CfP: VII. Dies Romanicus Turicensis - "Stimmen und Stille"
- Ort: Zürich, Schweiz
- Beginn: 21.06.13
- Ende: 22.06.13
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 20.01.13
Einladung zur Mitwirkung an der Tagung "VII. Dies Romanicus Turicensis : Stimmen und Stille"
21.-22. Juni 2013
Das Romanische Seminar der Universität Zürich organisiert zum 7. Mal den Dies Romanicus Turicensis , der sich an junge Forscherinnen und Forscher der romanistischen Disziplinen richtet (sowohl Sprach- als auch Literaturwissenschaft) und ein Forum für den wissenschaftlichen Austausch auf internationalem Niveau bietet.
Die Komplexität der Begriffe Stimmen und Stille in ihrer Beziehung zueinander liegt darin, dass die Stille nicht einfach als Abwesenheit der Stimme definiert werden kann. Vielmehr gewinnt die Stille in ihrer Wechselwirkung mit der Stimme eine eigene Bedeutung, die sowohl sprach- als auch literaturwissenschaftlich relevant ist. Linguistisch gesehen kann die Bedeutung von Stille und Stimme auf allen Ebenen des Sprachsystems analysiert werden. Die Phonetik/Phonologie interessiert sich für synchrone und diachrone Beschreibungen von Sprachlauten und befasst sich mit den Methoden zur Identifikation der Sprecher anhand ihrer Stimmen. Auf morphosyntaktischer Ebene kann die Stille bedeutungstragend werden (zum Beispiel in Form von Null-Morphemen und Ellipsen). In der Pragmatik kann Stille als Antwort oder rhetorisches Mittel im Gespräch eine Wirkung erzielen. Darüber hinaus gibt es stille Formen der Kommunikation, welche die gesprochene Sprache ergänzen (die Gestik in der non-verbalen Kommunikation) oder gar ersetzen (die unterschiedlichen Gebärdensprachen).
Im Bereich der Literatur umfasst die theoretische Reflexion des Themas sowohl die in einem Werk vorhandene Stimmen- und Wertevielfalt (Pluridiskursivität und Polyphonie), als auch den Gemeinplatz des Unsagbaren, vom unausgedrückten
Wort bis zum unbeschriebenen Blatt. Stimme und Stille sind aber auch zentrale Aspekte bei der Analyse des literarischen Texts, wobei sich beide auf verschiedenen Textebenen manifestieren können: Erstere als Stimmen der Akteure oder des/der Erzähler(s), letztere als Thema auf diegetischer Ebene oder in Form von diversen narrativen Strategien. Auf diese Weise können Stille und Stimme, nicht nur wenn sie aus einer thematischen Perspektive betrachtet werden, Bedeutung
erlangen.
Mögliche Forschungsfelder im Bereich der Sprachwissenschaft sind beispielsweise:
· Phonetik/Phonologie: Phoneme und Phoneminventare von Sprachen und Varietäten, Prosodie, Sprecheridentifikation (forensische Phonetik), phonostyles , phonogenres , diachrone Entwicklung von Lauten, phonetische Erosion, Möglichkeiten (teil-)automatischer Transkription, Dokumentation von aussterbenden Varietäten
· Morphosyntax: Diathese, Null-Morpheme, Alternanz zwischen an- und abwesenden Morphemen (präpositionaler Akkusativ; Ausfall von ne in der französischen Negation), defektive Verben, Ellipsen
· Pragmatik: Implikation und Implikaturen, Stille als turn-taking-Verhalten
· Soziolinguistik und Textlinguistik: Diglossie und Diamesie als Spannungsfelder
· Non-verbale Kommunikation: Gesten und Gebärdensprache
In der Literaturwissenschaft sind die aufgelisteten Themenfelder denkbar:
· Literaturtheoretische Überlegungen zu Stimmen und/oder Stille (Michail Bachtin, Paul de Man, Walter Benjamin, Theodor W. Adorno, Primo Levi, etc.), sowie zum Paradox des Unsäglichen und dessen Ausdruck im Sagbaren
· Polyphonie und Pluridiskursivität: Stimmen- und Wertekontraste im literarischen Text
· Stimme und/oder Stille als Themen in einem bestimmten literarischen Werk
· Analyse narrativer Strategien sowie Überlegungen zur Figur des Erzählers anhand konkreter Beispiele
· Theater, Film, Oper: zwischen geschriebener Materialität und gesprochener Performativität
Vorschläge in Form von anonymen Abstracts (Titel, Zusammenfassung von maximal 2'000 Zeichen und Bibliographie) bitte bis zum 20. Januar 2013 an folgende Adresse senden: diesrom@rom.uzh.ch. Im Begleitmail werden bitte Name und Affiliation des Autors/der Autorin sowie der Titel des Abstracts erwähnt.
Für die Vorträge sind jeweils zwanzig Minuten vorgesehen, darauf folgt eine zehnminütige Diskussion im Plenum. Die Beiträge sollen neu und unveröffentlicht sein. Es ist vorgesehen, qualitativ überzeugende Beiträge in einem Tagungsband zu
publizieren.
Auch dieses Jahr findet der Dies Romanicus Turicensis zusammen mit der Sommerschule des Zürcher Doktoratsprogramms Romanistik (17.-20. Juni 2013) statt. Alle Vortragenden und andere Interessierte haben die Möglichkeit, an der Sommerschule teilzunehmen. Für weitere Informationen: www.rose.uzh.ch/doktorat
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Dies Romanicus Turicensis
Universität Zürich
Romanisches Seminar
Zürichbergstrasse 8
CH-8032 Zürich
diesrom@rom.uzh.ch
www.rose.uzh.ch
Organisationskomitee
Cristina Albizu, Julie Dekens, Mario A. Della Costanza, Bénédicte Élie, Valeria Frei, Maria Chiara Janner, Charlotte Meisner, Gina Maria Schneider und Michael Schwarzenbach
Publiziert von: RZ