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27.03.2009

Nachruf: Zum Tode des Romanisten Prof. Dr. Rupprecht Rohr

  • Ort: Mannheim
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Weitere romanische Sprachen, Sprachenübergreifend

Am 20. März 2009 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit Rupprecht Rohr, Gründervater des Romanischen Seminars der Universität Mannheim, an der er von 1965 bis 1988 den Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft und Literatur des Mittelalters innehatte. Bis ins hohe Alter erfüllt von ungebrochener Schaffenskraft wirkte er auch als Emeritus noch bis zum laufenden Frühjahrssemester in der Lehre mit und arbeitete kontinuierlich an seinen Forschungsprojekten. Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Studierende und Ehemalige werden ihn, der als Universitätslehrer und Mentor Generationen von Studierenden prägte, schmerzlich vermissen.

 

Rupprecht Rohr, geboren am 17. November 1919 in Berlin, nahm nach Kriegsende das Studium der Romanistik, Balkanologie und Iranistik an der Freien Universität Berlin auf, an der er 1954 bei Günter Reichenkron mit einer Dissertation über Acquaformosa, eine albanische Kolonie in Nordkalabrien, der Punkt 751 auf dem Sach- und Sprachatlas Italiens und der Südschweiz promovierte und 1963 mit der Schrift Das Schicksal der betonten lateinischen Vokale in der Provincia Lugdunensis Tertia, der späteren Kirchenprovinz Tours habilitierte. Geprägt durch die Tradition der Berliner Romanistik um Ernst Gamillscheg, Günter Reichenkron und Adolf Tobler, begann er seine über fünfzigjährige universitäre Lehr- und Forschungstätigkeit im Jahre 1965 nach seiner Berufung an die damalige Wirtschaftshochschule Mannheim, zu deren Ausbau zur Volluniversität er durch den Aufbau der Romanistik maßgeblich beitrug. Einen im Jahre 1972 ergangenen Ruf an die Universität Siegen lehnte er ab und setzte seinen wissenschaftlichen Weg an der Universität Mannheim fort .

 

Das wissenschaftliche Profil Rupprecht Rohrs, geprägt durch die deutsche Tradition der Vollromanistik, zeichnet sich durch die besondere Bandbreite der von ihm vertretenen romanischen Sprachen und Teildisziplinen aus, darunter als Schwerpunkte zum einen die mittelalterliche Literaturwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung des Provenzalischen, Französischen und Italienischen, zum anderen die Sprachwissenschaft mit Teilbereichen wie Sprachgeographie, Sprachgeschichte und Sigmatik. Im Bereich der Semantik ist die Entwicklung der Explikativsemantik das besondere Verdienst Rupprecht Rohrs. Sowohl seine Einführungen in die romanische Sprachwissenschaft als auch in die Mediävistik gehörten lange zum grundlegenden Lektürekanon Romanistikstudierender. Auf internationale Resonanz stieß vor allem sein Engagement auf dem Gebiet der Sprachminderheiten mit wegbereitenden Kongressen zur Geschichte, Sprache und Kultur der Aromunen und der Arbreshe (Italoalbaner). 1985 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Aromunischen Union mit Sitz in Freiburg, und 2007 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Aquaformosa (Prov. Cosenza, Kalabrien) zuteil.

 

In den letzten Jahren standen im Zentrum seines Forschungsinteresses etymologische Studien auf dem Gebiet des Italoalbanischen, des Aromunischen und des Rumänischen mit Publikation mehrerer Wörterbücher, darunter das aus einem DFG-Projekt hervorgegangene mehrbändige Kleine Rumänische etymologische Wörterbuch (KRuEW), das allerdings unvollendet geblieben ist. Rupprecht Rohr, der sich in den letzten Dekaden ganz der Wissenschaft verschrieben hatte, stellte sich stets allen Widrigkeiten zum Trotz neuen Herausforderungen, die er zu meistern versuchte. Seine akademische Lehre legte den Grundstein für die Laufbahn zahlreicher Promovierter und Habilitierter, die er auf ihrem Weg begleitete.

 

Für das Romanische Seminar der Universität Mannheim

Gabriele Birken-Silverman

Von:  Gabriele Birken-Silverman

Publiziert von: Kai Nonnenmacher