CfP: Interdependenzen sozialer Kategorisierungen
- Ort: Köln
- Beginn: 12.09.11
- Ende: 14.09.11
- Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
- Sprachen: Portugiesisch, Spanisch, Sprachenübergreifend
- Frist: 31.01.11
Kompetenznetz Lateinamerika Ethnizität, Citizenship und Belonging, Köln
12.09.2011-14.09.2011, Universität zu Köln
Frist: 31.01.2011
Belonging, Citizenship und die Interdependenzen sozialer
Kategorisierungen (nicht nur) in Lateinamerika - past and present
Ethnizität ist eine der Kategorien, durch die (nicht nur) in
Lateinamerika Zugehörigkeit organisiert wird. Allerdings ist dies
keineswegs die einzige Form, die im Alltag wirkt und mittels derer
soziale Ausschlüsse und Ungleichheiten wissenschaftlich beschreibbar
sind. Neben der Klassenlage sind hier unter anderem Differenzierungen
nach Geschlecht, Religion, Alter, regionaler Herkunft (Stadt/Land),
Rassenkonstruktion im engeren Sinne sowie nicht zuletzt rechtlicher
Ausschluss in Form der Staatsangehörigkeit zu nennen. In der sozialen
Realität lassen sich diese Kategorien allerdings nicht streng
voneinander trennen. Dies lässt sich am Beispiel der Ethnizität leicht
verdeutlichen, denn diese ist immer als interdependente Kategorisierung
gedacht: die Zuordnung von Individuen zu ethnischen Gruppe wird u.a.
durch deren räumliche oder geschlechtliche Verortung beeinflusst und
kann sich u.a. im Zuge ihrer ökonomischen Aktivitäten wandeln. Ein
weiteres Beispiel für interdependente Kategorisierungen ist die
geschlechtliche Kodierung des formalen Rechtsstatus: von der
Zugehörigkeit zum Kollektiv der Staatsangehörigen wurden Frauen durch
Heirat mit einem Staatsfremden in mehreren Staaten ausgeschlossen, bis
das männliche Staatsbürgersubjekt durch ein formal geschlechtsneutrales
überlagert wurde.
Diese komplexe Verschränkung sozialer Kategorisierungen bezeichnen wir
als Interdependenz: in keinem Fall liegt eine einfache kausale
Abhängigkeit der einen von der anderen Kategorie, vielmehr sind diese
sozialen Kategorisierungen Prozesse, die sich wechselseitig
beeinflussen. Dabei hebt der Begriff "Kategorisierung" den
Prozesscharakter hervor: es handelt sich nicht um Wesensbeschreibungen,
nicht um unverrückbare Identitäten, sondern diese Markierungen von
Zugehörigkeit und Differenz entstehen in der Interaktion, müssen von den
AkteurInnen gedeutet werden und sind wandelbar.
Vorschläge für Beiträge zu Interdependenzen sozialer Kategorisierungen
(nicht nur) in Lateinamerika:
Die Tagung soll den Wechselverhältnissen sozialer Kategorisierungen wie
"Rasse", "Klasse", "Geschlecht" u.a. sowie deren alltäglichen Folgen
nachgehen. Geprüft werden soll außerdem, ob und wie die Konzepte
Citizenship und Belonging diese vielschichtigen Ein- und Ausschlüsse
analysierbar machen können.
Zu diesem Themenkomplex bitten wir um Vorschläge für Vorträge. Diese
sollen in Englisch gehalten werden und einen Umfang von maximal 30
Minuten haben. Danach ist für jeden Vortrag eine Diskussion von weiteren
30 Minuten vorgesehen. Besonders gewünscht sind Beiträge, die sich auf
(laufende) empirische Untersuchungen nicht nur in Lateinamerika
beziehen. Sie sollen auf eine oder mehrere der folgenden Fragen
eingehen:
- Wie verhalten sich soziale Kategorisierungen zueinander, inwiefern
"konstituieren" sie sich gegenseitig?
- Zu welchen Verstärkungen, Brüchen oder Modifikationen dieser
Kategorisierungen kommt es in diesem Prozess?
- Inwiefern kommt es bei der wissenschaftlichen Analyse zu
Schwierigkeiten oder Widersprüchen, die untersuchten Kategorisierungen
tatsächlich als interdependent zu denken?
- Wie werden (alte, neue oder erneuerte) Differenz- und
Zugehörigkeitskriterien von Seiten des Staates oder der Eliten rechtlich
und diskursiv geschaffen oder festgeschrieben?
- Wie werden diese Kriterien von unterschiedlichen gesellschaftlichen
Gruppen oder Bewegungen zurückgewiesen, affirmiert, angeeignet oder
umgewandelt?
- Inwiefern sind die symbolischen Repräsentationen dieser
Kategorisierungen "interdependente" Konfigurationen?
- Lassen sich diese Aushandlungsprozesse mit den Konzepten Citizenship
oder Belonging fassen?
Bitte schicken Sie ein englischsprachiges Abstract Ihres vorgeschlagenen
Vortrags im Umfang von 500-1000 Wörtern bis zum 31.01.2011 an
nadine.alff-pereira@uni-koeln.de. Für die Unterbringung der Vortragenden
in Köln wird gesorgt, die Reisekosten können nicht übernommen werden.
Das "Kompetenznetz Lateinamerika" ist ein Zusammenschluss historischer,
ethnologischer und soziologischer Institute der Universitäten Köln,
Bielefeld und Bonn und zweier EinzelwissenschaftlerInnen aus Münster und
Hannover. In interdisziplinärer Projektzusammenarbeit nutzen Geistes-
und SozialwissenschaftlerInnen die Konzepte Ethnicity, Citizenship und
Belonging, um die im Alltag Lateinamerikas wirkenden wirtschaftlichen,
politischen und sozialen Ausschlüsse und Ungleichheiten wissenschaftlich
beschreibbar zu machen. Ethnicity, Citizenship und Belonging werden
dabei als dynamische Konzepte verstanden, die helfen, die
kontextabhängigen und historisch spezifischen Ausprägungen von
Grenzziehungen, Ordnungs- und Zugehörigkeitsvorstellungen in
Lateinamerika besser verstehen und analysieren zu können.
Weitere Informationen unter:
www.kompetenznetz-lateinamerika.de
Publiziert von: Barbara Ventarola