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20.04.2012

Internationales Symposium "Gründungsorte"

  • Ort: München
  • Beginn: 03.05.12
  • Ende: 05.05.12
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend

Gründungsakte sind oft ortsgebunden, denn der Beginn, den sie vollziehen wollen, ereignet sich an einem ganz konkreten Ort, der sich fortan mit diesem Neuanfang verbindet und zum Gedächtnisort, zum Topos eines kulturellen Referenzsystems, erhoben wird.

 

Auch wenn der eigentliche Akt des Anfangens nachfolgenden Zeiten grundsätzlich entzogen und immer nur nachträglich zu vermitteln ist, verspricht ein solcher Ort Beständigkeit und bietet mit der Aura des Einmaligen und Echten womöglich eine letzte Chance für Nachkommen, auf die Spur von Gründungsakten zu gelangen. Davon erzählen vielfach Ortsnamen – und dies nicht nur, wenn sie wie Washington den Gründern oder ihren Leitfiguren selbst ein Denkmal setzen. Umgekehrt gehen Städte wie Jerusalem namentlich in die Erzählungen ein, die zur kulturellen Selbstverständigung oder Selbsterfindung vorgestellter Gemeinschaften dienen. Dazu jedoch erfordern Gründungsorte Praktiken besonderer Bewahrung und Bewachung, um das kulturelle Erbe, für das sie einstehen sollen, zu tradieren.

 

Zugleich unternehmen Autoritäten wie Peter der Große gerne den Versuch, sich dadurch Nachleben und Nachruhm zu verschaffen, dass sie Städte oder Siedlungsorte gründen, um ihren Namen zu verewigen. Doch können solche kolonialen Akte kaum je die Spuren vorgängiger Präsenzen löschen oder völlig überschreiben, die sich längst vor ihnen mit diesem Ort verbunden haben. Wenn Gründung sich daher iterativ vollziehen muss, um gegen konkurrierende Erinnerungen stets auf Neue anzugehen, werden Gründungsorte Palimpseste, deren Bedeutungsschichten oft in Spannung zu einander stehen.

 

Wie werden solche Orte gemacht und gepflegt? Was für Geschichten werden mit ihnen erzählbar und für wen? Welche Widerstände oder Widersprüche fordern sie heraus? Für welche aktuellen Inszenierungen sind sie Plattform oder Schauplatz? Haben auch Theorien ihren Gründungsort? Und kann es Gründungsakte geben, die ortlos vollzogen werden?

 

Programm

 

3. Mai 2012

 

15:00 Klaus Benesch, Tobias Döring, Bernhard Teuber (München): Begrüßung und Einführung

15:30 Julika Griem (Darmstadt): Places to Think With: Theory's Foundational Sites

16:45 Sascha Pöhlmann (München): Walt Whitman's Unfinished City: Washington, DC as a Place of Beginnings

17:45 Kader Konuk (Michigan): From Empire to Republic: A Turkish Geopoetics

 

19:00 W.J.T. Mitchell (Chicago): Image, Space, Revolution: The Arts of Occupation

 

4. Mai 2012

 

9:00 André Otto (München): Macchu Picchu: Nerudas Aufstieg zum wahren Tod und die (Be-)Zeugung des amerikanischen Grundes

10:00 Victor Ferretti (Kiel): Zum Tlön’schen Fundament

11:30 Kerstin Pinther (Berlin): Paris Noir als Kontaktzone und die Anfänge einer ästhetischen Moderne in Afrika

 

14:00 Julia Stenzel (München): Wolkenkuckucksheime: Antike Gründungsorte und ihre Rekonstruktion im Theater des 19. und 20. Jh.s

15:00 Matthias Krüger (München): Künstlerkolonien: Gründungsorte im Abseits der Moderne

16:30 Dietrich Erben (München): Die Renaissance als Moderne der Postmoderne: Florenz als Gründungsort in der Architekturgeschichte des 20. Jh.s

17:30 Aage A. Hansen-Löve (München): Die Erfindung Sankt Petersburgs: Gründungsmythen und ihre Metamorphosen

 

5. Mai 2012

 

9:30 Doerte Bischoff (Hamburg): Die ‚Auferbauung’ Jerusalems: Gründungsort und Gegengeschichte in Texten deutsch-jüdischer Autoren des 19. Jh.s

11:00 Podiumsdiskussion: Jüdische Gründungs- und Gedächtnisorte in München, Moderation: Hubert Spiegel (F.A.Z.)

 

Tagungsort:

Bayerische Amerika-Akademie, Amerika Haus, Karolinenplatz 3, München

 

Organisation:

Klaus Benesch, Tobias Döring, Bernhard Teuber

 

Koordination:

Maha El Hissy, Michael Ott, Sascha Pöhlmann

 

Um Anmeldung per email (michaelott@lmu.de) wird gebeten.

 

Mit freundlicher Unterstützung der Bayerischen Amerika-Akademie.

Von:  Maha El Hissy

Publiziert von: cs