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22.01.2011

CfP: Sektion "Der Text als Bühne: Die Gattung des Dialogs von der Renaissance bis zur Aufklärung" (Romanistentag 2011)

  • Ort: Berlin
  • Beginn: 25.09.11
  • Ende: 28.09.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Italienisch, Spanisch
  • Frist: 15.02.11

Sektionsleitung:

Dr. Marita Slavuljica / Dr. Matthias Hausmann (Eichstätt)

 

Machiavellis Libro dell’ arte della guerra (1521), Bembos Prose della volgar lingua (1525), Castigliones Libro del Cortegiano (1528), Cervantes’ Coloquio de los perros (1613), Galileis Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo (1632), Fontenelles Entretiens sur la pluralité des mondes (1686), Fénelons Dialogues divers entre les Cardinaux Richelieu et Mazarin et autres (1700), Diderots Entretien entre d’Alembert et Diderot (1769), Cadalsos Noches lúgubres (1789/90) – Bei aller Vielfalt der Themen und ästhetischen Ausführungen haben zentrale Texte der italienischen, spanischen und französischen Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts eines gemeinsam: die Form des Dialogs, die in der Moderne nur noch vereinzelt zum Einsatz kommt.

 

Der Befund, nach dem die Renaissance als „dialogische Kulturepoche“ gelten kann (Guthmüller; Müller 2004, S. 7), lässt sich auf die Aufklärung ausweiten, die auch als „Zeitalter im Zeichen des Dialogs“ gesehen wird (Kleihues 2002). Die frühneuzeitliche Konjunktur der volkssprachlichen Dialogliteratur scheint einem grundlegenden Bedürfnis nach Auseinandersetzung und Neuverständigung zu antworten, dem andere argumentierende Textarten nicht gerecht zu werden vermögen. Anders als der Traktat, Brief oder Essay inszeniert der Dialog mittels des direkten Gesprächs Kollisionen verschiedener Meinungen. Auf die eine oder andere Art wird der Text zur Bühne für die Propagierung von Brüchen mit gesellschaftlich-politischen wie kulturellen Traditionen und Selbstbildern, mit sanktioniertem Wissen und überkommenen Normen. Die strukturell gegebene Möglichkeit zur Polarisierung kann dabei ebenso genutzt werden wie die Chance, Gegensätze aufzulösen. Auch lassen sich im Rekurs auf die maieutisch-philosophischen Ursprünge der Dialogform Unterredungen aufführen, die weniger dem Austausch als der Belehrung dienen.

 

Was heißt also im einzelnen Dialog? Die Sektion möchte der grundsätzlichen Frage nach den Facetten von Dialogizität, wie sie sich in kanonischen und weniger bekannten Texten der Gattung zeigen, nachgehen. Zu berücksichtigen wäre in diesem Kontext neben der literarischen Produktion auch die zeitgenössische Dialogtheorie. Wieviel Dialog im Dialog ist und auf welche Arten er sich manifestiert, lässt sich unter poetologischen und hermeneutischen, rezeptionsästhetischen und intertextuellen Perspektiven betrachten. Eine Diskussion dieser und anderer Gesichtspunkte könnte den Dialogbegriff der ‚dialogischen Epochen‘ profilieren, nicht zuletzt aber auch heutigen Sprachgebrauch beleuchten, der den Dialog zum Ideologem macht.

 

Kontakt: marita.slavuljica@ku-eichstaett.de / matthias.hausmann@ku-eichstaett.de

 

Von:  Matthias Hausmann

Publiziert von: Christof Schöch