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04.05.2012

CfP: Languagetalks 2012: Alles Mögliche. Sprechen, Denken und Schreiben des (Un)Möglichen

  • Ort: München
  • Beginn: 08.11.12
  • Ende: 10.11.12
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 29.06.12

Languagetalks 2012: Graduiertenkonferenz an der LMU München, 8. bis 10. November 2012

Languagetalks ist eine interdisziplinäre Konferenzreihe, die in regelmäßigen Abständen von Mitgliedern der beiden strukturierten Promotionsprogramme ProLit und LIPP der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften an der LMU München organisiert wird.

 

Alles Mögliche – Sprechen, Denken und Schreiben des (Un)Möglichen

 

Während eine zunehmend visionslose und utopiefreie Politik in den letzten Jahren nicht müde wird, die „Alternativlosigkeit“ (Unwort des Jahres 2010) ihrer Entscheidungen zu betonen, bemüht sich die Wirtschaft, dem Verbraucher die Welt als einen Raum der unbegrenzten (Konsum)Möglichkeiten darzustellen: „Nichts ist unmöglich“ oder „Geht nicht, gibt’s nicht“. Trotz oder gerade aufgrund dieser Diskrepanz loten gegenwärtige politische und ökonomische Modelle die Grenzen ihrer Möglichkeiten und des Möglichen neu aus. Es stellt sich die Frage, welche Rolle die Geisteswissenschaften übernehmen können und wollen, wenn angesichts politischer und ökonomischer Krisen gesellschaftliche Möglichkeitsräume neu vermessen werden, die nicht zuletzt auch die (Un)Möglichkeiten von Wissenschaft und Forschung selbst betreffen. Könnten und sollten nicht gerade die Sprach- und Literaturwissenschaften ihre Expertise auf dem Gebiet der (un)begrenzten und (un)begrenzenden Möglichkeiten einbringen?

Die Tagung setzt sich vor diesem Hintergrund zum Ziel, die Möglichkeiten des Möglichen aus linguistischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive zu erörtern. Es sollen Fragen des Sprechens, Denkens und Schreibens des (Un)Möglichen neu gestellt und Potentialitäten und Vermögen von Sprache und Literatur diskutiert werden.

 

Panel 1: Das Mögliche denken

Literatur ist ohne den ‚Möglichkeitssinn‘ (Musil) oder die Teilnahme am ‚Spiel der Wahrscheinlichkeit‘ (Campe) kaum denkbar. Sie verhandelt das Mögliche vor dem Horizont von Wahrscheinlichkeit, Determinismus und Kontingenz. Erkenntnistheoretische, aber auch mathematische Techniken, das Mögliche zu erfassen, wie Abduktion, Kombinatorik, Statistik, Probabilistik oder Prognostik spielen in der aktuellen Forschungsdiskussion zu (Nicht-)Wissen und Literatur eine prominente Rolle. Beiträge in diesem Panel könnten sich z.B. folgenden Fragen widmen: In welchem Verhältnis stehen sprachliche und literarische Darstellungen von Möglichkeit im Verhältnis zu philosophischen Konzepten des Faktischen, Wahrscheinlichen, Notwendigen oder Zufälligen? Wie hängt Möglichkeit mit Wissen und Nichtwissen (in) der Literatur zusammen? Welche Rolle spielt das Mögliche für narratologische Kategorien wie Raum, Zeit und Ereignis – und umgekehrt? Inwiefern prägt die Erfahrung einer kontingenten Welt das Erzählen?

 

Panel 2: Von möglichen Welten sprechen

Fiktionale Texte setzen und beschreiben mögliche, jedoch (noch) nicht realisierte bzw. nicht realisierbare Welten. Das Panel nähert sich einem poetologischen Möglichkeitsbegriff: Was lässt sich bspw. über die Emergenz solcher Gattungen sagen, deren mögliche Welten sich intensiv von unserer unterscheiden (Phantastik, Utopie, Dystopie, Science-Fiction)? Wie wird darin wiederum das Mögliche, das Denkbare, aber physikalisch und/oder logisch Unmögliche sprachlich und kommunikativ verhandelt? Welchen Stellenwert hat das besondere Vokabelreservoir der möglichen Welt, wenn etwa das spezifische Regelwerk der klandestinen Hogwarts-Welt in Harry Potter mit einer Flotte an Neologismen auffährt oder die schöne neue Welt aus Orwells 1984 offensichtlich nur mit staatlichem Eingriff auf den Wortschatz der Bevölkerung durchzusetzen ist? Das Panel interessiert sich insofern nicht nur aus literaturwissenschaftlicher, sondern auch aus linguistischer Perspektive für die Rede in und über mögliche Welten. Neben literarischen Texten können auch Filme und andere Kommunikationszusammenhänge, z.B. Alltagssprache, Internetkommunikation, Politik, Wirtschaft etc. untersucht werden.

 

Panel 3: Grammatiken des Möglichen

Dieses Panel soll sich mit den Fragen beschäftigen, wie (Un)Möglichkeit in und mit den Strukturen der Grammatik ausgedrückt werden kann und, darüber hinaus, wie Literatur diese nutzt, sprengt, infiziert oder dementiert. Für die Linguistik spielt dabei die Modalität einer Aussage eine zentrale Rolle, denn sie spiegelt die Einstellung des Sprechers zum Satzinhalt wider. Dabei ermöglicht die Untersuchung von Modalitäten der Satzaussagen einerseits die epistemische Bewertung der ausgedrückten Gedanken, ebenso wie das Verständnis ihres Bezuges zur Wirklichkeit; andererseits informieren uns Satzaussagen auch über die Quellen von Wissen (Evidentialität) und Einstellungen. Wie lassen sich solche semantischen Kategorien der Möglichkeit grammatisch ausdrücken: Welche Art(en) von Modalität(en)/Evidentialität werden durch verbale Kategorien wie Tempus (Futur, inferentielle Vergangenheitsformen) und Modus (Imperativ, Optativ etc.) vermittelt? Welche Rolle spielen Modalverben und Satzadverbien, oder Satztypen wie Behauptung, Frage, usw.?

 

Panel 4: Jenseits des Möglichen

Wird das UNmögliche bereits parenthetisch in den vorhergehenden Panels mitgedacht, lässt sich das Territorium ‚jenseits des Möglichen‘ auch radikaler konzipieren. Gesprochen werden soll in diesem Panel über das, was nicht diskursiv darstellbar ist, aber dennoch nach Existenz und Repräsentation drängt. So soll der Frage nach der Möglichkeit nachgegangen werden, etwas zu erfassen, was per definitionem über alles Begriffliche hinausgeht. Können Sprache und Literatur dies überhaupt bewältigen, oder nutzen sie vielleicht gerade das begrifflich Undarstellbare aus, um sich produktiv daran abzuarbeiten? Welches Wechselverhältnis besteht zwischen sprachlich-literarischen und sozio-politischen Konfrontationen mit den Rändern des Möglichen, wie z.B. politischen oder ästhetischen Revolutionen? Wie lassen sich vermeintlich unmögliche sprachliche Phänomene (wie z.B. Passivsysteme), die in der Linguistik durch systemischen Vergleich ans Licht kommen, typologisch fassen?

 

 

Organisatorisches

Abstracts können bis zum 29. Juni 2012 von Promovierenden sowie von Postdoktorandinnen und Postdoktoranden eingereicht werden und sollten nicht mehr als 400 Wörter (inklusive kurzer biographischer Angabe) umfassen. Die Entscheidung erfolgt bis Anfang August. Die Vorträge sollten für etwa 20 Minuten mit anschließender Diskussion konzipiert sein und können auf Deutsch oder Englisch gehalten werden. Eine Auswahl von Beiträgen wird in einem Tagungsband der Reihe languagetalks publiziert.

 

Teilnahmegebühr: 30 Euro, Studierende frei. Es besteht die Möglichkeit, sich in begründeten Fällen von der Teilnahmegebühr befreien zu lassen.

 

Bitte senden Sie Ihr Abstract bis spätestens 29. Juni 2012 an languagetalks12@lrz.uni-muenchen.de.

 

 

Von:  Sandra Fluhrer

Publiziert von: RZ