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10.01.2011

CfP: Sektion L-IV "Pathos - zwischen Passion und Phobie. Schmerz und Schrecken in den romanischen Literaturen seit dem 19. Jahrhundert" beim XXXII. Deutschen Romanistentag (Erinnerung)

  • Ort: Berlin
  • Beginn: 25.09.11
  • Ende: 28.09.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Italienisch, Spanisch
  • Frist: 15.02.11

Pathos - zwischen Passion und Phobie. Schmerz und Schrecken in den romanischen Literaturen seit dem 19. Jahrhundert

 

Dr. Isabel Maurer Queipo (Siegen), Dr. Tanja Schwan (Mannheim)

 

‚Pathos‘, ‚Passion‘, ‚Pathologie‘ – standen die 1990er und 2000er Jahre ganz im Zeichen des performative turn, so rücken neuerdings verstärkt Phänomene des Pathischen in den Fokus kulturwissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Neben Kategorien des Handelns und der Herstellbarkeit treten Effekte emotionalen Ergriffenseins. Angesichts jener auf den ersten Blick gegenläufigen Tendenzen fragt es sich, wie beide sich angemessen vermitteln und in Dialog bringen ließen.

 

Diese Leitfrage eines sich möglicherweise anbahnenden Paradigmenwechsels nimmt die Sektion zum Anlass, die Modellierung affektiver Widerfahrnisse aus romanistischer Perspektive zu untersuchen. Unter den vielfältigen Codierungen des (Er)Leidens interessieren uns sowohl Diskursivierungen und Medialisierungen der ‚Passion‘ – im Sinne von physischem und psychischem Leid wie amouröser und erotischer Leidenschaft – als auch Heimsuchungen durch das Dämonisch-Dionysische, durch Entsetzen und Ekel. Das 19. Jahrhundert verdient mit seiner Feier einer Ästhetik des Hässlichen und Abjekten, nicht zuletzt des (Alp)Traums, besonderes Augenmerk – werden doch Manifestationen des Pathischen in Literatur und Kunst jener Epoche zu Grenzphänomenen der ‚nicht mehr schönen Künste‘, zu Parametern einer Pathologie der Moderne.

 

Jenseits traditioneller motivgeschichtlicher Zugänge schlägt die Sektion eine doppelte Perspektivierung der Texte und Medien vor: Gilt die Repräsentation von Schmerz und Lust, von Angst und Thrill, aus produktionsästhetischer Sicht als ein Problem der Darstellbarkeit, so ruft, rezeptionsästhetisch gesehen, die ‚Lektüre als Passion‘ gleichermaßen Faszination wie Verstörung hervor. Oftmals werden das Makabre und Unheimliche ebenso wie die Neigung zum Pathetischen dem Verfahren einer grotesken Ironie ausgesetzt, gerät rhetorisches Pathos zu hohlem Kitsch, der, als historisch überlebte Formel ästhetisch gleichwohl zelebriert, wenn auch entstellt, bewahrt bleibt.

 

Als Untersuchungsgegenstände der intermedial und kulturübergreifend ausgerichteten Sektion bieten sich an: Erzählliteratur, Lyrik, Theater und Oper in französischer, italienischer und spanischer Sprache von der Schauerromantik bis zur Dekadenz; daneben Malerei und Photographie. Ausblicke über diesen Schwerpunkt der Sektionsarbeit hinaus gewähren modernismo und literatura fantástica auf dem lateinamerikanischen Kontinent sowie mediale Inszenierungen des Pathos in der Populärkultur des 20. und 21. Jahrhunderts (Film, Performance, Internet).

 

Vortragsanmeldungen mit Arbeitstitel und Abstract (max. 3000 Zeichen) werden erbeten bis zum 15. Februar 2011.

 

Kontakt: maurer@romanistik.uni-siegen.de, schwan@phil.uni-mannheim.de

 

Von:  Tanja Schwan

Publiziert von: Christof Schöch