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13.11.2008

CfP: "Verteilt. Vertauscht. Verhandelt. Entstehung ungeplanter Strukturen durch Tausch und Zirkulation in Kultur und Medien" (Grad.koll. "Automatismen")

  • Ort: Paderborn
  • Beginn: 17.04.09
  • Ende: 18.04.09
  • Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 21.12.08

Verteilt. Vertauscht. Verhandelt. Entstehung ungeplanter Strukturen durch Tausch und Zirkulation in Kultur und Medien.

 

Tagung an der Universität Paderborn, 17./18.04.2009

 

Das Graduiertenkolleg Automatismen beschäftigt sich seit Mai 2008 mit

Strukturentstehung außerhalb geplanter Prozesse in Kultur, Medien und

Informationstechnologie. Die erste von den Kollegiaten organisierte Tagung

legt den Fokus auf die Verbindung ökonomischer Tauschmodelle zu kultur-,

sozial- und medienwissenschaftlichen Ansätzen von Zirkulation, Austausch

oder dem Aushandeln von Bedeutung. Um der Vielschichtigkeit des

interdisziplinären Zugangs gerecht zu werden, wollen wir folgende

Themenkomplexe diskutieren: Auftreten und Grenzen verteilten Handelns in

Kulturproduktion und -distribution im Kontrast zu verteilten Systemen im

technischen Sinn; Aspekte formaler Einschreibung und Standardisierung

durch Zirkulation; sowie das Zusammenspiel von Medium und Körper.

 

Mit diesem Call for Papers werden Beiträge gesucht, die sich mit der

Entstehung ungeplanter Strukturen in kulturellen oder medialen Tausch- und

Zirkulationsprozessen befassen. Schicken Sie bitte ein Abstract Ihres

geplanten Vortrags (max. eine Seite) und einen knappen Lebenslauf bis zum

21. Dezember an tagung@gk-automatismen.upb.de (Ansprechpartner/-innen:

Maik Bierwirth, Heike Derwanz und Renate Wieser).

Link Graduiertenkolleg Automatismen:

www.uni-paderborn.de/gk-automatismen/

 

Reisekosten und Unterkunft werden vom Graduiertenkolleg übernommen. Eine

Publikation der Tagungsbeiträge ist beabsichtigt.

Der Call richtet sich vor allem an Bewerber/-innen, die sich gerade mit

der Erarbeitung ihrer Dissertation oder Habilitation befassen.

Konferenzsprache ist deutsch, aber auch englische Beiträge sind sehr

willkommen.

Die Beiträge sollten nach Möglichkeit eines oder mehrere der folgenden

Themenfelder bearbeiten:

 

a) Reichweite von Tauschmodellen

Inwiefern können ökonomische Modelle Tauschprozesse in Medien und Kultur

beschreiben? Zum einen stellt sich hier die Frage, ob klassische Konzepte

wie die Smithsche \'Unsichtbare Hand\' oder das Saysche Gesetz als

Figurierung kulturellen Austausches dienen können. Zum anderen sind

Konzepte von Gabe oder Opfer als Prototypen kultureller Produktion zu

hinterfragen. Stehen sie dem ökonomischen Kalkül entgegen oder sind sie

vielmehr Ausdruck dessen grundsätzlicher Präsenz? Finden sich hier

Modelle, die neue Distributionsformen, neue Modi der

Wertentstehung/Bewertung oder Verteilung kontextualisierbar machen?

 

b) Zirkulation zwischen Medium und Körper

Medien sind nicht getrennt von körperlichen Prozessen verhandelbar. In

Diskotheken und Kinos herrscht nicht nur eine Ökonomie der Kommunikation,

sondern auch die somatische Ebene ist Teil des kulturellen Ereignisses.

Doch wie lassen sich diese Phänomene konkret beschreiben? Welcher Diskurs

über die Herausbildung von ungeplanten Strukturen meldet sich hier im

Namen der Körperlichkeit zu Wort? Wie gehen Versuche, diese begrifflich zu

fassen, selbst in die mediale Zirkulation ein?

 

c) Einschreibung von Tausch und Zirkulation in die Form

Die Geschichte der Standardisierung (DIN-Norm, Containerization) zeigt,

dass sich Übertragungsprozesse in der Form der zirkulierenden Objekte

niederschlagen. Doch wie wirken im Bereich der Medien Tauschakte auf die

„Tauschobjekte\" zurück? Wie speichert sich der Akt der Übertragung in der

Form ab? Wie schreiben sich die Bedürfnisse der beteiligten Subjekte in

zirkulierende Medienprodukte ein? Inwiefern lassen sich in Phänomenen der

formalen Einschreibung (Stereotypenbildung, Abstraktion, Zitat, Sampling

usw.) auch ungeplante Prozesse nachweisen?

 

d) Verteiltes Handeln in der Kulturproduktion und kultureller Tauschwert

Die Produktion von kulturellen Werken und Werten geht einher mit

Austauschprozessen zwischen einer Vielzahl von Akteuren, Ereignissen,

Orten und Institutionen. Kunstgenese und –diskurs lassen sich so als ein

verteiltes Handeln fassen: Diverse Zitate, Zeichenströme oder ‚soziale

Energien’ fließen in einen Roman, eine Installation, einen Film ein,

welche wiederum zitiert, archiviert und bewertet, sprich verhandelt

werden. Welche Strukturen entstehen durch ein solches verteiltes Handeln?

Welche Rolle spielt hierbei Aufmerksamkeit? Führt ein zunehmendes

verteiltes Handeln zu einer kulturellen Enthierarchisierung?

 

e) Neue Verteilungen durch verteilte Systeme

Logistik, Börse und Hollywoodfilm sind besonders von Umwälzungen

betroffen, die durch eine zunehmende Dominanz verteilter Systeme

hervorgerufen werden. Aktion und Reaktion wechseln die Stellen, die

Strukturbildung verläuft je unterschiedlich und immer wieder überraschend.

Dies beschäftigt auch Politik und Recht, wenn z.B. Creative Commons und

GPL vermehrt zur Lizensierung benutzt werden. Was sind die Koordinaten der

Auseinandersetzungen und wo verlaufen neue Grenzen des Tauschs? Welche

Konzepte gibt es zur Kontrolle verteilter Systeme? Was ist das Gemeinsame

der neuen Strukturen?

 

Von:  Sylvia Kesper-Biermann

Publiziert von: Kai Nonnenmacher