CfP: Workshop „Alternative Cinéphilie(n). Filmkulturen im Umbruch 1945-1989“
- Ort: Leipzig
- Beginn: 13.06.14
- Ende: 14.06.14
- Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Portugiesisch, Spanisch, Sprachenübergreifend
- Frist: 28.02.14
Die Herausbildung eines neuen Filmverständnisses, die in Frankreich seit Mitte der 1950er Jahre stattfand, ist als ein Phänomen zu verstehen, das über ästhetische Merkmale, persönliche Karrierewege und die Entstehung bestimmter Institutionen hinausgeht. Es handelte sich, in den Worten des Filmhistorikers Antoine de Baecque, um eine neue Art, „sich die Filme anzuschauen, über sie zu reden und diesen Diskurs zu verbreiten“, um eine auf der Seite der Re-zeption stattgefundene aktivere, leidenschaftliche Teilnahme am „filmischen Erlebnis“. In den Verhaltensweisen bei der filmischen Aneignung, in den Ritualen und Diskursen dieser Film-liebhaber (Cinéphilen) ist der Kern jener Generation zu finden, die kaum ein Jahrzehnt später hinter der Geburt des modernen Kinos stand. Die Cinéphilie bereitete und begleitete somit die Entstehung und Verbreitung eines der wichtigsten Umbrüche der Filmgeschichte.
Traditionell hat sich die Filmgeschichtsschreibung in der Deutung dieser Umbrüche auf die Entwicklungen in den westeuropäischen Ländern und den USA bezogen. Ziel des Workshops ist es, über diese herkömmlichen nationalen Annahmen hinaus zu gehen und alternative Formen der cinéphilen Erfahrung zu untersuchen. Dabei will diese Veranstaltung besonders jene Ausprägungen unter die Lupe nehmen, die sich jenseits des traditionellen cinéphilen Forschungsblicks entfalteten – etwa Prozesse internationalen Kulturtransfers, die oft auf privaten oder inoffiziellen Wegen stattfanden, oder jene ‚peripheren‘ Filmkulturen in der DDR, im Ostblock oder in den südeuropäischen Diktaturen der 1950er und 1960er Jahre, die sich unter anderen kulturpolitischen Bedingungen und im Folge unterschiedlicher Traditionen entwickeln sollten.
Methodisch knüpft dieser Workshop an jene Ansätze der Filmgeschichtsschreibung an, die seit Mitte der 1980er Jahre und unter dem Namen New Film History die Rolle des Kinos als Institution des sozialen und kulturellen Austausches thematisieren. Zeitlich liegt der Fokus auf der Periode zwischen 1945 und 1989.
Mögliche Ansatzpunkte bieten die folgenden Bereiche:
1.Theoretisch/systematisch: Was ist (die historische) Cinéphilie?
• Methodische und systematische Zugänge zur Analyse ‚alternativer‘ Filmkulturen
• Mediale Konvergenzen
• Kulturelle Einordnung und historische Periodisierung
• Cinéphilie als Umbruch; Eine Generationsfrage?
• Theorien und Geschichtsschreibung der Cinéphilie
2.Nationale Filmkulturen/ Internationaler Austausch
• Cinéphilie und nationale Cinéphilien
• Internationale Kontakte
• Nationale und internationale Zirkulation von Filmen und Diskursen
• Offizielle und inoffizielle Netzwerke (Filmfestivals, Filmklubs, Fédération International des Ciné-Clubs etc.)
• Cinéphilie im Rahmen der Neuen Wellen
3.Film und Gesellschaft
• Beziehung zwischen Filmkultur und Politik; Autonomie der cinéphilen Felder innerhalb einer nationalen oder internationalen Filmkultur
• Kulturtransfer und internationale Beziehungen im Kalten Krieg, filmkulturelle Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten
• Alternative cinéphile Geschichten
4.Nachwirkung und Konsequenzen. Zum Umgang mit dem Cinéphilen Erbe
• Ende der Cinéphilie/End of the Cinema?
• Kontinuitäten und Brüche; Herausforderungen ihrer filmgeschichtlichen Einordnung
• Cinéphiles Gedächtnis in Romanen, Spielfilmen
Der Workshop ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekts Cinéphilie unter der Diktatur. Europäische Filmkultur zwischen 1955 und 1975 am Beispiel Spaniens und der DDR, das zurzeit am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig durchgeführt wird. Er wird vom Zentrum für Wissenschaft & Forschung | Medien e.V. und vom Lehrstuhl Medienwissen-schaft/Medienkultur am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universi-tät Leipzig veranstaltet.
Eine Publikation der Beiträge als Tagungsband in der vom Zentrum für Wissenschaft und Forschung | Medien e.V. herausgegebenen Buchreihe „MedienRausch“ ist angedacht.
Wir möchten alle Interessierten herzlich einladen, uns Beitragsvorschläge für einen Vortrag à 25 Minuten in Form eines Abstracts (2.000 Zeichen inkl. Leerzeichen, auf Deutsch oder Englisch) sowie einen kurzen wissenschaftlichen Lebenslauf inkl. Publikationen zuzusenden.
Bitte schicken Sie Ihre Abstracts bis zum 28. Februar 2014 an:
•Dr. Judith Kretzschmar: jkretz@uni-leipzig.de
•Dr. Fernando Ramos: fernando.ramos@uni-leipzig.de
Sie erhalten bis zum 01.04.2014 Nachricht, ob Ihr Beitrag angenommen ist.
Wir freuen uns über Ihre Vorschläge und weitere Anregungen.
Publiziert von: cf