Philologie als Literatur- und Rechtswissenschaft. Germanistik und Romanistik 1770-1870
- Ort: Münster
- Beginn: 09.12.10
- Ende: 11.12.10
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
- Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Sprachenübergreifend
09.-11. Dezember 2010
Liudgerhaus Tagungshaus Münster
Überwasserkirchplatz 3, 48143 Münster
Veranstalter
Dr. Claudia Lieb. Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Germanistisches Institut. Hindenburgplatz 34. 48143 Münster.
Prof. Dr. Christoph Strosetzki. Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Romanisches Seminar. Bispinghof 3A. 48143 Münster.
James Boyd Whites „The Legal Imagination“ von 1973 gilt als Anfang der Law-and-Literature-Bewegung. Seitdem ist das Verhältnis von Literatur und Recht zu einem internationalen Forschungsparadigma geworden, dessen Geschichte neuerdings geschrieben wird. In der deutschen Universitätsgeschichte hat dieses Paradigma aber eine sehr viel längere Tradition, die im Mittelpunkt der Tagung steht.
Dass Literatur- und Rechtswissenschaft die Fächer Germanistik und Romanistik erschließen, ist Folge einer progressiven interdisziplinären Beziehung. Im 18. Jahrhundert arbeiten beide Disziplinen an der Sammlung und Edition von Quellen, an Lehren zum Verfassen und Auslegen von Texten. Mit der Romantik und den Auseinandersetzungen, die sie provoziert, rücken diese Wissenschaften um 1800 noch enger zusammen und orientieren sich methodisch und theoretisch neu. Welche Bedeutung dieser Parallelismus für die Wissenschaftsgeschichte hat, zeigt die intensive Forschung zum Zusammenhang von Literatur, Sprache und Recht an den Universitäten des 19. Jahrhunderts.
Juristen und Sprachforscher arbeiten zu dieser Zeit meistens unter patriotischen Vorzeichen Dichtung und Recht gehen auf denselben Ursprung zurück, und seit alters her offenbaren sie den fundamentalen Willen eines Volks: Von diesen starken Thesen sind die Forscher des 19. Jahrhunderts überzeugt. Sie stellen die Frage nach den Wurzeln von Literatur, Sprache und Recht als Frage nach den Wurzeln der Nation. Nicht nur die Jurisprudenz, auch die Philologie hat im 19. Jahrhundert eine tiefe politische Bedeutung.
In dem dreitägigen Symposion, zu dem auch interessierte Studierende herzlich willkommen sind, stellen Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich ihre Forschungsergebnisse vor. Um dem komplexen Thema gerecht zu werden, kommen Germanisten, Romanisten, Juristen, Altphilologen und Philosophen zu Wort.
Die Tagung wird von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung gefördert.
Der Eintritt ist frei.
Programm
Donnerstag, 09. Dezember 2010: Sektion „Philosophie und Philologie“ (Ort: Liudgerhaus Tagungshaus Münster, Überwasserkirchplatz 3)
9.30 - 9.35 Die Veranstalter: Begrüßung
9.35 - 10.10 Prof. Dr. Norbert Brieskorn (München): Kants Rechtslehre
10.10 - 10.45 Prof. Dr. Lutz Danneberg (Berlin): Un/Ähnlichkeiten der hermeneutischen Auffassungen Savignys, Schleiermacher und Boeckhs
11.15 - 11.50 Prof. Dr. Eric Achermann (Münster): Imputatio, impositio und die
Verbindlichkeit von Zeichen
11.50 - 12.25 Prof. Dr. Walter Bruno Berg (Freiburg): Code und Kodifizierung: Wesen und Unwesen des juristischen Denkens im Reich der freien und schönen Künste
13.55 - 14.30 Prof. Dr. Gerda Haßler (Potsdam): Volksgeist und Geschichtlichkeit in Sprache und Recht: Beiträge von Romanisten als Mitglieder und korrespondierende Mitglieder der Berliner Akademie der Wissenschaften 1800-1850
15.05 - 15.40 Prof. Dr. Joachim Rückert (Frankfurt am Main): Savigny und die Philologie seiner Zeit
15.40 - 16.15 Dr. Dagmar Hüpper (Münster): Historische Lexikographie: Sprache und Recht in der Nachfolge Grimms und Savignys (Rechtsalterthümer - Deutsches Rechtswörterbuch)
Freitag, 10. Dezember 2010: Sektion „Philologie“ (Ort: Liudgerhaus)
9.35 - 10.10 Prof. Dr. Dietrich Briesemeister (Jena): Die romanistische Beschäftigung mit Spanien und dem westgotischen Recht von 1800 bis in die Weimarer Zeit
10.10 - 10.45 Dr. Sigrid Köhler (New Haven / Münster): Fiktion und Kontraktualismus um 1800
11.15 - 11.50 Prof. Dr. Klaus Luig (Köln): Juristische Philologie
11.50 - 12.25 Prof. Dr. Christian Pietsch (Münster): August Boeckh und die methodische Grundlegung der Philologie als Leitwissenschaft des 19. Jahrhunderts
13.55 - 14.30 Prof. Dr. Manfred Tietz (Bochum): Zur Gründung des Faches Romanistik
14.30 - 15.05 Prof. Dr. Christoph Strosetzki (Münster): Romanistische Fachverbände und Zeitschriften um 1800
15.30 - 16.05 Prof. Dr. Thomas Weitin (Konstanz): Romantische Institution Urheberrecht
16.05 - 16.40 PD Dr. Stefan Willer (Berlin): Philologie und Urheberrecht, 1837-1867
Samstag, 11. Dezember 2010: Sektion „Geschichte“ (Ort: Liudgerhaus)
9.00 - 9.35 Prof. Dr. Hans-Peter Haferkamp (Köln): Das Mittelalterbild der Rechtswissenschaft im 19. Jahrhundert
9.35 - 10.10 Dr. Claudia Lieb (Münster): Literatur als Medium der Rechtsgeschichte
10.10 - 10.45 Kaspar Renner M.A. (Berlin): Topik in Philologie und Jurisprudenz
11.15 - 11.50 Prof. Dr. Michael Rössner (München): Traditio, translatio, occupatio im Kontext der Literatur der frühen Kolonialzeit
11.50 - 12.25 Prof. Dr. Christoph Laferl (Salzburg): Literarische Streitfragen rund um die Ausarbeitung des brasilianischen Código Civil
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
Dr. Claudia Lieb
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Germanistisches Institut
Tel.: 0251 83 24627
Email: lieb@uni-muenster.de
Publiziert von: Christof Schöch