CfP: Max Stirner und Frankreich - Max Stirner et la France
- Ort: Nancy
- Beginn: 24.09.11
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
- Sprachen: Französisch, Sprachenübergreifend
- Frist: 20.03.11
In Kooperation mit der Sciences Po Nancy organisiert die Max Stirner Gesellschaft am 24. September 2011 das Symposion "Max Stirner und Frankreich - Max Stirner et la France" in Nancy.
Der deutsche Philosoph Max Stirner hat im 20. Jahrhundert vielen französischen Literaten und Philosophen als Inspirationsquelle gedient. Nachdem bereits um 1846/47 eine erste Rezeption Stirners in Frankreich zu verzeichnen war, erschienen in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wiederholt Auszüge aus seinem Hauptwerk "L'Unique et sa propriété", bis dann 1900 fast zeitgleich zwei vollständige Übersetzungen erschienen sowie in den darauf folgenden Jahrzehnten auch Übersetzungen von "Das unwahre Prinzip unserer Erziehung" (zuerst 1930), "Über 'Die Mysterien von Paris' (Eugène Sue)" (zuerst 1930) und allen sog. "Kleineren Schriften" (1972).
Im Kanon der europäischen Stirnerrezeption waren dabei die ersten Jahre der Rezeption weitgehend durch die Nähe und einen Vergleich mit Nietzsches Philosophie geprägt. Eine Zäsur in der Stirner-Rezeption bewirkte Henri Arvons Publikation von 1954, in der wohl zum ersten Mal Stirner als Quelle des Existenzialismus genannt wurde und Stirner von Arvon zu "einem französischen Philosophen" gemacht wurde. Bereits in den 30er und 40er Jahren lässt sich eine Lektüre Stirners bei existenzialistischen Autoren wie Albert Camus, Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre nachweisen. Stirner blieb und ist seitdem präsent im literarischen, künstlerischen und philosophischen Diskurs in Frankreich. Zu nennen sind Georges Bataille, Emile Armand, Michel Foucault, Marcel Duchamp und zahlreiche andere. Seit ein paar Jahren ist zudem auch ein verstärktes akademisches Interesse an der Philosophie Stirners zu verzeichnen, was sich in einer Reihe von neueren Publikationen niederschlägt (siehe dazu die Stirner-Bibliografie unter www.msges.de/).
Die französische Rezeptionsgeschichte weist gegenüber der deutschsprachigen eine Reihe von Unterschieden auf, die bislang nur selten Gegenstand von Untersuchungen wurden. Dieses Forschungsfeld gilt es im Rahmen des Symposions abzumessen und zu erkunden.
Gleichzeitig ist aber auch als zweiter Zugang zur gewählten Thematik die Frage nach der Rezeption französischer Autoren durch Stirner - sei es Ökonomen (Say, Proudhon), Literaten (Sue, Sand) oder Philosophen (Fourier, Saint-Simon) - näher zu beleuchten. Schließlich hat Stirner selber sowohl das Hauptwerk Says als auch andere französische Autoren im Rahmen seines unvollendet gebliebenes Werks "Geschichte der Reaction" übersetzt. Er kann beispielhaft für die preußisch junghegelianische Rezeption und Wahrnehmung der politischen und kulturellen Entwicklungen in Frankreich gesehen werden. Das gilt vor allem für Stirners Bezug zur Französischen Revolution.
Ziel des Symposions ist es somit, sowohl die Rezeption französischer Autoren und Geschichte im Werke Stirners zu rekonstruieren und zu gewichten als auch seine facettenreiche Rezeption innerhalb Frankreichs auszuloten. Das Symposion ist interdisziplinär und bilingual angelegt.
Interessierte Referentinnen und Referenten wenden sich bitte mit einer kurzen Zusammenfassung ihres Beitrages (400 Worte) bis spätestens 20.03.2011 an: Maurice Schuhmann - MauriceSchuhmann@aol.com
Eine Übernahme der Kosten für An- und Abreise sowie für die Unterbringung ist vorgesehen. Die Publikation der Beiträge ist geplant.
Publiziert von: Christof Schöch