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28.06.2008

"Le beau, la mode et le bonheur. Die Maskeraden der Schönheit": Artikelausschreibung der Zeitschrift Grenzgänge

  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Weitere romanische Sprachen, Sprachenübergreifend
  • Frist: 15.07.08

Le beau, la mode et le bonheur: Die Maskeraden der Schönheit

 

»La beauté n’est que la promesse du bonheur.« (Stendhal)

 

Grenzgänge. Beiträge für eine moderne Romanistik plant ein Heft zum Themenschwerpunkt »Le beau, la mode et le bonheur: Die Maskeraden der Schönheit«, der von Martina Stemberger herausgegeben wird. Dazu sind Beiträge aus der romanistischen Literatur- und Medienwissenschaft erwünscht, die sich mit dem Thema Körper-Dekoration und -Transformation in Literatur und Film beschäftigen: mit dem »System« bzw. der »Sprache« (Barthes) oder auch den »Listen« (Bovenschen) der Mode, mit Kosmetik, (Körper)Schmuck, ästhetischer Chirurgie, mit Repräsentationen und Reflexionen aller Arten von »Schönheitshandeln« (Degele) bzw. »Schönheitskonsum und Schönheitsarbeit« (Menninghaus). Sowohl Analysen zeitgenössischer Texte/Filme (auch von Produkten der Populärkultur) als auch (Re)Lektüren älterer Werke sind willkommen.

 

›Schönheit‹ ist niemals nur Privatsache, sondern gerade im Zeitalter des »Schönheitskapitalismus« (Renz) auch eine Frage der Verfügung über soziale und materielle Ressourcen; Körperstyling als Selbstinszenierung und Akt individueller Identitätsstiftung bedeutet stets auch gesellschaftliche/kulturelle Positionierung; die ›Maskeraden der Schönheit‹ geben Auskunft über den Wandel von Ideologien und Mentalitäten. Zu reflektieren wäre die Ambivalenz von körper(trans)formativen Maßnahmen zwischen befreiendem und repressivem Aspekt: inwieweit wird aus der Freiheit zur ästhetischen Selbst-Perfektionierung – vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden gentechnischen »pränatalen Schönheitschirurgie« (Menninghaus) – ein Zwang zur ›Normalisierung‹, zur Elimination von Differenz? Am Beispiel der romanischen Länder und Literaturen soll hier die Frage aufgeworfen werden, wie es um den postmodernen »Polytheismus der Schönheitsideale« (Eco) tatsächlich bestellt ist. Reflektiert werden soll vor allem auch die Frage, wie weit die ›Maskeraden der Schönheit‹ der (Re)Affirmation, der (Re)Naturalisierung der binären Geschlechterdifferenz und der heterosexuellen Norm dienen, wie weit das Spiel mit den modisch-kosmetischen »tertiären Geschlechtsmerkmalen« (Birdwhistell) aber auch die Dichotomien Weiblichkeit/Männlichkeit, Homosexualität/Heterosexualität unterlaufen kann. Zu berücksichtigen wären auch interkulturelle/interethnische Perspektiven: in der Geschichte des Körper-Design spielen ›rassisch‹ determinierte Schönheits-Normen eine große Rolle (vgl. Gilman); im Kontext der romanischen Länder stellt die »Geschichte der Schönheit« (Eco) auch ein Stück Kolonialgeschichte dar – Werke der ›postkolonialen‹ Kulturen wären auf ihre Körper-Inszenierungen hin zu untersuchen, Fragen nach der Entwicklung von Schönheits-Vorstellungen in der außereuropäischen Romania zu stellen. Nicht zuletzt wären auch thematisch relevante Selbst- und Fremdbilder der romanischen Länder zu analysieren (Frankreich und Italien als internationale Zentren der Mode- und Kosmetik-Industrie etc.).

 

Diese und verwandte Fragen rund um die ›Maskeraden der Schönheit‹ sollen hier diskutiert werden; dabei wird es darum gehen, die Geschichte der Körper-Dekoration und -Transformation – unter besonderer Berücksichtigung von Perspektiven der Gender Studies und der Postcolonial Studies – als Teil auch der Kultur- und Sozialgeschichte der romanischen Länder zu lesen, wie sie in deren Literatur und Filmkunst mehr oder minder kritisch reflektiert wird; vor dem Hintergrund aktueller sozial-, kultur-, genderwissenschaftlicher Forschungen zum Thema soll versucht werden, die Funktionen von Literatur und Filmkunst zwischen Affirmation und Subversion gültiger Normen der Inszenierung von ›Schönheit‹ herauszuarbeiten.

 

Beitrags-Vorschläge (Titel + Resümee, max. 1.500 Zeichen) bitte bis 15. Oktober 2008 an martina.stemberger@univie.ac.at. Weiterer Zeitplan: Auswahl der Beiträge und Information der BeiträgerInnen bis 15. November 2008. Einreichung fertiger Manuskripte (Umfang ca. 15 Seiten inkl. Fußnoten und Literaturangaben, 1,5-zeilig, 12-Pkt TNR; 10-zeiliges Resümee, kurze Bio-Bibliographie) bis 15. Juli 2009. Geplanter Erscheinungstermin des Heftes: Herbst 2009.

 

Referenzen:

Barthes, Roland: Le système de la mode. Paris: Seuil 1967.

Baudelaire, Charles: Le Beau, la mode et le bonheur (aus Le Peintre de la vie moderne, 1863), in: Œuvres complètes II. Paris: Gallimard (Pléiade) 1993, 683-686.

Birdwhistell, Ray L.: Kinesics and Context: Essays on Body-Motion Communication. Philadelphia: Pennsylvania UP 1970.

Bovenschen, Silvia (Ed.): Die Listen der Mode. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1986.

Degele, Nina: Sich schön machen: Zur Soziologie von Geschlecht und Schönheitshandeln. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004.

Eco, Umberto: Storia della Bellezza. Milano: Bompiani 2004.

Gilman, Sandor L.: Making the body beautiful: A cultural history of aesthetic surgery. Princeton: Princeton UP 1999.

Menninghaus, Winfried: Das Versprechen der Schönheit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2003.

Renz, Ulrich: Schönheit: Eine Wissenschaft für sich. Berlin: Berlin Verlag 2006.

Stendhal: De l’amour. Paris: Garnier 1959 (1822).

 

Von:  Thomas Höpel

Publiziert von: Kai Nonnenmacher