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08.05.2010

Tagung "Spanische Erinnerungsorte"

  • Ort: Mainz
  • Beginn: 25.03.10
  • Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Spanisch

Institut für Europäische Geschichte, Mainz

25.05.2010, Alte Universitätsstr. 19, 55116 Mainz, Konferenzraum 1. OG

 

Seit Pierre Nora das monumentale Unternehmen wagte, die symbolische

Landschaft Frankreichs zu kartieren, und zu diesem Zweck den Begriff der

lieux de mémoire in die historiographische Debatte einführte, hat sich

die von Nora angestoßene Forschung zu einem fruchtbaren und etablierten

Feld der Geschichtswissenschaft entwickelt. Allerdings hat das Konzept

der Erinnerungsorte auch Kritik hervorgerufen. Sie entzündete sich unter

anderem an seiner Tendenz zur Vereinheitlichung und Kanonisierung,

seiner begrifflichen Unschärfe und seinen mythenbildenden

Nebenwirkungen. Gerade die relative Offenheit des ursprünglichen

Entwurfs hat Historiker indes dazu angeregt, den historischen und

gegenwärtigen Prozess nationaler, regionaler oder lokaler

Bewusstseinsbildung am Beispiel bestimmter »Kristallationspunkte

kollektiver Erinnerung und Identität« (E. François/H. Schulze) zu

untersuchen. Projekte in unterschiedlichen Ländern, wie die »Deutschen

Erinnerungsorte« von Etienne François und Hagen Schulze, zeugen von

einer regen Rezeption des Ansatzes über den französischen Kontext

hinaus. Ein weiteres Großvorhaben dieser Art wird derzeit unter

Federführung von Heinz Duchhardt am Institut für Europäische Geschichte

in Mainz durchgeführt und ist den »Europäischen« Erinnerungsorten

gewidmet.

 

In Spanien wurde Pierre Noras Ansatz bislang noch wenig rezipiert und

diskutiert; eine Sammlung spanischer »lugares de memoria« ist nicht in

Sicht. Dies mag mehrere Gründe haben; mit an erster Stelle wären hier

wohl die komplizierte Frage der nationalen und regionalen Identitäten

auf der Iberischen Halbinsel zu nennen sowie die umkämpfte Erinnerung an

den Spanischen Bürgerkrieg, die heute mehr denn je zum Streitpunkt von

Parteien und gesellschaftlichen Gruppen geworden ist. Das Spannungsfeld,

in dem sich Geschichte, Erinnerung und Politik in Spanien in

Vergangenheit und Gegenwart bewegten und bewegen, bietet aber gerade

deshalb reichlich Anlass zur Diskussion. Der Workshop möchte dazu

Gelegenheit geben und der Frage nachgehen, inwieweit das Konzept der

lieux de mémoire für die Iberische Halbinsel fruchtbar gemacht werden

könnte. Anhand konkreter Beispiele ließe sich zeigen, dass auch im

spanischen Kontext durchaus Konsens über zentrale Erinnerungsorte

erzielt werden könnte: Covadonga, 1492, die Schwarze Legende, das Siglo

de Oro, Don Qujote, der 2. Mai 1808, die Verfassung von Cádiz, 1898, die

Semana Trágica, der Spanische Bürgerkrieg - unzweifelhaft verdichtet

sich in diesen und anderen symbolträchtigen Ereignissen, Orten und

Begriffen historische Erinnerung. Ob und wie solche Erinnerungsorte in

den unterschiedlichen nationalen, regionalen, politischen oder

religiösen Kontexten jeweils angeeignet wurden und werden, ist eine der

Fragen, die im Rahmen des eintägigen Workshops diskutiert werden sollen.

 

 

Anhand ausgewählter Texte werden zunächst die theoretischen und

methodischen Grundlagen des Konzepts der lieux de mémoire erschlossen.

Im weiteren Verlauf des Workshops werden konkrete Fallbeispiele

vorgestellt und diskutiert.

 

Wir laden alle Interessierten herzlich zur Teilnahme ein. Um

Voranmeldung bis zum 18.05. wird gebeten.

 

Organisation: Ditte Gurack, Frauke Kersten-Schmunk, Jorge Luengo, Kai

Müller, Thomas Weller

 

* * *

 

09:00-09:15

Heinz Duchhardt (Mainz)

Begrüßung

 

09:15-09:30

Thomas Weller (Mainz)

Einführung in das Thema des Workshops

 

09:30-11:30

Lektüre und Diskussion einschlägiger Theorietexte (P. Nora, E. François,

A. Assmann)

 

12:00-12:45

Steffen Jost (München)

1492 - Ein Erinnerungsort für ganz Spanien? Konflikte um das kulturelle

Gedächtnis im 19. und 20. Jahrhundert

 

12:45-13:30

Kai Müller (Mainz)

Die Leyenda Negra

 

13:30-14:30

Gemeinsamer Mittagsimbiss am Institut

 

14:30-15:15

Antonio Sáez-Arance (Köln)

Die 200 Jahrfeiern der Verfassung von Cádiz 1812 -2012

 

15:15-16:00

Sören Brinkmann (Erlangen-Nürnberg)

Bürgerkrieg als Erinnerungsort - Erinnerungsorte des Bürgerkriegs

 

 

16.30-17:15

Frauke Kersten-Schmunk

Das Valle de los Caídos

 

17:15-18:00

Nina Elsemann (Berlin)

Die desaparecidos des Spanischen Bürgerkriegs: Zwischen lokalen

Erinnerungsorten und globalen Diskursen

 

18:00-18:30

Schlussdiskussion

 

 

Dr. Thomas Weller

 

Alte Universitätsstr. 19

55116 Mainz

06131-3930310

06131-3930154

weller@ieg-mainz.de

www.ieg-mainz.de

Von:  Stefanie Wiehl

Publiziert von: jd