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18.05.2011

CfP: Villa Vigoni-Gespräch – Kolloquium für Nachwuchswissenschaftler(innen)

  • Ort: Loveno di Menaggio (CO), I
  • Beginn: 27.10.11
  • Ende: 30.10.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
  • Sprachen: Französisch, Sprachenübergreifend
  • Frist: 30.06.11

Veranstalter: Sonderforschungsbereich 804 « Transzendenz und Gemeinsinn », Integriertes Graduiertenkolleg – Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden), Prof. Dr. Pier Paolo Portinaro (Turin), Prof. Dr. Georg Kohler (Zürich)

 

Zur Teilnahme am diesjährigen Villa-Vigoni-Gespräch zum Thema „Zivilreligion? Ordnung stiften zwischen Glauben und Instrumentalisierung“ sind Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler (Doktoranden und Post-Docs) eingeladen, einen Vortrag von ca. 30 Minuten Länge im Kontext des unten skizzierten Themenbereichs zu halten. Willkommen sind Beiträge aus der Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Philosophie, Theologie, Soziologie sowie den Kunst-, Literatur- und Rechtswissenschaften.

 

Bewerbungen in deutscher, englischer oder französischer Sprache sind bis zum 30. Juni 2011 möglich. Die Bewerbungen sollten einen kurzen Lebenslauf, eine Kurzzusammenfassung des Promotions- oder des Forschungsthemas sowie eine kurze Skizze des geplanten Vortrags von ca. 2 Seiten umfassen. Eingereicht werden sie in elektronischer Form und als Gesamtdokument an die u.a. Kontaktadresse.

 

Reise- und Übernachtungskosten sowie die Verpflegung werden für die ausgewählten Teilnehmer übernommen.

 

Die Arbeitssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch. Die Teilnehmer/innen sprechen entweder Deutsch, Englisch oder Französisch und sind in der Lage, die beiden anderen Sprachen ausreichend zu verstehen.

 

Veranstaltungsort:

Villa Vigoni, Deutsch-Italienisches Zentrum: Via Giulio Vigoni, 1, 22017 Loveno di Menaggio (CO), I

 

Kontakt: Dr. Gernot Kamecke

SFB 804 "Transzendenz und Gemeinsinn"

Integriertes Graduiertenkolleg

Technische Universität Dresden

D-01062 Dresden

TEL: 0351 463 378 51 FAX: 0351 463 378 52

MAIL: gernot.kamecke@tu-dresden.de

 

Beschreibung: Das Konzept der ‚Zivilreligion‘ hat seinen historischen Ort in der Aufklärungsepoche. Im Rahmen des Kolloquiums soll es jedoch, umfassender, als ein Schlüssel verstanden werden, um historische ebenso wie systematische Zugänge zum komplexen Verhältnis von Religion und gesellschaftlicher Ordnung zu erproben.

 

Entstanden in einer Zeit, als die Religion als selbstverständliche Ordnungsmacht immer fragwürdiger wurde, birgt die klassische Fassung von ‚Zivilreligion‘ bei Jean-Jacques Rousseau zwei Perspektiven: Einerseits wird ein Minimalkonsens dazu formuliert, welche religiösen Grundlagen eine Gesellschaft benötigt, um über den rationalen Gesellschaftsvertrag hinaus affektive Bindungen der Menschen an ihr Gemeinwesen zu stiften. Andererseits soll die religion civile zentrale Elemente der bürgerlichen Ordnung – etwa die Idee von gerechter Belohnung und Bestrafung, die Gesetzeskraft, die Toleranz etc. – kodifizieren und durch ihre ‚Heiligung’ der Sphäre gesellschaftlicher Verfügbarkeit entheben.

 

Historisch entsteht das Konzept der Zivilreligion mithin aus einer besonderen epochalen Konstellation und beinhaltet eine spezifische Deutung der Neuzeit, insbesondere der Moderne. Ein modernes Charakteristikum der Zivilreligion ist zweifellos ihre Instrumentalisierbarkeit als soziales Regulativ zur normativen und affektiven Absicherung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung. Damit wird zugleich eine Differenz markiert zur ‚echten‘ Religiosität der europäischen Vormoderne, insbesondere des Mittelalters, die sich gemeinhin durch eine tiefe Frömmigkeit auszeichnet, welche auf einer individuellen Heilslogik und nicht auf zweckrationalen Überlegungen über die Beschaffenheit des menschlichen Zusammenlebens auf Erden basierte. Dennoch lassen sich utilitaristische Elemente weit in die europäische Geistesgeschichte zurückverfolgen, über Machiavelli und die Renaissance bis in die Antike und zu Varros theologia civilis.

 

Spätestens seit Robert N. Bellah 1967, der am Beispiel der Vereinigten Staaten die noch heute bestehende, tiefe Verwurzelung der politischen Kultur in religiösen Semantiken zeigte (die Überhöhung der Verfassung als heilige Schrift, das missionarische Sendungsbewusstsein der Politiker), ist der Begriff der Zivilreligion zu einem analytischen Konzept in den Geistes- und Sozialwissenschaften geworden. Das Villa-Vigoni-Gespräch zielt darauf ab, die analytische Tauglichkeit des Begriffs für gegenwartsbezogene systematische, aber auch historisch vergleichende Studien von der Antike bis zur Neuzeit zu diskutieren. Die Zusammenkunft orientiert sich am Rahmenkonzept des Dresdner SFB 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“, der im Juli 2009 seine Arbeit aufgenommen hat. Seinen Ausgangspunkt markieren Problemlagen der Gegenwart, die von einer Wiederkehr der Religionsthematik und von einer intensiven Debatte über deren Bedeutung für Gesellschaft und Politik gekennzeichnet sind.

 

Weitere Informationen unter: www.sfb804.de

 

 

 

 

Von:  Gernot Kamecke

Publiziert von: Barbara Ventarola