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02.11.2010

CfP: Interdependenzen sozialer Kategorisierungen

  • Ort: Köln
  • Beginn: 12.09.11
  • Ende: 14.09.11
  • Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
  • Sprachen: Portugiesisch, Spanisch, Sprachenübergreifend
  • Frist: 31.01.11

Kompetenznetz Lateinamerika Ethnizität, Citizenship und Belonging, Köln

 

12.09.2011-14.09.2011, Universität zu Köln

 

Frist: 31.01.2011

 

Belonging, Citizenship und die Interdependenzen sozialer

Kategorisierungen (nicht nur) in Lateinamerika - past and present

 

Ethnizität ist eine der Kategorien, durch die (nicht nur) in

Lateinamerika Zugehörigkeit organisiert wird. Allerdings ist dies

keineswegs die einzige Form, die im Alltag wirkt und mittels derer

soziale Ausschlüsse und Ungleichheiten wissenschaftlich beschreibbar

sind. Neben der Klassenlage sind hier unter anderem Differenzierungen

nach Geschlecht, Religion, Alter, regionaler Herkunft (Stadt/Land),

Rassenkonstruktion im engeren Sinne sowie nicht zuletzt rechtlicher

Ausschluss in Form der Staatsangehörigkeit zu nennen. In der sozialen

Realität lassen sich diese Kategorien allerdings nicht streng

voneinander trennen. Dies lässt sich am Beispiel der Ethnizität leicht

verdeutlichen, denn diese ist immer als interdependente Kategorisierung

gedacht: die Zuordnung von Individuen zu ethnischen Gruppe wird u.a.

durch deren räumliche oder geschlechtliche Verortung beeinflusst und

kann sich u.a. im Zuge ihrer ökonomischen Aktivitäten wandeln. Ein

weiteres Beispiel für interdependente Kategorisierungen ist die

geschlechtliche Kodierung des formalen Rechtsstatus: von der

Zugehörigkeit zum Kollektiv der Staatsangehörigen wurden Frauen durch

Heirat mit einem Staatsfremden in mehreren Staaten ausgeschlossen, bis

das männliche Staatsbürgersubjekt durch ein formal geschlechtsneutrales

überlagert wurde.

 

Diese komplexe Verschränkung sozialer Kategorisierungen bezeichnen wir

als Interdependenz: in keinem Fall liegt eine einfache kausale

Abhängigkeit der einen von der anderen Kategorie, vielmehr sind diese

sozialen Kategorisierungen Prozesse, die sich wechselseitig

beeinflussen. Dabei hebt der Begriff "Kategorisierung" den

Prozesscharakter hervor: es handelt sich nicht um Wesensbeschreibungen,

nicht um unverrückbare Identitäten, sondern diese Markierungen von

Zugehörigkeit und Differenz entstehen in der Interaktion, müssen von den

AkteurInnen gedeutet werden und sind wandelbar.

 

Vorschläge für Beiträge zu Interdependenzen sozialer Kategorisierungen

(nicht nur) in Lateinamerika:

 

Die Tagung soll den Wechselverhältnissen sozialer Kategorisierungen wie

"Rasse", "Klasse", "Geschlecht" u.a. sowie deren alltäglichen Folgen

nachgehen. Geprüft werden soll außerdem, ob und wie die Konzepte

Citizenship und Belonging diese vielschichtigen Ein- und Ausschlüsse

analysierbar machen können.

 

Zu diesem Themenkomplex bitten wir um Vorschläge für Vorträge. Diese

sollen in Englisch gehalten werden und einen Umfang von maximal 30

Minuten haben. Danach ist für jeden Vortrag eine Diskussion von weiteren

30 Minuten vorgesehen. Besonders gewünscht sind Beiträge, die sich auf

(laufende) empirische Untersuchungen nicht nur in Lateinamerika

beziehen. Sie sollen auf eine oder mehrere der folgenden Fragen

eingehen:

 

- Wie verhalten sich soziale Kategorisierungen zueinander, inwiefern

"konstituieren" sie sich gegenseitig?

 

- Zu welchen Verstärkungen, Brüchen oder Modifikationen dieser

Kategorisierungen kommt es in diesem Prozess?

 

- Inwiefern kommt es bei der wissenschaftlichen Analyse zu

Schwierigkeiten oder Widersprüchen, die untersuchten Kategorisierungen

tatsächlich als interdependent zu denken?

 

- Wie werden (alte, neue oder erneuerte) Differenz- und

Zugehörigkeitskriterien von Seiten des Staates oder der Eliten rechtlich

und diskursiv geschaffen oder festgeschrieben?

 

- Wie werden diese Kriterien von unterschiedlichen gesellschaftlichen

Gruppen oder Bewegungen zurückgewiesen, affirmiert, angeeignet oder

umgewandelt?

 

- Inwiefern sind die symbolischen Repräsentationen dieser

Kategorisierungen "interdependente" Konfigurationen?

 

- Lassen sich diese Aushandlungsprozesse mit den Konzepten Citizenship

oder Belonging fassen?

 

Bitte schicken Sie ein englischsprachiges Abstract Ihres vorgeschlagenen

Vortrags im Umfang von 500-1000 Wörtern bis zum 31.01.2011 an

nadine.alff-pereira@uni-koeln.de. Für die Unterbringung der Vortragenden

in Köln wird gesorgt, die Reisekosten können nicht übernommen werden.

 

Das "Kompetenznetz Lateinamerika" ist ein Zusammenschluss historischer,

ethnologischer und soziologischer Institute der Universitäten Köln,

Bielefeld und Bonn und zweier EinzelwissenschaftlerInnen aus Münster und

Hannover. In interdisziplinärer Projektzusammenarbeit nutzen Geistes-

und SozialwissenschaftlerInnen die Konzepte Ethnicity, Citizenship und

Belonging, um die im Alltag Lateinamerikas wirkenden wirtschaftlichen,

politischen und sozialen Ausschlüsse und Ungleichheiten wissenschaftlich

beschreibbar zu machen. Ethnicity, Citizenship und Belonging werden

dabei als dynamische Konzepte verstanden, die helfen, die

kontextabhängigen und historisch spezifischen Ausprägungen von

Grenzziehungen, Ordnungs- und Zugehörigkeitsvorstellungen in

Lateinamerika besser verstehen und analysieren zu können.

 

Weitere Informationen unter:

www.kompetenznetz-lateinamerika.de

Von:  Corinna Di Stefano

Publiziert von: Barbara Ventarola