Nachruf Prof. Reinhard Klesczewski
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In Memoriam Reinhard Klesczewski
Reinhard Kleszewski wurde 1933 in Königsberg geboren und legte nach dem frühen Verlust seiner ostpreußischen Heimat 1953 in Kiel die Reifeprüfung ab. Dort begann und beendete er auch sein Studium, das ihn zudem nach Bologna und Paris führte, unterbrochen von einem Jahr als Assistant Teacher in Uxbridge/Middlesex. Er wurde bei Hans Ludwig Scheel mit einer Untersuchung über Die französischen Übersetzungen des 'Cortgiano' von Castiglione (Heidelberg: Winter 1966) promoviert und danach zum Wissenschaftlichen Assistenten am Romanischen Seminar der Universität Kiel ernannt. In gleicher Funktion folgte er nach Ablegung des Staatsexamens seinem verehrten Lehrer Scheel an die Universität des Saarlandes und war dort anschließend Akademi-scher Rat/Oberrat und Assistenzprofessor. 1978 habilitierte er sich in Saarbrü-cken mit Untersuchungen zur Struktur der frühen romanischen Novelle: Boc-caccio 'Il Decameron'. 1979 wechselte er als Dozent an die Universität Düs-seldorf, wurde kurz danach an seiner neuen Wirkungsstätte Universitätsprofes-sor und hielt ihr bis zum Übergang in den Ruhestand die Treue.
Ebenso treu blieb er seinen früh erkennbaren wissenschaftlichen Schwerpunkten: der italienischen Renaissance und ihrer Novellistik, ihren antiken und mittelalterlichen Wurzeln wie der französischen Romantik, den Problemfeldern der Stilistik, der Motivgeschichte, der Literaturrezeption und Übersetzung. Die Spannbreite seiner Studien reichte von Dante über das Ba-rockdrama, Alfred de Musset und Jean Anouilh bis zu deutschen Literaten und Übersetzern der Gegenwart. Er war Herausgeber mehrerer Sammelbände mit namhaften Beiträgern, wirkte tatkräftig mit im Düsseldorfer Forschungsinstitut für Mittelalter und Renaissance, bei dem Modellstudiengang Literaturübersetzen, den Universitätspartnerschaften mit Nantes und Neapel.
Reinhard Klesczewski war nicht zuletzt ein sehr engagierter und guter Lehrer. Und was er im Nachruf an seinem Lehrer Scheel rühmte, galt ohne Abstriche für ihn selbst: "die Kollegialität, seine preußische Korrektheit, Pflichtauffassung und Arbeitsmoral". Nicht zu vergessen Bescheidenheit und Gastlichkeit wie die Gabe, eine Freundschaft aus der Schulzeit bis in das Alter weiterzupflegen. Am Ende des Jahres 2011 schied Reinhard Kleszewski aus einem Leben, dessen Last durch Krankheit und Schmerzen, nicht zuletzt auch das Leiden und den frühen Tod seiner Frau, für seine Schultern zu schwer ge-worden war.
Fritz Nies
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