Call for People für den Workshop: "Der Körper des Bildes. Zum Zusammenhang von Materialität und Bildlichkeit"
- Ort: Tübingen
- Beginn: 12.03.09
- Ende: 13.03.09
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Sprachenübergreifend
- Frist: 30.09.08
Call for People für den Workshop:
"Der Körper des Bildes. Zum Zusammenhang von Materialität und Bildlichkeit"
Datum: 12./13. März 2009
Ort: Forum Scientiarum, Universität Tübingen
Organisation: Marcel Finke M.A., Mark A. Halawa M.A.
Mit: PD Dr. Peter Geimer, Prof. Dr. Dieter Mersch, Prof. em. Dr. Bernhard
Waldenfels; Dr. des. Emmanuel Alloa, Dr. Matthias Krüger, Dr. Marius
Rimmele
Deadline: 30. September 2008
Auf die Fragen, was eigentlich ein Bild sei, wie Bilder Sinn generieren,
auf welche Weise sich Bildlichkeit konstituiert oder inwiefern sich das
Sehen von Bildern von anderen Formen visueller Wahrnehmung unterscheidet,
gibt es bisher noch keine endgültigen Antworten. Weitestgehend akzeptiert
ist demgegenüber aber der Umstand, dass Bilder sichtbar sind und dass ihre
Sichtbarkeit in spezifischer Weise auf deren Materialität beruht. Bilder,
so die These, sind stets auf materielle Träger oder Medien angewiesen, in
denen sie sich verkörpern und durch die sie für ihre Betrachter erst in
Erscheinung treten. Ein Nachdenken über das Charakteristische von
Bildlichkeit kommt demnach nicht umhin, auch den Körper des Bildes, d.h.
dessen physische Grundlage zum Gegenstand der Reflexion zu machen.
Eine Rede über die Materialität des Bildes sieht sich aber ebenfalls mit
einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert. Die zeitgenössische
bildwissenschaftliche Debatte führt immer wieder vor Augen, dass die
Bedeutung materieller Aspekte Disziplinen übergreifend durchaus nicht
unhinterfragt bleibt. So tendieren bestimmte semiotische Herangehensweisen
dazu, Bilder unter dem Begriff des Zeichens zu subsummieren und vorrangig
deren kommunikative Funktion zu erhellen. Die Materialität des Bildes wird
dabei mitunter vernachlässigt: sie wird hingenommen, aber nur selten
problematisiert. Obgleich die Beschreibung des Bildes als Zeichen nicht
notwendigerweise mit einem Übergehen der materiellen Grundlage des Bildes
einhergehen muss, ist der Bildsemiotik von Seiten phänomenologischer und
anthropologischer Ansätze wiederholt eine \"Körpervergessenheit\"
vorgeworfen worden. Dabei neigen einige Phänomenologien des Bildes
ebenfalls dazu, den Zusammenhang von Bild, Materialität und Sichtbarkeit zu
vereinfachen. So verweist die theoretische Unterscheidung von (materiellem)
Bildträger und (ausschließlich sichtbarem) Bildobjekt zwar auf eine
wichtige ontologische Differenz und hilft mithin die spezifische \"doppelte
Sichtbarkeit\" des Bildes auszuweisen; eine Klärung des Zusammenhangs von
Materialität und Bildwahrnehmung ist damit allerdings noch lange nicht
erreicht. Auf das Wechselspiel von Opazität und Transparenz ist hiermit
allererst hingewiesen und jenes als Problem kenntlich gemacht.
Keinesfalls aber ist die Materialität des Bildes ganz aus dem Blick
geraten. So finden sich sowohl in kunsthistorischen als auch in
bildtheoretischen Arbeiten zahlreiche Versuche, die Relevanz des
materiellen Grundes von Bildern in differenzierter Weise darzulegen. Dabei
geht es nicht nur um Fragen der Materialikonografie oder Konservierung,
sondern auch um Analogien zwischen menschlichem Körper und Bildträger oder
um die Widerständigkeit der Materialität bei der Konstitution von Sinn.
Verschiedentlich ist etwa darauf hingewiesen worden, dass es häufig die
materiellen Aspekte sind, die zum Beispiel eine rückstandslose
Semiotisierung des Bildes unmöglich machen. Dies wird unter anderem in
Arbeiten deutlich, die sich mit dem physischen Zerfall von Bildern
befassen, die den Eigensinn des Materials in der Herstellung von Bildern
betonen oder auf eine generelle Renitenz der Materialität in Prozessen der
Bedeutungsbildung aufmerksam machen. Gelegentlich ist auch daran erinnert
worden, dass die Symbolisierungsleistung eines Bildes stets von derselben
Materialität durchkreuzt wird, auf der das Bild zu allererst beruht. Die
Opazität des Bildes ist demnach als sensible Thematik ausgemacht. Ein
Nachdenken über Materialität wirft nämlich immer wieder Fragen nach dem
Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Sinnbildung, zwischen Aisthesis und
Diskurs auf.
Im Rahmen des zweitägigen Workshops soll sich intensiv mit dem
Spannungsverhältnis von Bild und Körper auseinandergesetzt werden. Die
Veranstaltung ist in zwei Abschnitte unterteilt: zum einen in eine
gemeinsame Diskussion von aktuellen Forschungspositionen, zum anderen in
ein Programm mit Vorträgen. Die Referate befassen sich sowohl mit
theoretischen Problemen der Materialität des Bildes als auch mit
historischen Fallbeispielen. Die Keynote Address für den bildtheoretischen
Teil wird Prof. Dr. Dieter Mersch (Universität Potsdam) liefern; für die
Keynote Address des bildhistorischen Teils der Veranstaltung konnte PD Dr.
Peter Geimer (ETH Zürich) gewonnen werden. Zudem wird am Ende des ersten
Tages ein öffentlicher Abendvortrag von Prof. em. Dr. Bernhard Waldenfels
(Ruhr-Universität Bochum) stattfinden.
Bewerbung als DiskutantIn:
Die Ausschreibung richtet sich hauptsächlich an
NachwuchswissenschaftlerInnen, d.h. StudentInnen in höheren Semestern,
DoktorandInnen sowie Post-Docs. Die Veranstaltung findet im Rahmen der
Promotionsförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes statt, ist
aber auch für Personen offen, die nicht von der Studienstiftung gefördert
werden. Der Workshop ist auf eine Teilnehmerzahl von zirka 30 Personen
beschränkt. Reisekosten sowie Kosten für die Unterkunft am Tagungsort
können nur für die Vortragenden übernommen werden, nicht aber für die
eingeladenen DiskutantInnen. Die Auswahl der DiskutantInnen ist aufgrund
der Beschränkung auf 30 Personen von einer kurzen Bewerbung abhängig, die
bitte Folgendes beinhaltet:
- kurzer akademischer Lebenslauf (tabellarisch)
- gegebenenfalls Publikationsliste
- Motivationsschreiben (Relevanz für eigene Forschungsprojekte; max. 300
Wörter)
Die Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte bis spätestens 30. September 2008 als PDF-Dateien per Email an folgende Adresse:
Marcel.Finke[at]uni-tuebingen.de
Publiziert von: Kai Nonnenmacher