CfP: Forum Junge Romanistik Graz 2012, "Spuren.Suche (in) der Romania"
- Ort: Graz, Österreich
- Beginn: 18.04.12
- Ende: 21.04.12
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Didaktik
- Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Weitere romanische Sprachen
- Frist: 18.12.11
Call for Papers für das XXVIII. Forum Junge Romanistik 18.–21. April 2012
Institut für Romanistik / Karl-Franzens-Universität Graz
Spuren.Suche (in) der Romania
Anlässlich seiner XXVIII. Tagung spürt das Forum Junge Romanistik dem Thema der » Spuren « in der Romania nach. » Spuren « wecken dabei ein weites Assoziationsfeld: Sie werden gelegt und gehalten, man folgt ihnen großspurig im Vertrauen auf den eigenen Spürsinn und versucht in spurloser Umgebung, verlorene Fährten wieder aufzunehmen.
» Spuren « stellen sich als wahrnehmbare Reste von Vergangenem dar, deren Formen in der Kumulation von Häufungspunkten ihren Ausdruck finden. Eingebettet in ein dynamisches System von An- und Abwesenheiten konstituieren sie sich erst durch die Differenz vom Kontext. Sie entfalten ihr Potential jedoch nicht nur als ontologische Einheit der Absenz, sondern auch als Methode unterschiedlicher Fach- und Wissensbereiche: In ihrer Funktion als erkenntnisleitendes Konzept dient die » Spur « nicht nur der Entschlüsselung von Texten, Bildern und Symbolen, vielmehr bedienen sich auch Theorien und Wege der romanistischen Teildisziplinen ihrer Struktur. Als Herangehensweise verfolgt die » Spur « jede Form des (intuitiven) Auf- und Entdeckens, des Verfolgens, Assoziierens und Abduzierens aus unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen. Ziel des XXVIII. Forums ist es, das Phänomen der » Spur « und seine Relevanz in der Romania auszuloten und Entwürfe für eine Typologie des Begriffes » Spur « und seinen Anwendungsbereichen zu erstellen.
Einigen Anregungen für Beitragsvorschläge kann in den einzelnen Sektionsbeschreibungen bereits nachgegangen werden.
Literaturwissenschaft
» Spur « kann als ein Grundparadigma der Literaturwissenschaften angenommen werden, da Lesen sowie Erkenntnisgewinn im Allgemeinen und der Interpretationsvorgang im Konkreten eine Form des » Spurenlesens « sind. Der Begriff bietet daher ein breites Feld an Fragestellungen, die sich einerseits mit » Spuren « in diversen Methoden und Konzepten der Literaturtheorie auseinandersetzen, andererseits mit » Spuren « auf der Textebene (inhaltlich wie formal) beschäftigen können.
Mögliche Anknüpfungspunkte:
- Gattungen und Genres: Gattungshybridisierungen, Gattungsgrenzen, Kriminalroman/-erzählung, Reisetagebücher
- » Spuren des Selbst «: Biografie, Autobiografie/-fiktion
- Intertextuelle und intermediale Spuren
- Parodie, Travestie, Pastiche, Persiflage
- Leser/innen/steuerung, Rezeptionslenkung
- Spuren in der Theorie: Dekonstruktivismus, Rezeptionsästhetik, Postkolonialismus, Gender Studies
- Literaturen der Neuen Romania (Frankophonie, Lusophonie, Hispanophonie, Kreolophonie), Literaturen der Amerikas, des Maghreb
- Exil-/Migrationsliteratur, weibliches Schreiben, Erinnerungs-/Gedächtnisliteratur, politische Literatur
Kulturwissenschaften
In den Kulturwissenschaften erweist sich die » Spurensuche « als besonders gewinnbringend, zumal es sich um eine Forschungsrichtung handelt, die als interdisziplinärer Bezugsrahmen, der das Spektrum der traditionellen geisteswissenschaftlichen Disziplinen integriert, zu begreifen ist. Die Beiträge können sowohl vom Ansatz einer literaturwissenschaftlichen Kulturwissenschaft ausgehen, als auch in Richtung einer Einbindung allgemein kulturgeschichtlicher sowie medientheoretischer Fragen führen.
Mögliche Anknüpfungspunkte:
- Identität, Alterität, Selbst – Andere, Eigene – Fremde, Gedächtnis, Erinnerung, Geschlecht/Gender, Körper
- Inter-/Multi-/Transkulturalität, Hybridisierung, Métissage
- Übersetzung und Mimikry
- Mobilität, Bewegung, Reise, Raum
- Detektion, Clues, Hinweise, Verfolgung
- Labyrinth, (Irr-)Wege
- Digitale vs. analoge Medien: Bild, Fotografie, Web
- Cineastik
Linguistik
Auch in sprachwissenschaftlicher Hinsicht lässt sich der Begriff » Spur « in mehrere Richtungen denken. Zwar wird » Spur « als linguistischer Terminus bisher nur im Rahmen der Generativen Syntax verwendet, dennoch erweist sich der Begriff auch in der Beschreibung und Deutung zahlreicher anderer linguistischer Phänomene als nützlich – z.B. im Bereich der Sprachkontaktforschung oder der historischen Linguistik. Ziel des sprachwissenschaftlichen Teils des Forums ist, eine Typologie jener linguistischen Phänomene zu entwerfen, in deren Beschreibung der Begriff » Spur « eine zentrale Rolle spielt. Eingereichte Vorträge sollten einen Beitrag hierzu leisten.
Mögliche Anknüpfungspunkte:
- Sprachwandel: phonologisch/morphologisch/syntaktisch, darunter auch Substrattheorien, Sprachbundphänomene, Entlehnungen, pidgin
- (Historische) Soziolinguistik: Akkomodationsprozesse, Koineisierung, Dialekt- bzw. Sprachausgleich, Interferenzphänomene, Sprachkontaktforschung/Mehrsprachigkeitsforschung (auch Migrationslinguistik); Perzeptive Dialektologie; Varietätenlinguistik (z.B. tertiäre Dialekte)
- Sprachpolitik: Spuren in der Sprachverwendung
- Grammatikalisierung: Spuren ursprünglicher lexikalischer Bedeutung(en) in grammatikalisierten Formen
- Morphosyntax: Vererbung von Argumentstruktur bei Wortartwechsel
- Neurolinguistik: neuronale Netzwerke
- argumentative und kommunikative Strategien: in Werbung, Politik, wissenschaftlicher Rede; Direktheit vs. Indirektheit; Selbst- vs. Heteroreformulierung; Subjektivität vs. Entpersonalisierung; Abtönung- und Abschwächung; Pragmatikalisierung; Präsuppositionen und Implikaturen
Fachdidaktik
» Spuren « zieht die Thematik sowohl in anwendungsbezogener Form als auch als theoretisches Problemfeld in der romanistischen Fachdidaktik. Die aktuellen Ansätze der offenen Lernformen basieren auf strategisch durchdachten » gelegten Spuren «, die methodisch umgesetzt werden, z.B. in Lernkrimis bzw. beim induktiven Spracherwerb. Über die Praxis hinaus ist der Begriff » Spuren « ein zentraler Gegenstand der Spracherwerbsforschung, beispielsweise der Interferenzforschung.
Mögliche Anknüpfungspunkte:
- induktive vs. deduktive Lehrmethoden
- Materialerstellung und -bearbeitung für offene Lernformen
- Fachdidaktisch relevante medientheoretische bzw. -praktische Überlegungen zum Einsatz von Hörübungen und Videosequenzen
- Tendenzen im multilingualen Fremdsprachenunterricht
- Interferenzen von Ausgangs- und Zielsprache(n), Fossilisierungen
- Perspektiven zur Mehrsprachigkeitsförderung im Unterricht
- Multilinguales Lehren und Lernen: fremdsprachenübergreifende Methoden als neues Unterrichtskonzept
- interkulturelle Kompetenz im Fremdsprachenunterricht
- Kleinsprachenunterricht
Bewerbungsfrist ist der 18. Dezember 2011. Bitte laden Sie das Abstract (max. 400 Wörter exkl. Bibliographie und Belege) unter folgender Adresse in das dafür vorgesehene Feld hoch: www.easychair.org/account/signin.cgi (Anmeldung erforderlich!). Falls sich dadurch etwaige Formatierungsfehler ergeben sollten (z.B. bei IPA-Zeichen), kann das Abstract auch zusätzlich als pdf-Datei hochgeladen werden.
Nach Ende der Bewerbungsfrist erfolgt eine Verständigung über den Erhalt der Unterlagen. Als Vortragssprachen sind deutsch und alle romanischen Sprachen erwünscht. Im Anschluss an das Forum ist eine Publikation ausgewählter Beiträge vorgesehen. Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne unter fjr2012@uni-graz.at zu Verfügung.
Publiziert von: cs