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31.01.2011

Veranstaltung über Rodolfo Walsh mit Osvaldo Bayer

  • Ort: Köln
  • Beginn: 03.02.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Spanisch

Eine Veranstaltung über

 

Rodolfo Walsh

Die Augen des Verräters. Kriminalgeschichten

Zürich: Rotpunktverlag 2010

 

Übersetzt von der Gruppe „Transports", herausgegeben von Wolfram Nitsch, vorgestellt von Walshs langjährigem Weggefährten Osvaldo Bayer.

 

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Romanischen Seminar der Universität Köln.

 

Am Donnerstag, 3. Februar 2011 um 20 Uhr in der Buchhandlung Bittner, Albertusstraße 6, 50667 Köln. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.

 

Eintritt: 7 €/ ermäßigt 5,- €

 

Eine Leiche neben den Trophäen eines ehemaligen Tennisstars; eine interkontinentale Fernschachpartie mit blutigem Ende; ein toter Wunderheiler im Gran Chaco, dessen Mörder nach Zeugenaussagen zwei Köpfe hatte. In den Villenvierteln von Buenos Aires oder den Spielercafés von La Plata, aber auch im tiefsten Landesinneren Argentiniens müssen die Kommissare Jiménez und Laurenzi in so schwierigen Fällen ermitteln, dass sie immer wieder den Rat des Korrektur- und Spurenlesers Daniel Hernández suchen. Dieser Sherlock Holmes vom Rio de la Plata steht seinem berühmten Vorbild an Scharfsinn kaum nach, ebensowenig die beiden abgebrüh­ten Polizisten und andere Ermittler in den hier versammelten Geschichten. Doch anders als der Meister­detektiv aus London bewohnen sie eine abgründige, von Verrat, Gewalt und Leiden­schaft gezeichnete Welt, in der sich die historischen Katastrophen des letzten Jahrhunderts abzeichnen.

 

Rodolfo Walsh, 1927 als Sohn irischer Einwanderer in Patagonien geboren, trat Mitte der 1950er Jahre als Journalist und Erzähler hervor. Bekannt wurde er durch seine Tatsachenberichte Das Massaker von San Martín (1957) und Wer erschoss Rosendo García? (1969), in denen er vertuschte Morde an peronistischen Oppositionellen enthüllte. Wegen weiterer Ermittlungen in diese Richtung und wegen eines offenen Anklagebriefes an die argentinische Militärjunta wurde er 1977 verschleppt und ermordet.

 

Neben diesen politisch brisanten Schriften verfasste er aber auch Romane und Erzählungen, die es im deutsch­sprachigen Raum noch zu entdecken gilt. Seine Trilogie Variaciones en rojo (Variationen in Rot, 1953), wo Daniel Hernández und Kommissar Jiménez erstmals auftreten, gehört neben den Sechs Aufgaben für Don Isidro Parodi von Borges und Bioy Casares zu den Klassikern latein­amerikanischer Kriminalliteratur. Seine Kurzgeschichte Diese Frau (1964), eine Phantasie über den verschwundenen Leichnam Eva Peróns, wurde von namhaften Autoren zur besten argentinischen Erzählung der Moderne gewählt. Die in dem Band Die Augen des Verräters versammelten frühen Kriminalgeschichten bieten einen spannungs- und abwechs­lungsreichen Zugang zu seinem erzählerischen Werk.

 

Osvaldo Bayer, 1927 in Santa Fe (Argentinien) geboren, ist Historiker, Schriftsteller, Journalist, Drehbuchautor und war Professor für Menschenrechte an der Universität Buenos Aires sowie Dozent der Deutschen Stiftung für Entwicklungspolitik in Bad Honnef. Er lebte acht Jahre lang im Exil in der Bundesrepublik Deutschland, wo er nach dem Krieg auch schon studiert hatte. Sein vierbändiges Hauptwerk La Patagonia rebelde (1972-1978), während der Militärdiktatur öffentlich verbrannt, erscheint unter dem Titel Aufstand in Patagonien zur Frankfurter Buchmesse 2010. Die nach seinem eigenen Drehbuch entstandene Verfilmung erhielt bei der Berlinale 1974 einen Silbernen Bären.

Publiziert von: Christof Schöch