kontexten greifen urbane oder regionale Gemeinschaften Argumente auf, die Europa als räumlich-geographische Größe ansprechen? Welche kulturellen und literarischen Praktiken haben sich im Lauf der Zeit als Strategien herausgebildet?
Inwiefern entziehen sich europäische Städte und Regionen rein geographischen Verortungsmechanismen und welche Rolle spielen dabei soziale Praktiken und mediale (insbesondere literarische) Verfahren?
Gibt es bestimmte Städte oder Regionen, die vermehrt zur literarischen Figuration bzw. Konstruktion Europas herangezogen werden? Fügen sich diese Urbanisierungs- und Provinzialisierungs-Strukturen in ein dichotomes Schema von Zentrum und Peripherie oder unterlaufen sie dieses nicht vielmehr?
Die Veranstaltung wird von Promotionsstudierenden verschiedener Fächer initiiert und richtet sich insbesondere an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Junge ExpertInnen aus verschiedenen Philologien und angrenzenden Bereichen sind eingeladen, ihre Forschungen zu Europa zu präsentieren und diskutieren. Als Abschluss der Tagung ist eine Planungssitzung für ein mögliches philologisches und kulturwissenschaftliches Europa-Netzwerk vorgesehen.
Geplant sind 20-minütige Vorträge in deutscher oder englischer Sprache, die urbane und regionale Räume in Europa und die sich darin formierenden (europäischen) Identitäten aus internationaler und europäischer Perspektive untersuchen, z.B. anhand kultureller Phänomene und literarischer Texte.
Vorschläge für Beiträge (Arbeitstitel und Abstract, max. 350 Wörter) und eine kurze Vorstellung der Person (max. 150 Wörter) bitte per E-Mail bis zum 31. Januar 2014 an:
europa.konferenz@uni-muenster.de
Zusagen erfolgen bis zum 15. Februar 2014. Reisekosten der Teilnehmenden können im Umfang von max. 150 € bezuschusst werden. Eine Unterbringung im JugendGästehaus Aasee ist möglich. Es wird eine Tagungsgebühr von 20 € erhoben.
Kontakt
Thomas Wellmann
Europa-Kolleg der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Robert-Koch-Straße 29
48149 Münster
Telefon: +49 251 83 24161
E-Mail: t.wellmann@uni-muenster.de
__________
Living Europe, Writing Europe: Literary Perceptions of Urbanization and ‹Provincializing› European Identities
From April 15-17, 2014 the Europa-Kolleg of the University of Münster is hosting the conference “Living Europe, Writing Europe: Literary Perceptions of Urbanization and ‹Provincializing› European Identities”.
Dipesh Chakrabarty’s notion of ‹provincializing› Europe is a dissection of the perception of Europe as a cradle of modernity. Its value lies with the production of innovative concepts in a debate of European future(s) after globalization. But the act of ‹provincializing› is just one example from a larger repertoire of critical methods used to identify cultural parameters that shape regional identities (which, in an expansion of Chakrabarty’s concept, can also be localized within Europe). These serve as model identities for larger communities, such as provinces or even states. Similar parameters exist for urban identities, allowing for a comparative approach between urbanization in Europe and similar processes which, according Benedict Anderson, are constitutive for the emergence of “imagined communities”. These include, for example, the development of an institutionalized nexus between religious belief and territory or the increasing centralization of political systems.
Whether cities or regions gain in importance due to this development (or whether they are just perceived differently) remains one of the questions to be clarified. In terms of the “spatial turn”, cities and regions are not only to be perceived as geographical entities. Instead, processes of urbanization and ‹provincializing› should be considered for the social practices and medial procedures that inform them. This conference aims to explore how urban and regional literatures reflect Europe as a semantic space and how these concepts of Europe can be evaluated.
Possible topics may include:
What is the significance of urbanism and regionalism in historical and literary debates on Europe and how are they made useful in the current discourse, e.g. how are they taken up in literature?
To what extent do urbanization and ‹provincializing› create spaces of imagination that go beyond geographical places and what are the consequences for European literature and for European history and historiography?
Why and in which contexts do urban or regional communities engage with Europe as a spatial and geographical entity? Which cultural or literary practices did become established strategies over time?
In how far do European cities and regions try to evade mere geographical positioning and how do social practices and medial (especially literary) procedures come into play?
Are there cities or regions with a special prominence in literary figurations or constructions of Europe? Is there a structural affinity of urbanization and <provincializing> towards a pattern of centre and periphery, or possibly a tendency to subvert this dichotomy?
The conference is organized by doctoral students of different fields of research and is addressed to young academics. Both students of literature and scholars from other fields are welcome to present and discuss their work on Europe. The conference program closes with a planning section for a possible network for European philology and cultural studies.
We invite papers of 20 minutes duration in German or English that focus on urban and regional spaces in Europe and the corresponding (European) identities forming in these spaces. Papers should take an international or European perspective into account, for example on the basis of cultural phenomena or literary texts.
Please send your title and abstract (max. 350 words) and a short biographical note (max. 150 words) until January 31, 2014 to:
europe.conference@uni-muenster.de
Participants will be notified by February 15, 2014. Travel expenses can be subsidized by max. 150.00€. Accommodation can be provided in the “JugendGästehaus Aasee”. There will be a conference fee of 20.00€.
Contact details:
Thomas Wellmann
Europa-Kolleg der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Robert-Koch-Straße 29
48149 Münster
Tel: +49 251 83 24161
Email: t.wellmann@uni-muenster.de
Publiziert von: RZ