Tagungen > Tagungsprogramm

31.10.2013

Proust und Céline: Bruch- und Verbindungslinien. Workshop des DFG-Projekts "Die katastrophische Feerie"

  • Ort: Erfurt
  • Beginn: 14.11.13
  • Ende: 15.11.13
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch

Als ein „étrange Proust de la plèbe“ erscheint Céline der zeitgenössischen Literaturkritik in seinem ersten Roman "Voyage au bout de la nuit" – und es scheint so, als habe dieses Verdikt in mehrfacher Weise Wirkung gezeigt, nicht zuletzt bei Céline selbst, wenn dieser eine lebenslange Proust-Obsession kultiviert, die von homophoben und antisemitischen Schmähungen bis hin zur (den Schulterschluss suchenden) Würdigung von Prousts besonderer Stellung in der französischen Literatur reichen. Handelt es sich bei Célines Romanen tatsächlich um eine „plebejische“ Parodie der aristokratisch-großbürgerlichen Welt von Prousts "Recherche", in der bspw. die Erinnerung an die Kindheit in die zwielichtige Welt der kleinen Pariser Passagen verlegt wird (in "Mort à crédit"), oder geht es Céline trotz aller Absetzung womöglich auch um eine unablässige réécriture, vielleicht sogar um eine Hommage an Proust?

 

Ist das Verhältnis von Proust und Céline, so wäre weiterhin zu fragen, nur eine Einbahnstraße, bei dem Céline durch die Profanation dessen in Erscheinung tritt, was Proust – an Affektpoetik, an Subjektpraktiken, an Stilbeherrschung, an Theatralität – zuvor aufgebaut hat? Oder sind nicht einige, wenn nicht die meisten der Célineschen Profanationen bereits bei Proust angelegt? Inwieweit lassen sich beispielsweise bereits die Proustschen Epiphanien selbst mit ihrer katastrophischen Kehrseite verknüpfen, wenn auch das Begehren bei Proust biopolitisch lesbar ist, wenn die modernste Verkehrs- und Medientechnik ihre unheimlichen Kehrseite offenbart oder wenn Flugzeuge über Paris beginnen, ihre Bomben abzuwerfen?

 

PROGRAMM

 

Do, 14.11., 18 -20 Uhr: Abendvortrag

(Universität Erfurt, Lehrgebäude IV, Raum D08)

 

Friedrich Balke (Bochum): Insoumission: Céline, der historisch-politische Diskurs und die Literatur der Verhaltensrevolte

 

Fr, 15.11., 9.00 – 13.30 Uhr: Fortsetzung des Workshops

(„Kleine Synagoge“, An der Stadtmünze 4/5, Erfurter Altstadt)

 

9.00 Uhr

Jörg Dünne (Erfurt): Von der Feerie zur Katastrophe. Zur Spektakularisierung von Zeit bei Proust und Céline

 

10.00 Uhr

Volker Roloff (Siegen): Verführerische und unheimliche Feerien in Prousts Recherche (mit einem Ausblick auf Céline)

 

Kaffeepause

 

11.30 Uhr

Sven Thorsten Kilian (Potsdam): Sprach- und Ontorhythmus bei Marcel Proust, Louis-Ferdinand Céline und Claude Simon

 

12.30 Uhr

Respondenzen: Martin von Koppenfels (München) und Ulrike Sprenger (Konstanz), Abschlussdiskussion

 

Von:  Frank Mustermann

Publiziert von: cf