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22.04.2008

CfP: Den Rahmen sprengen - Anmerkungspraktiken in literarischen Texten II

  • Ort: Erfurt
  • Beginn: 08.10.08
  • Ende: 10.10.08
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Weitere romanische Sprachen, Sprachenübergreifend
  • Frist: 23.04.08

CfP für Workshop-Tagung »Den Rahmen sprengen – Anmerkungspraktiken in literarischen Texten II« (8.-10. 10. 2008, Universität Erfurt)

 

Deadline für Proposals: 15. Juni 2008

 

Zwei Jahre sind seit dem Workshop »Am Rande bemerkt – Anmerkungspraktiken in literarischen Texten« (Juni 2006 in Erfurt) vergangen, ein Sammelband dazu wird in Kürze erscheinen. Das vielschichtige Thema der Anmerkungspraktiken in literarischen Texten ist aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft und hat seitdem nicht an literaturwissenschaftlichem Interesse eingebüßt. Ebensowenig ist ein Rückgang an literarischen Neuerscheinungen, die Anmerkungen dezidiert verwenden, zu verzeichnen (für Neuerscheinungen sowie gesammelte Forschungs- und Primärliteratur zum Thema siehe die Bibliographie unter www.amrandebemerkt.de).

 

Dem CfP von 2006*

 

> * Seit Noten in literarischen Texten Verwendung finden, haben sie sich als enorm

> vielfältig erwiesen. So dienen sie nicht nur zum Ausweis bibliographischer Daten

> und Quellenangaben, zum Nachweis von Zitaten oder zusätzlichen Informationen,

> für Erläuterungen erklärungsbedürftiger Textteile, Kommentare und Spezifikationen

> bis hin zu Übertragungen fremdsprachiger Textelemente, sondern in ihren

> interessantesten Ausprägungen auch dafür, narrative Linien zu übernehmen, zu

> unterbrechen oder sie zu vereiteln. Gerade ihre dys- und kontrafunktionalen,

> sinnentstellenden, lektüreverlangsamenden und -verhindernden Fähigkeiten,

> ausgelöst z.B. durch leere oder falsche Noten, irreführende Bezüge oder gar

> Noten ohne Text, stellen sowohl ein lineares Textkonzept als auch die gängige

> Definition von ›Para‹-Textualität in Frage.

 

> Noten sind als marginale Textelemente, die grenzregelnde und liminale Aufgaben

> übernehmen, dabei immer mit einer Doppelfunktion versehen; sie verbinden und

> trennen, stiften und verhindern Verbindungen zwischen Text-Text und Text-Leser,

> regeln Hierarchien, konstituieren Wertungen und ziehen Unterscheidungen ein

> (oben/unten, wichtig/unwichtig, zentral/marginal), die oftmals gerade diese

> Unterscheidungen wieder ad absurdum führen. Dadurch werden sie durch eine

> paradoxe Doppelbewegung charakterisiert: Noten operieren zum einen wie andere

> integrierte Anmerkungen (eingeklammerte, durch Kommata – oder Parenthesen –

> abgesetzte Textteile) als Erweiterungen, Einschübe, Amplifikationen ihrer Bezugstexte;

> zum anderen verschlanken und komprimieren sie den ihnen zugeordneten Text,

> konzentrieren ihn auf das Wesentliche, verdichten und verknappen ihn, während sie

> selbst das Sekundäre, Ephemere, Nebensächliche, Marginale, Belanglose, Unwichtige

> und Dezentrale inkorporieren und damit auslagern. Auf diese Weise reduzieren und

> amplifizieren Noten Texte gleichermaßen. Notentexte könnten somit als

> exemplarischer Fall polyphoner, vielschichtiger und dichter Literatur gelten, was zu

> einem unkonventionellen, nichtlinearen, kursorischen Lesen nicht nur einlädt,

> sondern ein solches geradezu erfordert.

 

> Der Workshop interessiert sich für die funktionale Vielfalt von Anmerkungspraktiken

> und deren semiologische Potentiale, die in unterschiedlicher Weise in der

> Erzählliteratur realisiert werden.

 

 

ist hinzuzufügen, dass Beiträge sich weder auf bestimmte Philologien, Epochen oder Genres beschränken müssen, noch auf eine spezifische Anmerkungsart. Wir möchten diesmal die Beiträge in drei Arbeitseinheiten unterteilen, was aber nicht heißen soll, dass anderweitige Vorschläge nicht auch willkommen wären:

 

I. Einlagerungen und Auslagerungen von (heterogenem) Material

 

– verschiedene typographische Formen von Trennung der Textebenen (Parenthesen, Klammern, implizite Kommentarformen vs. ausgelagerte Noten- und Kommentierungsformen aller Art) und ihre unterschiedliche Funktionalität

– Fragen der Autorität und der Hierarchie von Text und Kommentar sowie der Konstitution bzw. Auflösung von Rand und Zentrum

 

II. Extreme und Unmöglichkeiten

 

– Quantitative und qualitative Notenexzesse

– Noten in dramatischen und lyrischen Texten

– Noten an unmöglichen Orten und Noten ohne Text

– labyrinthische und zirkuläre Organisationsstrukturen und infinite Texte

– Texte, die »den Rahmen sprengen«: Fragen zur Medialität und Einheit des Buches und zur Vernetzung von Text- und anderen medialen Elementen

 

III. Aktuelle Entwicklungen und Neuerscheinungen seit 2005

 

– aktuelle Fußnotenromane und literarische Verwendungsformen von Noten in anderen Textsorten: Nachahmung oder Abhebung von den Vorgängern?

– neueste literaturkritische und -theoretische Ansätze

 

Organisation: Sabine Zubarik & Bernhard Metz in Zusammenarbeit mit dem Promotionszentrum der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt

 

Veranstaltungsort: Universität Erfurt

Zeit: 8.-10. Oktober 2008

 

Bewerbung: Exposé (max. 5000 Zeichen) bis 15. Juni 2008 als e-mail attachment an die beiden organisierenden Personen

Veranstaltungsart paper-Kolloquium; Einreichen eines schriftlichen Beitrags (max. 50.000 Zeichen) bis 15. August 2008, der allen TeilnehmerInnen vorher zur Lektüre zugänglich gemacht wird

 

Key Notes: Sabine Mainberger (FU Berlin) & Andréas Pfersmann (UNSA Nice)

 

Gebühren: Keine Konferenzgebühr; einfache Unterkunft (Einzelzimmer mit Dusche/WC) wird von den Veranstaltern gestellt

 

Kontakt:

Sabine Zubarik, Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Postfach 90 02 21, 99105 Erfurt [sabine.zubarik(at)uni-erfurt.de];

 

Bernhard Metz, Freie Universität Berlin, Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin [bernhard.metz(at)fu-berlin.de]

 

www.amrandebemerkt.de

 

 

Von:  Sabine Zubarik

Publiziert von: Kai Nonnenmacher