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04.07.2012

CfP: Sektion "Zwischen Wissen und Erfahrung: Neue Formen des Dokumentarischen in Spanien und Lateinamerika", Hispanistentag 2013

  • Ort: Münster
  • Beginn: 20.03.13
  • Ende: 23.03.13
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Spanisch
  • Frist: 15.10.12

Während die kommerzielle Kinobranche den neuen Produktions-, Distributions- und Exhibitionsbedingungen, die die digitale Revolution mit sich brachte, häufig mit Existenzangst und Überforderung gegenübersteht, erlebt der Dokumentarfilm eine neue Blüte. Dokumentarfilm heute ist ein Spiegel der aktuellen Vielfältigkeit filmischer Ausdrucksmöglichkeiten: er ist analog wie digital, entsteht aus Filmaufnahmen ebenso wie computergenerierten Animationen oder Found Footage Material und erscheint in Lang-, Mittel-, Kurz- und sogar Nano-filmlänge. Diese Entwicklungen sind im Kontext des sogenannten Postcinema zu sehen (vgl. Brea 2007), einem Expanded cinema (vgl. Youngblood 1970) das über den Kinosaal oder den Fernseherschirm hinaus genauso das Web, Museen oder Galerien als Projektionsraum nutzt; interaktive Tools binden das Publikum vermehrt in die Bedeutungsproduktion ein. Der so umrissene „neue Dokumentarfilm“ (vgl. Bruzzi 2000) nimmt nicht nur neue Modalitäten und Formate an, sondern fusioniert dabei mit anderen künstlerischen und nicht-künstlerischen Mediendispositiven: An einem Rand des Spektrums steht Videoaktivismus, der in radikalerer und kompromissloserer Weise Reportageformate des Fernsehens adaptiert. Am anderen Ende finden wir - in der Schnittmenge mit Praktiken der bildenden Kunst- experimentelle Videokunstarbeiten.

Ein weiterer Grund für den Optimismus, mit dem die krisengeschüttelte Filmbranche auf den Dokumentarfilm blickt, ist außerdem, dass seine Vertreter immer schon regelrechte Kamikazes del cine (vgl. Bergeret 2003) waren, ÜberlebenskünstlerInnen, die daran gewöhnt sind mit minimalen Mitteln und am Rande der Filmwirtschaft zu existieren.

 

Das iberoamerikanische Dokumentarfilmkino, dem wir diese Sektion widmen wollen, ist dabei stark vertreten. Um nur einige Beispiele unter vielen zu nennen, beweist dies die große Resonanz auf die Arbeiten folgender Künstlerinnen und Künstler: für Spanien Isaki Lacuesta, María Cañas oder das Kollektiv Los hijos, für Venezuela Andrés Duque, für Chile der Veteran Patricio Guzmán, Germán Berger oder Macarena Aguiló, für Argentinien Albertina Carri oder Andrés di Tella, für Mexiko Tatiana Huezo, für Paraguya Renate Costa.

 

Unser Ziel ist, im Rahmen der vorgeschlagenen Sektion gemeinsam ein Panorama der unterschiedlichen Modalitäten zu erarbeiten, die das spanische und lateinamerikanische Dokumentarfilmkino in den letzten 15 Jahren angenommen hat. Dafür ist genau jene interdisziplinäre Perspektive vonnöten, die für den kommenden Hispanistentag als Rahmenthema gewählt wurde: Brückenschläge in Richtung Kommunikations- und Medienwissenschaften, Richtung Kunstgeschichte und bildender Kunst. Zusätzlich suchen wir bewusst den Austausch zwischen theoretischer Reflexion und künstlerischer Praxis.

 

Besonders untersuchenswert erscheint uns dabei die Wende hin zur Subjektivität, die den aktuellen Dokumentarfilm kennzeichnet – und das in einem Genre, das im Fahrwasser von Direct Cinema und Fernsehjournalismus in den Jahrzehnten davor eher mit Wissensvermittlung und Wahrheitsfindung assoziiert wurde.

Wir freuen uns deshalb insbesondere auch über Beiträge zum performativen Dokumentarfilm (vgl. Nichols 1994) und Essayfilm bzw. über Arbeiten, die Ausprägungen des Subjektiven in konventionellen Fernseh- und Reality-Formaten untersuchen.

Mit dem Einbruch der ersten Person in direktem Zusammenhang steht außerdem der veränderte Zugang zum Archiv und zu Fragen der Referentialität des filmischen Dokuments allgemein.

 

Zusammenfassend wünschen wir uns Beiträge, die unter anderem auf folgende Fragen eingehen:

- Wie lässt sich das postcinematographische Dispositiv im iberoamerikanischen Dokumentarfilm beschreiben?

- Wer sind seine Akteure? Unter welchen Rahmenbedingungen können sie ihre Filme produzieren und welche Institutionen fördern diese Form des Kinos?

- Welche Themen werden im „Neuen Dokumentarfilm“ behandelt?

- Kennzeichnet ihn eine spezifische Ästhetik und wenn ja welche?

- Wo bestehen Gemeinsamkeiten mit anderen Kinematographien?

- Wie macht sich der/die Filmemacher/in zum Filter der Bedeutungskonstruktion durch das Publikum?

 

Deadline für Abstracts (max. 500 Wörter) ist der 15. Oktober 2012.

 

Kontakt:

Hanna Hatzmann und Marta Álvarez.

hanna.hatzmann@univie.ac.at

martaalvarezro@gmail.com.

 

Von:  Hanna Hatzmann

Publiziert von: RZ