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04.12.2013

CfP: Sektion 15, "Multipolarität und Mehrsprachigkeit", Frankoromanistentag 2014

  • Ort: Münster
  • Beginn: 24.09.14
  • Ende: 27.09.14
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch

Multipolarität und Mehrsprachigkeit: Zur Analyse und Theorie transkulturellen Schreibens an der Schnittstelle von Literatur- und Kulturwissenschaften

 

Der vorliegende Sektionsvorschlag bezieht sich in doppelter Hinsicht auf das Thema "Schnittstellen / Interfaces" des Frankoromanistentags 2014: zum einen, indem er dazu einlädt, sich mit Autoren und Texten auseinanderzusetzen, die sich an der Schnittstelle verschiedener Sprachen und Kulturen bewegen; zum anderen, indem er die Untersuchung dieser Autoren und Texte als Herausforderung begreift, neu über die theoretischen Grundlagen von ästhetischen, sprachlichen und kulturellen Transfers und die Kontakte zwischen Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaften nachzudenken.

 

Die Zahl der weltweit anerkannten und national wie international prämierten Autorinnen und Autoren und Werke in französischer Sprache mit transkulturellen oder anderssprachigen Dimensionen hat in den letzten Dekaden enorm zugenommen. Auch die Debatte um die Frankophonie und die neue Welt-Literatur ist ein Indiz für die Grenzen überschreitende Praxis eines aktuellen transkulturellen Schreibens, das hier genauer in den Blick genommen werden soll. Diasporische Schreibsituation, Migrationsbedingungen und Schreiben im Exil sind oft weitere Dimensionen, wenn auch nicht notwendige Voraussetzungen einer solchen mehrsprachig beeinflussten Produktionsästhetik. Von Ahmadou Kouroumas 'Malinkisierung' des Romans bis zu Régine Robins formal experimentellem Nachdenken über die "Québécoite", von der anti-orientalistischen Geschichtserzählung der Kreuzzüge aus Sicht der Araber bei Amin Maalouf bis zur ersehnten inneren Afrikanisierung von Le Clézio in "Onitsha", von Dai Sijies chinesischer Parodie der Psychoanalyse in "Le complexe de Di" bis zum "Dictionnaire des titim et sirandanes" von Raphaël Confiant, um nur einige berühmte Texte zu nennen, springen eine Vielzahl von Beispielen ins Auge, die kulturelle und sprachliche Transfers jeder Art und neue multipolare Positionierungen der Subjekte aushandeln.

 

Auch die literaturwissenschaftliche Untersuchung von Phänomenen der Mehrsprachigkeit und Migration hat in den letzten Jahrzehnten unter den Vorzeichen der Globalisierung an Komplexität gewonnen und u.a. zu neuen Konzeptionen der Literatur als konstitutiv polyphonem und mehrsprachigem Phänomen geführt (vgl. z.B. Robert Stockhammer 2009). Damit geht auch eine Neuorientierung des literaturwissenschaftlichen Selbstverständnisses einher (vgl. u.a. Emily Apter 2006), die eine erneuerte oder erweiterte Reflexion des Verhältnisses von philologischen und kulturwissenschaftlichen Komponenten der literaturwissenschaftlichen Interpretationsarbeit nahelegt.

Mehrsprachigkeit, transkulturelles Schreiben und Multipolarität dienen uns hier zunächst heuristisch als offene und unvollständige Reihe von Konzepten der Adressierung von Transferdimensionen, die unterschiedliche Sprach-Kulturen ins Spiel bringen. Sie können weiterentwickelt, kritisch hinterfragt und durch weitere oder andere Konzepte ergänzt und erweitert werden, z.B. im Hinblick auf eine transkulturelle Rezeption oder die besonderen Fälle des diasporischen Schreibens oder die Figuren der multipolaren AutorInnen etc.

 

Die Sektion bietet einen Rahmen, um aus frankoromanistischer Perspektive die aktuellen Debatten um die plurikulturelle Dimension transkulturellen Schreibens und um eine neue "littérature-monde" weiterzudenken und zu präzisieren und ihre theoretischen Implikationen zu reflektieren. Dies soll anhand der Betrachtung exemplarischer Werke und Autoren wie auch anhand von Beiträgen zu theoretischen Konzepten erfolgen. Explizit willkommen sind neben literaturwissenschaftlichen Beiträgen auch Zugänge aus Kulturwissenschaften, Sprachwissenschaften und Fachdidaktik.

 

Beiträge sind in deutscher oder französischer Sprache willkommen.

 

Ein Abstract von max. 300 Wörtern wird bis zum 31.01.2014 erbeten an Prof. Dr. Gisela Febel (febel@uni-bremen.de) und Dr. Matthias Zach (zach@uni-bremen.de).

Von:  Matthias Zach

Publiziert von: cf