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10.12.2009

Politisches Denken und literarische Form: Italien zwischen Spätmittelalter und Renaissance

  • Ort: Regensburg
  • Beginn: 14.01.10
  • Ende: 16.01.10
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Italienisch

Politisches Denken und literarische Form

Italien zwischen Spätmittelalter und Renaissance

 

Internationale Fachtagung an der Universität Regensburg (14.-16.01.2010).

 

Organisation

Dr. Oliver Hidalgo (Politische Philosophie) oliver.hidalgo@politik.uni-regensburg.de

Dr. Kai Nonnenmacher (Romanistik) kai.nonnenmacher@sprachlit.uni-regensburg.de

 

Gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung,

der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth und

dem Forum Mittelalter der Univ. Regensburg.

 

forum-mittelalter.de

db.romanistik.de/for/1-Politisches_Denken_und_literarische_Form

 

Exposé

[Teilnehmer und Programm s.unten]

 

Die internationale Tagung strebt eine interdisziplinäre Kooperation zwischen Politischer Philosophie und Ideengeschichte, Romanischer Philologie sowie Geschichte an. Die Referate sollen mit Hilfe von unterschiedlichen Perspektiven, Rekursen und Autoren sowie der Berücksichtigung einer breiten Palette von Textgattungen den konstitutiven Zusammenhang politischer Ideen mit ihrer sprachlichen Verfasstheit herausarbeiten. Der gewählte Formbegriff nimmt in den Blick, inwieweit spezifische Vertextungsverfahren politische Ideen generieren bzw. ob ein Zusammenhang zwischen politischer Theoriebildung (Konzepte wie Macht, Herrschaft, Gerechtigkeit, Frieden, Republik), historischer Rationalität (in logisch-argumentativen Operationen) und poetischen Strukturen (Rhetorizität, Metaphorik, Stilmarkierungen) besteht. Zu fragen wäre hier beispielsweise nach dem inhaltlich-normativen Gehalt von Symbolen, Sprachbildern und literarischen Figurationen, konkreten rhetorischen und begriffshistorischen Argumentationsstrategien, der semantischen Verfasstheit sozialer Strukturen und Ordnungsmodellen sowie schließlich nach einer möglichen Parallelisierung von Ideen- und Formgeschichte.

 

Die Beiträge werden bis Mitte/Ende 2010 in einem Tagungsband publiziert.

 

In der Korpusbildung knüpft die Tagung an eine Kardinalthese der einflussreichen Cambridge School of Intellectual History an, wonach die ideengeschichtlichen Wurzeln der politischen Moderne im Italien des Umbruchs zur frühen Neuzeit zu finden seien: Diskutiert werden Autoren wie Dante Alighieri, Marsilius von Padua, Francesco Petrarca, Lorenzo de’ Medici, Marsilio Ficino, Pico della Mirandola, Niccolò Machiavelli und Francesco Guicciardini. Explizit wird hier nicht die disziplinäre Trennung propositionaler und fiktionaler Texte vorgenommen. Infolge der heuristischen Verlagerung des Blicks und der komplementären Fächerperspektiven stehen für die Epochenschwelle zwischen Spätmittelalter und der Renaissance Revisionen etablierter Lesarten politischer Ideengeschichte zu erwarten, die hierbei die Kohärenz der ‚großen Erzählung‘ zwischen sakraler Herrschaftsautorität und demokratischer Volkssouveränität überprüfen.

 

Im Einzelnen werden die Vorträge voraussichtlich in vier Panels aufgeteilt:

– die historische Darstellung, hermeneutische Rekonstruktion und sprachliche Analyse der Transformation politischen Denkens in Italien zwischen Spätmittelalter und Renaissance;

– die Untersuchung poetischer Vertextungsverfahren, sprachlicher Strukturen und literarischer Formen politischer Ideen bei einschlägigen Autoren;

– Metaphorik und Narrativik, Medialität und Ikonographie von sozialen und politischen Strukturen im Wandel zur frühen Neuzeit;

– theoretische und methodische Überlegungen zum Zusammenhang von Politischem Denken, Rhetorik und Narrativik sowie zum fruchtbaren Dialog zwischen den Disziplinen.

 

 

Teilnehmer

 

Prof. Dr. Johannes Bartuschat (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Zürich)

Dr. Gianluca Briguglia (Politische Philosophie, Univ. Mailand)

Dr. Federica Cengarle (Geschichte, Univ. Mailand)

Dr. Oliver Hidalgo (Politische Philosophie, Univ. Regensburg)

Prof. Dr. Dirk Hoeges (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Hannover)

Prof. Dr. Bernhard Huss (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Erlangen)

Dr. Csilla Kiss (ISES Köszeg-Szombathely, Politische Philosophie)

Prof. Dr. Thomas Klinkert (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Freiburg)

Prof. Dr. Klaus Köhle (Politikwissenschaft, Univ. Regensburg)

Prof. Dr. Barbara Kuhn (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Eichstätt)

O. Univ.Prof. Dr. Peter Kuon (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Salzburg)

Prof. Dr. Marcus Llanque (Politische Philosophie, Univ. Augsburg)

Prof. Dr. Jürgen Miethke (Geschichte, Univ. Heidelberg)

Dr. Kai Nonnenmacher (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Regensburg)

Prof. Dr. Jörg Oberste (Mittelalterl. Geschichte, Univ. Regensburg)

Prof. Dr. Kari Palonen (Politische Philosophie, Univ. Jyväskylä)

Prof. Dr. Gisela Schlüter (Romanische Literaturwissenschaft, Univ. Erlangen)

Prof. Dr. Rolf Schönberger (Geschichte der Philosophie, Univ. Regensburg)

PD Dr. Alexander Thumfart (Politische Philosophie, Univ. Erfurt)

 

 

Programm

 

14. Januar 2009

16.30 bis 19.30 Uhr, Dollingersaal, Regensburg

 

Eröffnung und Begrüßung

 

Panel 1: Politisches Denken auf dem Weg zur Moderne: Geschichte, Sprache, Hermeneutik

 

Jürgen Miethke: Politischen Theorien im Spätmittelalter – Textsorten, Theoriesprachen, Leitwissenschaften

 

Marcus Llanque: Gesprächsfelder des Politischen – Vom oberitalienischen Republikanismus zum Machiavellismus

 

Oliver Hidalgo: Wandlungen des Theologisch-Politischen und die sprachliche Geburt der Moderne – Dante, Marsilius von Padua, Machiavelli

 

15. Januar 2009

Großer Sitzungssaal d. Phil. Fakultäten, Univ. Regensburg

 

Panel 2: Poetische Formen und sprachliche Strukturen politischer Literatur

9.00 Uhr bis ca. 13.15 Uhr mit Pause

 

Johannes Bartuschat: Ethik, Rhetorik und Politik bei Brunetto Latini

 

Kai Nonnenmacher: Gattung und Argument: Figuren der Herrschaft bei Dante und Boccaccio

 

Dirk Hoeges: Der Principe als Kunstwerk – Machiavelli als Dichter und Politischer Denker

 

Bernhard Huss: Literarische Kulturpolitik bei Lorenzo de’ Medici

 

Barbara Kuhn: “Avvertite a non vi ingannare ne' tempi”. Modellierungen der Zeit in Guicciardinis politischen Schriften

 

Gisela Schlüter: In der Fremde schreiben: der Frühaufklärer Adalberto Radicati di Passerano

 

Mittagspause

 

Panel 3: Politische Kommunikation und rhetorische Verfahren

15.00 Uhr bis 18.45 Uhr mit Pause

 

Federica Cengarle: Political Language and Iconography of Power in Late Middle Age

 

Gianluca Briguglia: Rome against Rome. Images and Rhetoric of Rome in late Medieval Political Discourse

 

Jörg Oberste: Vergiftete Geschenke. Dantes Papstkritik im Kontext der politischen und ekklesiologischen Literatur des späteren Mittelalters

 

Peter Kuon: Zur Literarizität politischer Renaissance-Utopien

 

Alexander Thumfart: Dialog als Lebensform – Politische und literarische Verständigung in der Renaissance

 

16. Januar 2009

Großer Sitzungssaal d. Phil. Fakultäten

 

Panel 4: Politisches Denken und literarische Form als interdisziplinäres Forschungsfeld

9.00 Uhr bis 12.45 Uhr mit Pause

 

Rolf Schönberger: Kommentar und Inanspruchnahme: Die Politik des Aristoteles im Werk des Thomas von Aquin

 

Thomas Klinkert: Zum Verhältnis von Poesie, Politik und Metaphysik bei Dante

 

Klaus Köhle: Frauenrechte avant la Lettre. Die Querelle-Literatur (Christine de Pizan, Vittoria Colonna, Gaspara Stampa, Moderata Fonte)

 

Kari Palonen: Von Foundations of Modern Political Thought zu Reason and Rhetoric in the Philosophy of Hobbes – Quentin Skinner und sein Forschungsprogramm

 

Csilla Kiss: Political Theory and Narrative – Construction of Memory and History

 

Von:  Kai Nonnenmacher

Publiziert von: Kai Nonnenmacher