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29.05.2011

CfP: Fiktion im Vergleich der Künste und Medien

  • Ort: Freie Universität Berlin
  • Beginn: 13.10.11
  • Ende: 15.10.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 15.07.11

"Fiktion im Vergleich der Künste und Medien"

 

[English version below.]

 

Die Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien an der Freien Universität Berlin veranstaltet vom 13. bis zum 15. Oktober 2011 eine Tagung zum Thema "Fiktion im Vergleich der Künste und Medien". Wir, die Organisatorinnen und Organisatoren, laden Sie dazu ein, uns einen Vorschlag für einen möglichen Beitrag im Umfeld des Themas zu unterbreiten.

 

Die Fiktionsforschung hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten erfolgreiche Schritte unternommen, um die vielfältigen Phänomene, die unter dem Begriff 'Fiktion' gefasst werden, besser zu beschreiben. Mittlerweile scheint es längst problematisch, von dem Phänomen der Fiktion zu sprechen. Man unterscheidet beispielsweise zwischen Fiktionalität und Fiktivität und versteht dabei Fiktivität entweder als Erfundenheit oder mittels der Idee 'geschlossener Welten'. Mit etwas anderer Zielrichtung wird zwischen fictio und fictum differenziert (Werner Wolf). Man stellt mögliche und fiktive Welten einander gegenüber; außerdem untersucht man das Verhältnis von Literarizität und Fiktionalität.

 

Gegenstand von theoretischen Arbeiten sind dabei in der Mehrheit allerdings narrative Texte. Erwähnung findet auch der Film, doch schon das Drama begegnet in der Debatte selten, und die von Käte Hamburger angestoßene Diskussion der Fiktionalität von Lyrik ist erst vor kurzem wieder aufgenommen worden. Gleichzeitig gibt es Ansätze, die den Fiktionsbegriff unabhängig von Gattung, Kunst oder Medium definieren, wie etwa Kendall L. Walton mit seiner Make-Believe-Theorie, die den Spielcharakter von Fiktion in den Vordergrund rückt. Dennoch entwickelt die Mehrzahl der Ansätze im Bereich der Fiktionsforschung ihre Theorien anhand von Erzähltexten. Doch schon das Verhältnis von Erzählen und Fiktion ist keineswegs unproblematisch, wie nicht zuletzt die Diskussion um Hayden Whites Thesen zur Historiographie gezeigt hat. Fraglich ist auch, welche Bedeutung der Autor/Erzähler-Unterscheidung zukommt, die speziell von Gérard Genette und Dorrit Cohn, aber auch bereits von Wolfgang Kayser stark gemacht worden ist. Welche Konsequenzen ergeben sich aus solchen narrativ orientierten Ansätzen für nicht oder nur sehr bedingt narrative künstlerische Praktiken wie etwa Fotografie und Malerei, soweit diese überhaupt -- zumindest in bestimmten Fällen -- als fiktional zu beschreiben sind? Und welchen Beitrag können diese und andere Künste wiederum für eine Theorie des Fiktionalen leisten?

 

Während sich die Narratologie schon seit längerer Zeit mit dem Medienvergleich beschäftigt, hat die Fiktionstheorie sich bislang kaum systematisch auf dieses Terrain gewagt. Die Jahrestagung der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule will dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, und sich Phänomenen der Fiktion vor allem aus der Perspektive des Gattungs-, Künste und Medienvergleichs zuwenden. Willkommen sind hierzu ebenso Untersuchungen verwandter Phänomene, etwa des effet de réel oder der (ästhetischen) Illusionsbildung. Gleichermaßen erwünscht sind beispielsweise Beiträge zu der unter anderem in der Psychologie geführten Debatte um 'willing suspension' versus 'construction of disbelief', soweit diese denn auch ihrerseits von einer künste- und medienvergleichenden Perspektive ausgehen. Die geplanten Beiträge können eine theoretische Auseinandersetzung leisten und/oder anhand konkreter Einzelfälle - vorzugsweise anhand kritischer, merkwürdiger, schwer beschreibbarer oder auch hybrider Fälle - die genannten Fragen adressieren.

 

Bitte bewerben Sie sich mit einem kurzen Exposé von 250 bis 300 Wörtern in Form einer Mail, die Sie an die Adresse fiktion@qzzl.de schicken. Geben Sie bitte in wenigen Sätzen über Ihre aktuelle Anbindung und Ihren akademischen Werdegang Auskunft. Die Bewerbungen erwarten wir spätestens zum 15. Juli 2011. Falls wir Ihren Vorschlag berücksichtigen können, werden Ihre Reise- und Unterkunftskosten übernommen.

 

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"Fictionality Across the Arts and Media"

 

The Annual Conference of the Friedrich Schlegel Graduate School of Literary Studies (Freie Universität Berlin) takes place on October 13--15, 2011. The programme committee invites scholars to submit proposals for papers on the topic of fictionality across the arts and media.

 

In the past two decades, researchers from various disciplines have taken successful steps to classify the diverse phenomena which come under the heading of 'fictionality'. It has long been considered problematic to speak about fictionality per se. Instead, theorists have tended to distinguish between 'fictionality' and 'fictivity', with the latter denoting the characteristic of 'inventedness' or the 'closed worlds' created by works of art. Further approaches differentiate between fictio and fictum (Werner Wolf) or underline the opposition between possible and fictional worlds, while others focus on the relationship between 'literaricity' and 'fictionality'.

 

Some theoretical approaches, such as Kendall L. Walton's 'make-believe theory', define the concept of fiction independently from categories of genre, art form or medium. However, the majority of studies focus primarily on narrative texts. While film is sometimes taken into consideration, reference is seldom made to theatre, and discussion of the fictionality of lyric poetry, which was instigated by Käte Hamburger in the 1950s, has only recently been reignited. Despite theorists' overriding bias towards prose texts, the relationship between fictionality and narrative is far from unproblematic, as is demonstrated by the controversy surrounding Hayden White's concept of history as narrative. Similarly disputed are the implications of the author/narrator distinction developed by Wolfgang Kayser and elaborated by Gérard Genette and Dorrit Cohn. Such debates raise questions about the manifestation of fictionality in different art forms and genres: what are the consequences of these narrative-oriented approaches for non-text-based artistic practices such as photography and painting? To what extent can these representational arts be described as fictional? Above all, how do these and other cultural manifestations influence the concept and theory of fictionality?

 

While narratology has long been open to engagement with other media, there has been no systematic attempt to adopt a comparative approach in studies of fictionality. The annual conference of the Friedrich Schlegel Graduate School aims to fill this gap by examining the phenomenon of fictionality across different genres, art-forms and media. Possible topics of investigation include, but are not limited to, the effet de réel, the aesthetic construction of illusion, and the psychological debate surrounding 'willing suspension' versus 'construction of disbelief' from a comparative perspective. Contributions are preferred which address key theoretical questions and/or analyse individual case-studies, particularly those which are unusual, critical, complex or hybrid, in their engagement with fictionality.

 

Please send proposals of approximately 250-300 words to fiktion@qzzl.de by no later than July 15, 2011. Please include a brief biographical statement. Any queries regarding the conference can be directed to the same address. Contributions may be in English or German. Travel costs and accommodation expenses are covered by the organising institution.

 

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Über die Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule /

About Friedrich Schlegel Graduate School:

www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/friedrichschlegel/

 

Bibliographie / Bibliography:

www.netzwerk-fiktion.de/l,bibliographie

 

Deadline: 15. Juli 2011

 

Kontakt / Contact:

fiktion@qzzl.de

 

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Remigius Bunia / Anne Enderwitz / Susanne Kaiser / Tatiana Korneeva / Andree Michaelis / Irina Rajewsky / Anne-Marie Wachs

 

 

Von:  Tatiana Korneeva

Publiziert von: Barbara Ventarola