CfP: Jahrestagung der DGfS 2012: AG Sprachwandel und Lebensalter
- Ort: Frankfurt am Main
- Beginn: 06.03.12
- Ende: 09.03.12
- Disziplinen: Sprachwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 31.08.11
Die Kategorie Lebensalter spielt eine zentrale Rolle für die Analyse von Sprachwandel. Häufig implizieren Untersuchungen – von Hermann Paul bis David Lightfoot –, dass der Generationenwechsel den Sprachwandel
quasi natürlich bedingt. In unserer Arbeitsgruppe möchten wir diese „Selbstverständlichkeit“ hinterfragen und diskutieren, ob und wie generationsgebundener Sprachwandel mit der Vorstellung von Sprache
als komplexem Diasystem vereinbar ist: Kann es einen ausschließlich generationsgebundenen Wandel überhaupt geben? Welche Wirkfaktoren (Spracherwerb, gemeinsame prägende Erfahrungen einer Alterskohorte)
berechtigen diese Annahme? Sind Sprecher ihr Leben lang auf bestimmte sprachliche Features festgelegt?
Zentraler Bezugspunkt unserer Überlegungen ist die gängige Einteilung nach Labov (1994), bei der Sprachwandel entweder (1) generationsgebunden (generational change) oder (2) generationsübergreifend (communal change) auftreten kann. Labov legt nahe, dass generationsgebundener Wandel typischerweise zu phonologischem und morphologischem Wandel führe, während generationsübergreifender Wandel, der in allen Generationen zu gleicher Zeit nachweisbar ist, eher mit syntaktischem und lexikalischem Wandel
assoziiert werde (vgl. Labov, William. Principles of linguistic change. Internal factors. Oxford: Blackwell, 1994: 84). Wir möchten diese Hypothese gemeinsam mit KollegInnen der verschiedenen Fächer diskutieren und freuen uns darüber hinaus auf Beiträge zu folgenden Fragen:
Welche empirischen Erfahrungen wurden mit Längs- und Querschnittstudien (real time/apparent time) zum Sprachwandel gemacht, welche Variablen sind aussagekräftig? In wie weit beeinflussen andere soziale oder räumliche Kategorien das Ergebnis? Welche methodischen Implikationen verbinden sich mit unterschiedlichen Altersbegriffen? In welchen historischen oder zeitgenössischen Kontexten ist es angemessen, von Generationsstilen zu sprechen? Welche Lebensphasen des Erwachsenenalters stehen mit spezifischen Mustern der Sprachverwendung in Verbindung – und welche sozialen Modelle des Lebenslaufs liegen zugrunde? Wie können statisch-strukturelle durch dynamisch-prozesshafte Analysen ergänzt werden, die einen ganzen Lebenslauf in den Blick nehmen? Wie ist die Vorstellung sprachlichen Wandels in den Wechselbeziehungen von Individuum, Altersgruppe und Sprachgemeinschaft zu modellieren?
Themenvorschläge senden Sie bitte bis zum 31.08.2011 an:
dgfs2012@gmail.com
Weitere Informationen unter:
homepage.ruhr-uni-bochum.de/Annette.Gerstenberg/dgfs/dgfs.htm
Publiziert von: Barbara Ventarola