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18.06.2012

CfP: Sektion "Geschichte und Geschichten: Die Bearbeitung von historischen Ereignissen im zeitgenössischen lateinamerikanischen Comic", Hispanistentag 2013

  • Ort: Münster
  • Beginn: 20.03.13
  • Ende: 23.03.13
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Portugiesisch, Spanisch
  • Frist: 15.10.12

Die Geschichte des lateinamerikanischen Comics - verstanden als eine längere Erzählung aus Text und Bild - beginnt im 20. Jahrhundert und hängt unmittelbar mit der Modernisierung und Urbanisierung der lateinamerikanischen Gesellschaften zusammen. Dieser Umstand führt dazu, dass die Entwicklung des Comics aber auch seine Positionierung innerhalb der Gesellschaft je nach Land sehr verschieden ausfallen. Als Zentren der Comicproduktion Lateinamerikas gelten Argentinien, Brasilien und Mexiko, und diese drei Länder können auf eine differenzierte Comicproduktion zurückblicken.

 

Die von Beginn an existierende starke Rezeption des Comics in Lateinamerika hängt nicht zuletzt mit der dem Medium eigenen Möglichkeit zusammen, die Lebensbedingungen großer Schichten der Gesellschaften eben diesen Schichten auf eingängige Art und Weise zugänglich zu machen. Die im Vergleich zu reinen Schrifttexten einfachere Rezeption hatte und hat zur Folge, dass gerade der Comic für breitere Schichten einen Zugang zum Verständnis der sie umgebenden gesellschaftlichen Wirklichkeit bot und bietet. Auf der anderen Seite eröffnet der Comic jedoch auch den Produzenten die Möglichkeit, dieses Medium als Träger ihrer Botschaften zu gebrauchen. Damit sind die beiden Extreme angesprochen, die die Comicproduktion in Lateinamerika gerade in den letzten Jahrzehnten des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausmachen: einmal ist es das Medium einer gesellschaftskritischen, dann wieder ist es das Medium einer „staatstragenden“ Darstellung der Wirklichkeit.

 

Ein Beispiel für die Gleichzeitigkeit der beiden Richtungen liefert die Comicproduktion Chiles zur Zeit der Unidad Popular. Sowohl jene Gruppen, die Allendes Politik unterstützten als auch jene, die sie ablehnten, griffen auf Comics als Träger und Verbreiter ihrer Meinungen zurück. Nicht zuletzt ging es hier auch um Fragen der (historischen) nationalen Identität. Für die Konstruktion einer homogenen, auf gleichen Erfahrungen basierenden Gruppe wie der Nation bietet das Medium Comic den Vorteil seiner weiten Verbreitung, hinzu kommt jedoch ebenfalls die in ihm konstitutiv bestehende Einbeziehung von bildlichen Elementen, die die Textbotschaft nicht nur unterstützen, sondern über diese hinaus Inhalte vermitteln. Vor allem die Beziehung von Bild und Text eröffnet so neue Formen der Auseinandersetzung mit der (nationalen) Geschichte.

 

In diesem Sinne möchte diese Sektion des 19. Deutschen Hispanistentages untersuchen, wie der Comic zu einem Medium der Auseinandersetzung mit (nationaler) Geschichte wurde. Um die Besonderheiten des Mediums Comic deutlich zu machen, bietet es sich an, Vergleiche zum Roman und zum Film auf der Grundlage eines bestimmten historischen Ereignisses anzustellen. Auch die Umsetzung (oder Übersetzung) eines Romans in die Form des Comics erlaubt es, Rückschlüsse auf die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums zu ziehen. Die Sektion richtet sich an Historiker, Linguisten, Medien- und Literaturwissenschaftler.

 

Kontakt:

Dr. Katja Carrillo Zeiter (Berlin) / Dr. Christoph Müller (Berlin)

Email: carrillo-zeiter@iai.spk-berlin.de / mueller@iai.spk-berlin.de

 

Von:  Christoph Müller

Publiziert von: cs