CfP: "Verteilt. Vertauscht. Verhandelt. Entstehung ungeplanter Strukturen durch Tausch und Zirkulation in Kultur und Medien" (Grad.koll. "Automatismen")
- Ort: Paderborn
- Beginn: 17.04.09
- Ende: 18.04.09
- Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 21.12.08
Verteilt. Vertauscht. Verhandelt. Entstehung ungeplanter Strukturen durch Tausch und Zirkulation in Kultur und Medien.
Tagung an der Universität Paderborn, 17./18.04.2009
Das Graduiertenkolleg Automatismen beschäftigt sich seit Mai 2008 mit
Strukturentstehung außerhalb geplanter Prozesse in Kultur, Medien und
Informationstechnologie. Die erste von den Kollegiaten organisierte Tagung
legt den Fokus auf die Verbindung ökonomischer Tauschmodelle zu kultur-,
sozial- und medienwissenschaftlichen Ansätzen von Zirkulation, Austausch
oder dem Aushandeln von Bedeutung. Um der Vielschichtigkeit des
interdisziplinären Zugangs gerecht zu werden, wollen wir folgende
Themenkomplexe diskutieren: Auftreten und Grenzen verteilten Handelns in
Kulturproduktion und -distribution im Kontrast zu verteilten Systemen im
technischen Sinn; Aspekte formaler Einschreibung und Standardisierung
durch Zirkulation; sowie das Zusammenspiel von Medium und Körper.
Mit diesem Call for Papers werden Beiträge gesucht, die sich mit der
Entstehung ungeplanter Strukturen in kulturellen oder medialen Tausch- und
Zirkulationsprozessen befassen. Schicken Sie bitte ein Abstract Ihres
geplanten Vortrags (max. eine Seite) und einen knappen Lebenslauf bis zum
21. Dezember an tagung@gk-automatismen.upb.de (Ansprechpartner/-innen:
Maik Bierwirth, Heike Derwanz und Renate Wieser).
Link Graduiertenkolleg Automatismen:
www.uni-paderborn.de/gk-automatismen/
Reisekosten und Unterkunft werden vom Graduiertenkolleg übernommen. Eine
Publikation der Tagungsbeiträge ist beabsichtigt.
Der Call richtet sich vor allem an Bewerber/-innen, die sich gerade mit
der Erarbeitung ihrer Dissertation oder Habilitation befassen.
Konferenzsprache ist deutsch, aber auch englische Beiträge sind sehr
willkommen.
Die Beiträge sollten nach Möglichkeit eines oder mehrere der folgenden
Themenfelder bearbeiten:
a) Reichweite von Tauschmodellen
Inwiefern können ökonomische Modelle Tauschprozesse in Medien und Kultur
beschreiben? Zum einen stellt sich hier die Frage, ob klassische Konzepte
wie die Smithsche \'Unsichtbare Hand\' oder das Saysche Gesetz als
Figurierung kulturellen Austausches dienen können. Zum anderen sind
Konzepte von Gabe oder Opfer als Prototypen kultureller Produktion zu
hinterfragen. Stehen sie dem ökonomischen Kalkül entgegen oder sind sie
vielmehr Ausdruck dessen grundsätzlicher Präsenz? Finden sich hier
Modelle, die neue Distributionsformen, neue Modi der
Wertentstehung/Bewertung oder Verteilung kontextualisierbar machen?
b) Zirkulation zwischen Medium und Körper
Medien sind nicht getrennt von körperlichen Prozessen verhandelbar. In
Diskotheken und Kinos herrscht nicht nur eine Ökonomie der Kommunikation,
sondern auch die somatische Ebene ist Teil des kulturellen Ereignisses.
Doch wie lassen sich diese Phänomene konkret beschreiben? Welcher Diskurs
über die Herausbildung von ungeplanten Strukturen meldet sich hier im
Namen der Körperlichkeit zu Wort? Wie gehen Versuche, diese begrifflich zu
fassen, selbst in die mediale Zirkulation ein?
c) Einschreibung von Tausch und Zirkulation in die Form
Die Geschichte der Standardisierung (DIN-Norm, Containerization) zeigt,
dass sich Übertragungsprozesse in der Form der zirkulierenden Objekte
niederschlagen. Doch wie wirken im Bereich der Medien Tauschakte auf die
Tauschobjekte\" zurück? Wie speichert sich der Akt der Übertragung in der
Form ab? Wie schreiben sich die Bedürfnisse der beteiligten Subjekte in
zirkulierende Medienprodukte ein? Inwiefern lassen sich in Phänomenen der
formalen Einschreibung (Stereotypenbildung, Abstraktion, Zitat, Sampling
usw.) auch ungeplante Prozesse nachweisen?
d) Verteiltes Handeln in der Kulturproduktion und kultureller Tauschwert
Die Produktion von kulturellen Werken und Werten geht einher mit
Austauschprozessen zwischen einer Vielzahl von Akteuren, Ereignissen,
Orten und Institutionen. Kunstgenese und diskurs lassen sich so als ein
verteiltes Handeln fassen: Diverse Zitate, Zeichenströme oder soziale
Energien fließen in einen Roman, eine Installation, einen Film ein,
welche wiederum zitiert, archiviert und bewertet, sprich verhandelt
werden. Welche Strukturen entstehen durch ein solches verteiltes Handeln?
Welche Rolle spielt hierbei Aufmerksamkeit? Führt ein zunehmendes
verteiltes Handeln zu einer kulturellen Enthierarchisierung?
e) Neue Verteilungen durch verteilte Systeme
Logistik, Börse und Hollywoodfilm sind besonders von Umwälzungen
betroffen, die durch eine zunehmende Dominanz verteilter Systeme
hervorgerufen werden. Aktion und Reaktion wechseln die Stellen, die
Strukturbildung verläuft je unterschiedlich und immer wieder überraschend.
Dies beschäftigt auch Politik und Recht, wenn z.B. Creative Commons und
GPL vermehrt zur Lizensierung benutzt werden. Was sind die Koordinaten der
Auseinandersetzungen und wo verlaufen neue Grenzen des Tauschs? Welche
Konzepte gibt es zur Kontrolle verteilter Systeme? Was ist das Gemeinsame
der neuen Strukturen?
Publiziert von: Kai Nonnenmacher