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04.05.2011

« WORT MACHT STAMM » - Rassismus und Determinismus in der Philologie des 19. Jahrhunderts

  • Ort: Universität Potsdam
  • Beginn: 26.05.11
  • Ende: 29.05.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Weitere Teilbereiche
  • Sprachen: Sprachenübergreifend

Die Konferenz geht der Frage nach, wie die europäischen Philologien, also die Wissenschaften von den Sprachen und Texten, im 19. Jahrhundert zur Entwicklung des Rassismus beitrugen. Das Problem der Vermengung sprachlicher, schriftspezifischer und textkultureller Kategorien mit den kognitiven Fähigkeiten der Sprecher/Schreiber der eigenen und anderer Kulturen soll systematisch untersucht werden. Da der Rassismus kein nationales Phänomen gewesen ist und die Philologie im 19. Jahrhundert einen internationalen Denkraum darstellt, wird die Frage in einem größeren (außer-) europäischen Kontext behandelt. Eine zentrale Frage ist, ob der intellektuelle Machtanspruch Europas im 19. Jahrhundert unvermeidlich mit einer deterministisch und rassistisch veranlagten Philologie einhergeht oder ob sich philologische Resistenzen zu diesem Paradigma finden lassen.

 

Konzeption: Markus Messling, Ottmar Ette

Organisation: Markus Lenz, Philipp Krämer

 

Mit Unterstützung von: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Universität Potsdam, PEARLS - Potsdam Research Network, Haus der Kulturen der Welt Berlin, Literaturhaus Berlin, Institut français.

 

Programmablauf

 

Donnerstag, 26. Mai 2011

20.00 Uhr

Eröffnungsabend im Haus der Kulturen der Welt:

Literatur und Rassismus - koloniale Vermessungen und narrative Gegenstrategien

Lesung und Diskussion mit Kossi Efoui und Bartholomäus Grill in der Reihe WortWelten

Gespräch: Markus Messling

 

Die europäische Textkultur hat ihren Beitrag zum Kolonialismus und Rassismus geleistet. Sie hat andere Sprachen und Kulturen essentialisiert und einen zivilisatorischen Führungsanspruch Europas reproduziert, der von anthropologischen Vermessungen der Anderen bisweilen schwer zu trennen ist. Afrika, der vermeintlich unbeschriebene Kontinent, ist von dieser kolonialen Macht der Beschreibung hart getroffen worden. Gleichzeitig aber eröffnet die Literatur Gegenstrategien gegen den Determinismus: Welche ethischen Resistenzen erwachsen ihr aus der Möglichkeit, Lebens zu erzählen?

Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

 

Eintritt: 5 / 3 Euro

 

 

Freitag, 27. Mai 2011

Wort: Anfänge – Klassifikation – Determinierung

 

9.30 – 9.45

Grußworte

 

9.45 – 10.30

Markus Messling (Universität Potsdam)

Text und Bestimmung. Determinismus und Rassismus in der Philologie

 

10.30 – 11.15

Rukmini Bhaya Nair (Indian Institute of Technology, Delhi)

“A Race of Broken Men”: Untouchable Bodies and Untellable Narratives in Colonial and Postcolonial India

 

11.15 – 11.45

Kaffeepause

 

12.30 – 13.15

Jürgen Trabant (JU Bremen / FU Berlin)

Alexander von Humboldt über Erdgewalt und Geisteskraft in der Sprache

 

11.45 – 12.30

Ottmar Ette (Universität Potsdam)

Wörter – Mächte – Stämme: Cornelius de Pauw und der Disput um eine neue Welt

 

13.15 – 14.45

Mittagspause

 

14.45 – 15.30

Maria Selig (Universität Regensburg)

Sprachtypologie und ‚Rassismus‘? Zur typologisch-klassifizierenden Sprachbetrachtung um 1800

 

15.30 – 16.15

Wulf Oesterreicher (LMU München)

Vergleichende Grammatik: Franz Bopp und Friedrich Diez

 

16.15 – 16.45

Kaffeepause

 

16.45 – 17.30

Stefano Gensini (Università di Roma – La Sapienza)

Language, éthnos and race in the Italian linguistic debates of the XIXth century

 

 

Literarischer Abend im Literaturhaus Berlin

Beginn: 20.00 Uhr

 

« Literatur und Zusammenleben »

Lesung und Diskussion mit Elias Khoury

Gespräch: Ottmar Ette

 

Wie kaum ein anderer Ort wird der Nahe Osten in seiner politischen Realität von identitätspolitischen Fragen erschüttert. Koloniales Erbe und Besatzungspolitiken kreuzen sich dabei in vielfältiger Weise. Ethnische Politik und kriegsbedingte Vertreibung sind Phänomene, mit denen sich der libanesische Schriftsteller Elias Khoury immer wieder auseinandergesetzt hat. Welche Bedeutung kommt Literatur in diesen Konstellationen zu? Gibt es eine spezifische Resistenz des Literarischen, in der Möglichkeiten des Zusammenlebens aufscheinen?

Literaturhaus

Fasanenstraße 23, 10719 Berlin

Eintritt frei.

 

Samstag, 28. Mai 2011

Macht: Zivilisation – Natur – Rasse

 

9.30 – 10.15

Suzanne L. Marchand (Louisiana State University)

Race and Religion in the Works of Georg Ebers

 

10.15 – 11.00

José María González García (CSIC Madrid)

Latin America in the 19th Century: between the ‘Casta Pictures’ Racism and the ‘Whitening’ of the Population

 

11.00 – 11.30

Kaffeepause

 

11.30 – 12.15

Sieglinde Lemke (Universität Freiburg)

Racism Made in the USA

 

12.15 – 13.00

Gesine Müller (Universität Potsdam)

La littérature jaune. Gustave D’Alaux und erste Zeugnisse haitianischer Literaturgeschichtsschreibung

 

13.00 – 14.30

Mittagspause

 

14.30 – 15.15

Philipp Krämer (Universität Potsdam)

Der Schwarze und die Zivilisation. Charles Baissacs kreolische Philologie.

 

15.15 – 16.00

Sarga Moussa (CNRS / Université de Lyon)

Le langage des Noirs dans l' « Essai sur l'inégalité des races humaines » de Gobineau: sensation et création

 

16.00 – 16.30

Kaffeepause

 

16.30 – 17.15

Céline Trautmann-Waller (Université de Paris III – Sorbonne Nouvelle)

Die Humboldtianer Heymann Steinthal und August Friedrich Pott: Philologie und Antirassismus?

 

17.15 – 18.00

Markus Lenz (Universität Potsdam)

Paolo Marzolo und Giacomo Lignana: Evolutionstheorie und Darwinismus in der italienischen Philologie des 19. Jahrhunderts

 

 

Sonntag, 29. Mai 2011

Stamm: Genealogie – Mythos – Fiktion

 

9.30 – 10.15

Christopher M. Hutton (Hong Kong University)

Fictions of Affinity and the Aryan Paradigm

 

10.15 – 11.00

John E. Joseph (University of Edinburgh)

19th-Century Philologists on Class and Race in the Ancient Indo-European Migrations

 

11.00 – 11.30

Kaffeepause

 

11.30 – 12.15

Ursula Bähler (Universität Zürich)

Races, nations et philologie chez Gaston Paris

 

12.15 – 13.00

Wolfgang Asholt (Universität Osnabrück)

Rassismus in der Literaturgeschichtsschreibung am Ende des 19. Jahrhunderts: von Brunetière zu Lanson

 

 

Tagungsort:

Universität Potsdam, Campus Neues Palais, Haus 8, Foyerräume 0.60 / 0.61

 

 

 

Von:  Philipp Krämer

Publiziert von: Barbara Ventarola