Nachruf auf Prof. Dr. Ulrich Fleischmann (20. Juni 1938 - 7. Februar 2011)
- Ort: Berlin
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Weitere romanische Sprachen, Sprachenübergreifend
Am 7. Februar 2011 ist Ulrich Fleischmann, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der Gesellschaft für Karibikforschung und zuletzt Professor am Lateinamerika-Institut der Freien Universität, im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben. Ulrich Fleischmann gehörte zu den international renommiertesten Karibikforschern. Er trug mit seinen literatur-, sprach- und kulturwissenschaftlichen Arbeiten und mit seiner menschlichen Offenheit und Kommunikationsbereitschaft dazu bei, die Region der Karibik als ein neues, transdisziplinäres Forschungsgebiet zu etablieren. Seine Studien zur Literatur und Gesellschaft Haitis sowie über die kreolischen Sprachen und Kulturen sind Pionierarbeiten im deutschsprachigen Raum und haben der Karibistik und ganz besonders der Haiti-Forschung zentrale Perspektiven eröffnet.
Der folgende Nachruf sowie ein weiterer von Thomas Bremer sind auch auf den Seiten des Lateinamerika-Instituts (FU Berlin) und der Gesellschaft für Karibikforschung e.V. (SoCaRe) zu lesen:
Das Lateinamerika-Institut trauert um Prof. Dr. phil. Ulrich Fleischmann, der am 7. Februar 2011 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstarb. Mit ihm verliert das Institut einen langjährigen Kollegen und Freund, der sich durch seine großen wissenschaftlichen Verdienste, als engagierter akademischer Lehrer und durch seine große Mitmenschlichkeit auszeichnete.
Ulrich Fleischmann gehörte zu den international renommiertesten Karibikforschern. Er trug mit seinen literatur-, sprach- und kulturwissenschaftlichen Arbeiten und mit seiner menschlichen Offenheit und Kommunikationsbereitschaft dazu bei, die Region der Karibik als ein neues, transdisziplinäres Forschungsgebiet zu etablieren. Seine Studien zur Literatur und Gesellschaft Haitis sowie über die kreolischen Sprachen und Kulturen sind Pionierarbeiten im deutschsprachigen Raum und haben der Karibistik und ganz besonders der Haiti-Forschung zentrale Perspektiven eröffnet. Ulrich Fleischmann befasste sich außerdem intensiv mit den Literaturen Hispanoamerikas und Brasiliens. Dabei faszinierten ihn besonders disziplinäre Randgänge und das interdisziplinäre Gespräch mit der Ethnologie und der Soziologie. Viele seiner Arbeiten, die er angereichert durch die Erfahrung zahlreicher Reisen und Feldstudien erstellte, nahmen Ansätze heutiger Theoriediskussionen vorweg. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die stets von einem produktiven und kritischen „Querdenken“ inspiriert wurden, vermittelte er im kollegialen und freundschaftlichen Gespräch ebenso wie in seinen Seminaren. Als akademischer Lehrer war er sehr beliebt bei den Studierenden, die oftmals seine Anregungen aufgriffen, um sie eigenständig weiterzuverfolgen. Auch im Ruhestand blieb Ulrich Fleischmann wissenschaftlich aktiv und war stets ein geschätzter und gesuchter Ansprechpartner und Experte im Dialog mit Lateinamerika und der Karibik.
Ulrich Fleischmann wurde am 20. Juni 1938 in Rothenburg o.T. geboren. Er studierte Romanistik, Soziologie und Ethnologie in München und Paris. 1967 wurde er mit einer Studie über die Literatur Haitis promoviert und habilitierte sich 1980 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über die Sozialgeschichte der kreolischen Sprachen. Er nahm in den Jahren 1981/1982 eine Vertretungsprofessur an der Universität Bayreuth wahr und war ab 1982 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2003 zunächst am Institut für Romanische Philologie und ab 1985 am Lateinamerika-Institut der FU Berlin tätig. Gastprofessuren führten ihn u.a. an die University of Ibadan/Nigeria, die University of Warwick, an die Universidade Federal de Rio de Janeiro, die Universidad de Costa Rica und die Universidad Iberoamericana in Mexiko. Er war Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der Gesellschaft für Karibikforschung (SoCaRe), Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerika-Forschung (ADLAF) sowie des Comité International des Études Créoles und Vorsitzender der Asociación de Estudios de Literatura y Sociedad de América Latina (AELSAL). Ulrich Fleischmanns Forschungsarbeiten und seine Lehre auf dem Gebiet der Karibistik und der Lateinamerikanistik haben das interdisziplinäre Arbeitsfeld des Lateinamerika-Instituts um entscheidende Aspekte erweitert und bereichert.
Ulrich Fleischmanns Ehefrau Verena Fleischmann und den Töchtern Stephanie und Jessika mit Familie fühlen sich die Mitglieder des Lateinamerika-Instituts in tiefer Trauer verbunden.
Für das LAI
Susanne Klengel
Publiziert von: Kai Nonnenmacher