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26.01.2011

CfP: Sektion "Das Portugiesische als Diasystem innerhalb und außerhalb des lusofonen Raums" (Lusitanistentag 2011)

  • Ort: Wien
  • Beginn: 14.09.11
  • Ende: 17.09.11
  • Disziplinen: Sprachwissenschaft
  • Sprachen: Portugiesisch
  • Frist: 30.06.11

9. Deutscher Lusitanistentag, 14.-17. September 2011 in Wien

 

Sektion "Das Portugiesische als Diasystem innerhalb und außerhalb des lusofonen Raums"

 

Historische Einzelsprachen zeigen sich in Synchronie nicht als homogene, sondern als heterogene Sprachsysteme, die aus verschiedenen diasystematischen Differenzierungen (Varietäten) bestehen. Gemäß dem dreiteiligen Modell von Coseriu (1976) – auch „Architektur der Sprache“ genannt – sind diese Differenzierungen diatopischer, diastratischer und diaphasischer Art. In dem später entwickelten polysystematischen Modell (Nabrings 1981, Haensch 1982, Koch/Oesterreicher 1990, Endruschat/Schmidt-Radefeldt 2006/22008) werden weitere Dimensionen unterschieden – diatechnische, diamediale, diasituative, diagenerationelle, diasexuelle usw. – sowie auch hybride Varietäten (wie die Chatsprache).

 

Die „Architektur“ von Welt- und plurizentrischen Sprachen wie das Englische, das Spanische oder das Portugiesische ist wegen deren Verbreitung in mehreren Ländern und auf mehreren Kontinenten sowie des Kontakts mit unterschiedlichen Sprachen noch komplexer, denn die geographisch und/oder politisch getrennten Varietäten entwickeln eigene Diasystematika.

 

Das gegenwärtige Diasystem des Portugiesischen umfasst einerseits die nationalen Varietäten (europäisches, brasilianisches, angolanisches, mosambikanisches Portugiesisch), andererseits die autochthonen und die allochthonen Minderheitenvarietäten (wie das Olivença-Portugiesische in Spanien bzw. das Portugiesische als Migrantensprache z.B. in Luxemburg). Jede der nationalen Varietäten stellt ihrerseits ein Diasystem dar: Es gibt sprachliche Unterschiede im Raum (Dialekte, Regiolekte, Lokolekte, Urbanolekte, Dorflekte), in den sozialen Schichten (Soziolekte wie das Portugiesische der Gauner, die portugiesische Szenesprache oder Jugendsprache), in der Ausdrucksweise (Standardportugiesisch, Umgangsportugiesisch, Slang), zwischen Berufsgruppen (Fachsprachen wie die Rechts-, Mathematik- oder Medizinsprache), zwischen Generationen (Gerontolekte) usw. Solche Differenzierungen (vor allem diastratischer und diagenerationeller Art) lassen sich aber auch in den portugiesischen Minderheitenvarietäten feststellen.

 

Unsere Sektion setzt sich zum Ziel, das Diasystem (oder besser gesagt: die Diasysteme) des Portugiesischen mit dem Reichtum seiner vielen Subsysteme zu „entdecken“ und einige diasystematische Varietäten mit ihren Markierungen zu untersuchen. Der Fokus sollte insbesondere auf den diatopischen, diastratischen, diagenerationellen und diatechnischen Varietäten, sowie auf portugiesischen Minderheitenvarietäten liegen. Willkommen sind auch Vorträge zum Galicischen und zu Grenz- und Brückenvarietäten (wie z.B. barrenquenho oder Mirandesisch).

 

30 Minuten sollte der Vortrag, 15 Minuten die Diskussion dauern. Vortragssprachen sind Portugiesisch, Galicisch oder Deutsch.

 

Bibliographie

Coseriu, Eugen (1976): Das romanische Verbalsystem (hrsg. und bearbeitet von Hansbert Bertsch), Tübingen: Narr, 27-29.

Endruschat, Annette/Schmidt-Radefeldt, Jürgen (2006/22008): Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft, 2., überarbeitete Auflage, Tübingen: Narr, 204-230.

Haensch, Günther (1982): „Tipología de las obras lexicográficas”, in: Haensch, Günther/Wolf, Ludwig/Ettinger, Stefan/Werner, Reinhold (Hrsg.): La lexicografía. De la lingüística teórica a la lexicografía práctica, Madrid: Gredos, 95-187.

Koch, Peter/Oesterreicher, Wulf (1990): Gesprochene Sprache in der Romania: Französisch, Italienisch, Spanisch, Tübingen: Niemeyer.

Nabrings, Kirsten (1981): Sprachliche Varietäten, Tübingen: Narr.

 

Sektionsleitung / Kontakt:

Aurélia Merlan (München) / Jürgen Schmidt-Radefeldt (Rostock)

(aurelia.merlan@romanistik.uni-muenchen.de / juergen.schmidt-radefeldt@uni-rostock.de)

 

Von:  Aurélia Merlan

Publiziert von: Christof Schöch