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31.10.2012

CfP Romanistentag Würzburg: Sektion "Négritude und Negrismo: afrokaribische Literatur und neue Humanismen von den Anfängen bis heute

  • Ort: Würzburg
  • Beginn: 22.09.13
  • Ende: 25.09.13
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Spanisch

Eine der Herausforderungen der Romanistik ist es die alternativen Identitäts- und Lebensentwürfe in den Blick zu nehmen, die sich im Zuge der neuen Literaturen der hispanophonen und frankophonen Welt von den Antillen bis zu den Hispanics im Norden Amerikas, von der subsaharischen Literatur des Süden bis nach Quebec entwickeln. Eine besondere Linie ist hierbei zweifellos jene der humanistischen Entwürfe und Anerkennungsforderungen, der neuen Ideen des "Vivre ensemble" (cf. Triki 1998 u. 2011), die mit dem Selbst-bewusstsein der 'schwarzen' Karibik entstehen oder wie es Françoise Vergès formuliert, herauszufinden, "ce que nous enseigne l‘esclavage sur notre temps" (Vergès 2011). Den 100ten Geburtstag von Aimé Césaire, einem der Vordenker der Négritude-Bewegung, am 26. Juni 2013 will die Sektion zum Anlass nehmen, um sich der Frage zu widmen, welche literarischen Nachwirkungen dieser Identitätssuche der afrokaribischen Intellektuellen sich in den jüngeren frankophonen und hispanophonen Literaturen der Karibik verzeichnen lassen.

 

Die Sektion möchte sich im Besonderen mit den folgenden vier Aspekten befassen:

1. Welche Ähnlichkeiten und Differenzen lassen sich zwischen der frankophonen Négritude- und der hispanophonen Negrismo-Bewegung feststellen? Welche Rezeptionen und Abgrenzungen finden statt? Wie ist der Einfluss des europäischen Surrealismus, der Avantgarden und der Aufklärung jeweils zu bewerten? Inwiefern werden die Sprachgrenzen überschritten?

2. Welche anthropologischen und Identität konstruierenden oder modellierenden Entwürfe liegen der Négritude, dem Negrismo und den nachfolgenden karibischen Theoriebildungen zugrunde? Inwiefern können wir von einer Entwicklung neuer Humanismen in der Post-Négritude (Toumson 1989) sprechen? Inwieweit sind diese dem Denken der Négritude verpflichtet und wo rücken sie davon ab? Welche Konzepte von Menschlichkeit und Anerkennung und welche Universalisierungsstrategien liegen der Créolité (Confiant/Banabé/Chamoiseau 1989), der Tout-monde (Glissant 1993 u. 1997), der Hibridación (cf. García Canclini 1989 u. 2001 und seinen Einfluss auf die karibische Literatur) dem Negrismo, des Diepalismo (Poesie der ‚Stotterer’) und der poesía negra von Luis Palés Matos, über Emilio Ballagas und Manuel del Cabral bis zu Nicolás Guillén, Alejo Carpentier (Ecue-Yamba-Ó 1933) und Lydia Cabrera (Contes nègres de Cuba, 1936) zugrunde und welchen Beitrag leistet die spätere Literatur jeweils zu deren Verbreitung?

3. Inwiefern sind die Bedingungen der frankophonen und der hispanophonen afrokaribischen Identitätsbildung unterschiedlich? Welche Differenzen weisen sie auf in der soziologischen und historischen Kontextualisierung und in der theoretischen Konzeptualisierung? Kann man beide dennoch der Entwicklung eines gemeinsamen antillanischen Bewusstseins, einer „Antillanität“, und eines analogen oder konvergierenden Reflexionsprozesses zurechnen? Welche weiteren Bezüge lassen sich nachzeichnen zu den Black Esthetics und der karibischen Diaspora?

4. Inwiefern wandelt sich die ästhetische Gestaltung im Laufe der veränderten Rezeption und Kritik der Négritude und des Negrismo? Welche Texte stehen für welche Positionen? In welchen Gattungen wird das besonders verhandelt und worin unterscheidet sich der gattungsspezifische Zugang? Welche Autorenkonzepte verbinden sich mit neuen humanistischen Narrativen? Welche narratologischen oder sprachlichen Dispositive, Redeweisen und Gattungsformen werden gewählt bzw. scheinen besonders geeignet?

Die Beiträge können sich unter den unterschiedlichsten methodischen Prämissen der gemeinsamen Fragestellung widmen und entweder als exemplarische Einzelstudien oder Textanalysen, als theoretische Überlegungen oder als überschauende Reflexionen angelegt sein.

 

Es sind Vorträge in deutscher, französischer und spanischer Sprache willkommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Anmeldungen und Rückfragen bei:

 

 

Prof. Dr. Gisela Febel

Universität Bremen

febel@uni-bremen.de

 

PD Dr. Natascha Ueckmann

Universität Bremen

ueckmann@uni-bremen.de

Von:  Natascha Ueckmann

Publiziert von: RZ