CfP: Träger der Renaissance / Agents of the Renaissance
- Ort: Zürich
- Beginn: 09.10.09
- Ende: 10.10.09
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch, Italienisch, Sprachenübergreifend
- Frist: 15.04.09
Träger der Renaissance - Transferprozesse in der Kunst zwischen 1400 und 1600
09. und 10. Oktober 2009, ETH Zürich
Tagung des Graduiertenprogramms Pro*Doc "Kunst als Kulturtransfer seit
der Renaissance" (Universität Basel, Universität Bern, ETH Zürich)
Begriff und Konzept des Kulturtransfers erfahren zurzeit eine große
Resonanz. Zunächst von der Literatur- und Geschichtswissenschaft für
das 18. und 19. Jahrhundert entwickelt, sind Fragestellungen zum
Kulturtransfer in den letzten Jahren zunehmend auch in den
Nachbardisziplinen diskutiert und auf andere Gegenstandsbereiche und
Epochen angewandt worden. Im Rahmen des schweizerischen
Graduiertenprogramms Pro*Doc "Kunst als Kulturtransfer seit der
Renaissance 1400 - 1600" forschen junge Kunsthistorikerinnen und
Kunsthistoriker seit Anfang 2007 zu Phänomenen des kulturellen
Transfers im Bereich von Architektur und Bildkünsten während des 15.
und 16. Jahrhunderts. Zum Abschluss der ersten Förderphase
veranstaltet das Graduiertenprogramm Pro*Doc am 9. und 10. Oktober
2009 an der ETH Zürich die Tagung "Träger der Renaissance -
Transferprozesse in der Kunst zwischen 1400 und 1600".
Der Begriff des "Trägers" ist in seiner Mehrdeutigkeit bewusst
gewählt. Mit ihm werden die verschiedenen, an künstlerischen Transfer-
und Austauschprozessen beteiligten Personen in den Mittelpunkt der
Tagung gerückt. Hierzu zählen Künstler ebenso wie die verschiedenen
Auftraggeber und Mittlerfiguren. Im weiteren Sinne als Träger
künstlerischer Transferprozesse können zudem die Kunstwerke selbst
gelten, allen voran die Druckgraphik als Reproduktionsmedium. Im
Rahmen der Tagung soll nach den Gründen, Funktionen und Wirkungen der
Inanspruchnahme fremder künstlerischer Formen und Techniken gefragt
werden. Wie wurden fremde Kunstwerke wahrgenommen, und inwiefern ging
mit dem Transport von Kunst der Transfer von kulturellen, aber auch
gesellschaftlichen und politischen Ideen, Praktiken und Strategien
einher?
Erwünscht sind sowohl Fallstudien zu einzelnen Themen, als auch
Beiträge, die Aspekte und Phänomene des künstlerischen Transfers in
ihrer zeitlichen Entwicklung und Veränderung bzw. im synchronen
Vergleich untersuchen.
Im Hinblick auf Hof und Adel, Stadt, Klerus, Künstler und Reisende als
wesentliche Trägergruppen und Schauplätze des künstlerischen Transfers
können folgende Aspekte und Fragestellungen behandelt werden:
1. Hof und Adel
- Kunstpatronage des Fürsten
- Kunstpatronage im Umkreis des Hofs - Inwieweit orientiert man sich
am Fürsten, inwieweit beschreitet man eigene Wege?
- Kunstpatronage als Medium des sozialen Aufstiegs
- Rolle des "Beraters" im Rahmen höfischer Kunstpolitik
- Kriterien für die Wahl der Künstler - fremde bzw. einheimische
Künstler am Hof
- Diplomatie und kultureller Austausch im Kontext des Hofes
- Höfe mit starker künstlerisch-kultureller Eigenleistung (z.B.
Burgund)-Impulsgeber oder auch Rezipienten fremder Kunst und Kultur?
2. Stadt
- Die Stadt als Kunst-Ort im Spannungsfeld zwischen fürstlicher
Residenz und republikanischer Kommune
- Die Stadt als Wirk-Ort von Hofkünstlern bzw. Zunfthandwerkern
- Städtische Kunstproduktion zwischen ostentativer Selbstdarstellung
und gemeinschaftlicher Ordnung
- Kunstpatronage als Medium des gesellschaftlichen Aufstiegs im
städtischen Machtgefüge
- Märkte und Messen, Konzilien und Reichstage als Umschlagplätze
künstlerischer Ideen und Innovationen
- Künstlerischer Transfer zwischen Städten
3. Klerus
- Kardinäle als Auftraggeber und Kunstvermittler in der Zeit der
Reformkonzilien
- Klerikale Kunstpatronage: Instrument von Legitimation und
Repräsentation oder auch Ausdruck von selbstzweckhaft-idealistischem,
intellektuell fundiertem "Kunstinteresse"?
- Theoretische Auseinandersetzung mit Kunst (z. B. Nikolaus von Kues)
- Entstehung erster Kunstsammlungen von Papst und Kardinälen
- Die Bedeutung von Byzanz im Kontext klerikaler Kunstpatronage
- Buchillumination zwischen liturgischem Gebrauch und Sammlerinteresse
4. Künstler
- Rezeption fremder Kunst aufgrund künstlerischer Reiseerfahrung bzw.
aufgrund des Imports von Artefakten - Gemeinsamkeiten bzw.
Unterschiede hinsichtlich künstlerischer Neuschöpfungen
- Anteil des Künstlers bzw. des Auftraggebers an künstlerischen
Transferprozessen
- Künstlerischer Transfer zwischen Zentren bzw. zwischen Zentrum und
Peripherie - Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede
- Transfer neuer Formen der künstlerischen Berufspraxis bzw. des
künstlerischen Selbstverständnisses und von deren Manifestationen im
Werk
- (Reproduktions-)Graphik als Medium des künstlerischen Transfers
5. Reisende
- Reisende als Vermittler/Träger von Transferprozessen im Bereich der
Kunst/Architektur
- (schriftliche) Zeugnisse von Reisen als Transfermedium und Quelle
für die Kulturtransferforschung (insbesondere für die Kunstgeschichte)
- Stellenwert und Funktion der Reisetätigkeit innerhalb von
Transferprozessen im Bereich der Kunst und Architektur
- Einfluss des heimatlichen Kontextes der Reisenden auf Kunst- bzw.
Wissenstransfer
Angehörige der Fächer Kunst- und Architekturgeschichte,
Literaturwissenschaft und Geschichte sowie benachbarter Disziplinen,
ausdrücklich auch jüngere Forschende, sind herzlich dazu aufgefordert,
sich um einen Vortrag im Rahmen der vorgegebenen Themenfelder zu
bewerben. Ihre Vorschläge in Form eines abstracts von max. 300 Wörtern
und eine Kurzvita senden Sie bitte als Anhänge einer E-Mail bis zum
15. April 2009 an die Adresse: kulturtransfer@gmx.ch. Vermerken Sie
bitte, für welches der fünf Themenfelder Ihr Beitrag gedacht ist.
Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch.
Weitere Informationen zur Tagung erhalten Sie auf der Homepage
www.kulturtransfer.ch oder nach Kontaktaufnahme über die
genannte E-Mail Adresse.
Publiziert von: Kai Nonnenmacher