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03.05.2009

Forum France Monde Francophone 2009: Erinnerung und Geschichte : Sklaverei im Blick/ Mémoire et Histoire : Regards contemporains sur l’esclavage

  • Ort: Frankfurt
  • Beginn: 06.06.09
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch

Erinnerung und Geschichte : Sklaverei im Blick/ Mémoire et Histoire : Regards contemporains sur l’esclavage

 

Das dritte Frankfurter "Forum France Monde Francophone" setzt sich nach der "Banlieue" und dem "Antisemitismus" erneut aus interdisziplinärer Perspektive mit einer historischen und gesellschaftspolitischen Fragestellung auseinander, die im Zentrum der aktuellen kulturellen Debatte in Frankreich und der frankophonen Welt steht. Wie in den vorherigen Foren liegt den verschiedenen Podiumsdiskussionen ein kulturvergleichendes, den deutsch-französischen Dialog stimulierendes Prinzip zugrunde.

In Verbindung mit einer Lesung aus ihrem Roman "Morne câpresse" stellt die Schriftstellerin Gisèle Pineau die Sklaverei als Thema und Motiv ästhetischer und literarischer Kreation vor.

 

15.00 – 17.00 h

Kann Geschichte Gegenstand von Gesetzen sein?

 

Runder Tisch / Table ronde

(in deutscher und französischer Sprache mit Simultanübersetzung)

 

Stéphane Coloneaux (Vize-Präsident ADEN)

Prof. Dr. Nicolas Offenstadt (Historiker, Universität Paris-I)

Prof. Dr. Joachim Perels (Soziologe, Universität Hannover)

 

Kollektives Gedächtnis entsteht in transversalen Prozessen quer durch die gesellschaftlichen Schichten und Interessengruppen. In Frankreich steht im Zuge der Aufarbeitung des kolonialen Erbes das Thema der Sklaverei im Mittelpunkt. In den letzten Jahren wurde mehrfach eine juristische Verordnung des Erinnerns versucht.

 

Gegen eine staatlich verordnete Erinnerung haben Historiker im Juni 2005 den "Comité de Vigilance face aux Usages publics de l’Histoire" gegründet. Sie wenden sich gegen eine Deutung der Geschichte im Dienste der Politik. Demgegenüber schuf Pierre Nora im Oktober 2008 den "Appel de Blois", der die Freiheit der Geschichtswissenschaften fordert. Anlass dieser Initiative ist die geplante EU-weite Richtlinie zur möglichen Strafverfolgung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bzw. aller diesbezüglichen Äußerungen. Worum geht es den beiden Initiativen? Wie beurteilen sie die loi Taubira?

Das am 10. Mai 2001 verabschiedete Gesetz erklärt den Sklavenhandel zum „Verbrechen an der Menschheit“ (crime contre l’humanité) und verurteilt Sklaverei als „Attentat auf die Würde des Menschen“. Die loi Taubira steht in der republikanischen Tradition der Menschenrechtserklärung (26. August 1789) und der am 27. April 1848 beschlossenen Abschaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels.

 

Wie verhalten sich die Positionen der Historiker zur Gesetzgebung im Spannungsfeld des kollektiven Gedächtnisses? Sind die „lois mémoirelles“ der richtige Weg? Wie ist ihre Deutungsmacht zu verstehen und wie ist sie legitimiert? Diese Fragen sind Gegenstand der Diskussion auf dem Podium und mit dem Publikum.

 

Moderation: Ruth Jung (Journalistin)

 

 

17.30 – 19.30 h Lesung und Debatte

 

Gisèle Pineau (Schriftstellerin aus Guadeloupe)

Prof. Dr. Véronique Porra (Romanistin, Universität Mainz)

 

Gisèle Pineau schrieb neben Essays und Kurzgeschichten Romane und Jugendbücher, die sich ebenso mit Kreolität befassen wie mit gesellschafltichen Außenseitern und Unterdrückten. Am Beispiel von durch Rassismus und Armut zerstörten Familien schildert Pineau die Leiden und Hoffnungen der Frauen auf den Antillen. In "Femmes des Antilles; traces et voix cent cinquante ans après l'abolition de l'esclavage" begibt sie sich auf eine historische Spurensuche der Sklaverei. Ihr Werk wurde mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet.

 

Prof. Dr. Porra ist Inhaberin des Lehrstuhls für Frankophone Literatur an der Universität Main.

 

Moderation : Prof. Dr. Roland Spiller

 

 

Veranstalter: Institut für Romanische Sprachen und Literaturen / Institut Français Frankfurt

 

Weitere Informationen: Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, Agnès Schachermayer,

Tel.: 069/798-32045, schachermayer@em.uni-frankfurt.de

 

Goethe Universität Campus Westend Grüneburgplatz 1, Raum 1.741 (Nebengebäude)

 

www.romanistik.uni-frankfurt.de/fb/fb10/romanistik/neues/index.uhtml

www.kultur-frankreich.de/-frankfurt-agenda-.html

Von:  Roland Spiller

Publiziert von: Kai Nonnenmacher