Max Leopold Wagner. Eine Biografie im Schnittpunkt von Wissenschafts-, Fach- und Sozialgeschichte
- Ort: Berlin
- Beginn: 25.02.11
- Ende: 26.02.11
- Disziplinen: Sprachwissenschaft, Weitere Teilbereiche
- Sprachen: Spanisch, Weitere romanische Sprachen, Sprachenübergreifend
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung
Schützenstr. 18, 10117 Berlin
3. Et., Seminarraum 303
Max Leopold Wagner galt Anfang des 20. Jahrhunderts als ein viel versprechender Romanist, der insbesondere zum Sardischen und zum Spanischen Pionierarbeiten veröffentlichte. Nachdem er Mitte der 1920er Jahre die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität verlassen musste, überlebte er den Krieg in Italien und siedelte später nach Washington über, wo er 1962 starb. Noch heute werden Wagners linguistische Studien von Fachleuten geschätzt, das gilt für seine Untersuchungen zum Judenspanischen ebenso wie denen zu den Sondersprachen. Besondere Popularität genießt er heute aber vor allem auf Sardinien, wo er als eine der maßgeblichen Gründungsfiguren der Beschäftigung mit dem Sardischen gilt.
Bei aller professionellen Wertschätzung ist die Biographie Wagner nur unzulänglich bekannt, was nicht zuletzt damit zusammenhängen dürfte, dass Wagner wegen eines "Sittlichkeitsvergehens" Probleme mit der Justiz hatte. Wagners Homosexualität dürfte zwar unter seinen Fachkollegen allgemein bekannt geworden sein, eine vorurteilsfreie Würdigung seiner Lebensleistung wurde dabei aber nicht unbedingt erleichtert, gilt in der Wissenschaftsgeschichtsschreibung hier doch nach wie vor ein folgenschweres Tabu. Deshalb konnte bislang auch nicht reflektiert werden, inwieweit im Falle Wagners Persönlichkeitsprägung und seine wissenschaftliche Arbeit zusammenzudenken sind.
Der Workshop hat das Ziel, sich über den Fall Wagner hinaus einer Reihe von Fragestellungen zu widmen:
• fachgeschichtlichen (die Bedeutung Wagners für die Romanistik),
• institutionsgeschichtlichen (die Berliner Romanistik),
• sozialgeschichtlichen (Konnex von Homosexualität, Justiz und Beamtentum),
• epistemologischen (Interdependenz von Persönlichkeitsprägung und wissenschaftlichem Werk).
Programm
(Stand: 13.01.2011)
Fr., 25.2.2011
14.00-15.45
Dirk Naguschewski (ZfL): Max Leopold Wagner – eine Biographie in Bildern
Utz Maas (Osnabrück/Graz): Max Leopold Wagner im Horizont der zeitgenössischen Sprachforschung
Respondent: Jürgen Trabant (IJU Bremen)
16.15-18.00
Jens Dobler (Schwules Museum, Berlin): Die gesellschaftspolitische und rechtliche Situation der Homosexuellen in der Weimarer Republik
Marita Keilson-Lauritz (Bussum): Der Minister und die 'Beckerjungen'. Ein durchaus respektvoller Versuch zu Carl Heinrich Becker
Respondent: Michael Becker (Berlin)
Sa., 26.2.2011
9.30-11.15
Christian Klein (Wuppertal): Biographisches Erzählen – theoretische Zugänge und analytische Perspektiven
Sabine Schrader (Innsbruck): Queer studies und die Romanistik – eine Mésalliance?
Respondent: Andrew Johnston (FU Berlin)
11.45-13.30
Johannes Klare (HU Berlin): Max Leopold Wagner und die Romanistik an der Friedrich-Wilhelms-Universität
Winfried Busse (FU Berlin): Max Leopold Wagner und das Judenspanische
Respondent: Karlheinz Barck (ZfL)
15.00-16.45
Dirck Linck (HU Berlin): Außerseiterisches Nachdenken über den 'Außenseiter'
Stefan Willer (ZfL): Person und Personalität in der Wissenschaftsgeschichte
Respondent: Herbert Kopp-Oberstebrink (ZfL)
Organisation:
Dirk Naguschewski, naguschewski [at] zfl-berlin.org
Publiziert von: Christof Schöch