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19.02.2014

Balkanromanistentag 2014

  • Ort: Münster
  • Beginn: 29.05.14
  • Ende: 31.05.14
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Weitere romanische Sprachen
  • Frist: 20.03.14

Der Balkanromanistenverband lädt in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Wilhelms-Universität und dem Integrationsrat der Stadt Münster zum XI. Balkanromanistentag ein.

 

Vergessen, verdrängt, verschwunden: Aufgegebene Kulturen, Beziehungen und Orientierungen in der Balkanromania.

 

29. Mai (Anreise bis mittags) - 31. Mai (Abreise nachmittags)

Münster (Westfalen).

 

Die Balkanromania war über viele Jahrhunderte Schauplatz zahlreicher Kontakte zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachen. Viele Protagonisten und Produkte der daraus entstandenen Kulturkontakte sind mit der Zeit in Vergessenheit geraten. Der 11. Balkanromanistentag stellt die vergessenen, verdrängten und verschwundenen balkanromanischen Kulturen, Kontakte und Dynamiken ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Die Beschäftigung mit dem Thema Vergessen, verdrängt, verschwunden bietet verschiedenen Disziplinen einen Raum: Kultur-, Literatur-, Geschichts- und Sprachwissenschaftler sollen gleichermaßen angesprochen werden. Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive wird die These diskutiert, dass kulturelle Identität und sprachliche Vielfalt über den Sprachwechsel und die Sprachaufgabe hinaus bestehen kann. Hierbei gilt es, Elemente des Sprachsystems zu identifizieren, die beim Sprachwechsel als Identitätsträger eingesetzt werden und aus der alten in die neue Sprachform transferiert werden können. Auf kulturwissenschaftlicher Perspektive wäre zu untersuchen, wie die Bewahrung ethnischer Identität auch im Fall eines Sprachwechsel möglich ist: Gibt es andere symbolische gruppenbindende Stellenwerte wie beispielweise Religion oder Folklore? Aus literaturwissenschaftlicher Perspektive kann verschollenen Manuskripten, verbotenen Autoren oder der Verdrängung gewisser Thematiken wie dem Holocaust in der rumänischen Literatur nachgespürt werden. Hier nur ein paar Beispiele für unsere Vorträge und Diskussionen, die zum Nachdenken anregen möchten:

 

Die mittelalterlichen Walachen hatten nicht zuletzt durch ihre Fernweidewirtschaft ganze Landstriche kolonisiert, die weit außerhalb ihres ursprünglichen Siedlungsgebietes lagen. Welche Spuren hinterließen die Walachen in der Tatra, in den Beskiden, in Bosnien, auf der Peloponnes? Was wissen wir über die sprachlichen Zughörigkeit der Maurowalachen oder Morlaken, die in den Küstengebieten Bosniens, Kroatiens und Montenegros lebten und in den Slawen aufgingen?

 

An der rumänisch-jugoslawischen Grenze begann 1968 der Bau des Kraftwerks Eisernes Tor 1. Die überwiegend türkische Bevölkerung wurde evakuiert, die Insel versank 1971 in der Donau. Wo leben die Nachfolger der Inselbewohner heute? Welche Erinnerungen leben heute an diesen Ort fort?

 

Die aus Spanien und Portugal 1492 bzw. 1497 vertriebenen Sepharden haben auf dem Balkan große Gemeinden gegründet. Nur wenige Tausend sprechen ihre Sprache heute noch. Die Sprache der sephardischen Juden hat den Status einer sterbenden Sprache mit kleinen Sprecherzahlen. Welche Schritte für den Erhalt des Sephardischen lassen sich in diesen Gemeinden beobachten? Ist das Sephardische auch über den Sprachverlust hinaus in der Lage, Zugehörigkeit und Identität zur Gemeinschaft zu prägen? Welche Revitalisierungsaktivitäten lassen sich beobachten?

 

Über Jahrhunderte orientierten sich viele rumänische Schriftsteller und Dichter an der französischen Literatur. In den letzten Jahren hat diese jedoch ihre Rolle als literarisch-sprachliches Vorbild eingebüßt und neuen kulturellen Orientierungen Platz gemacht. Welche ästhetischen Modelle und Wertvorstellungen prägen die aktuelle Literaturproduktion und -rezeption in Rumänien und seinen Nachbarländern? Welche kulturellen Leitbilder und Literatursprachen stehen heute im Dialog, ja in Konkurrenz zu einander?

 

Folgende Schwerpunkte werden im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen:

- Untergegangene oder gefährdete balkanromanische Kulturen und Sprachen

- Dynamik von Sprachweitergabe und Identitätsbildung

- Sprachbedrohung, Sprachtod, Sprachverlust

- Revival und Revitalisierung

- Phänomene des Kulturwandels und der Assimilation

- Vergessene und verdrängte Literaturen

- Literatursprachen im Wandel

- Verbotene und wiederentdeckte Autoren

- Dynamiken balkanromanischer Kultur- und Sprachkontakte

 

Im Rahmen der Tagung erfolgt die Präsentation des Bandes „Culinaria balcanica“ von der Tagung des Balkanormanistenverbandes in Bad Kissingen.

 

Bitte fühlen Sie sich frei, verwandte Themen zu ergänzen. Ihre Themenvorstellung (Abstract) und Konferenzanmeldungen nehmen wir gerne ab sofort, spätestens jedoch bis zum 30.03.2014 unter thede.kahl(at)oeaw.ac.at entgegen.

 

Für den Vorstand,

Thede Kahl

Von:  Elton Prifti

Publiziert von: cf