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05.03.2013

Aufruf zur Einreichung von Sektionsvorschlägen für den 9. Kongress des Frankoromanistenverbands 24. bis 27. September 2014 Westfälische Wilhelms-Universität Münster

  • Ort: Münster
  • Beginn: 24.09.14
  • Ende: 27.09.14
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch
  • Frist: 30.06.13

Der nächste Kongress der Frankoromanisten wird vom 24. bis 27. September 2014 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster stattfinden. Das Thema des Kongresses lautet: „Schnittstellen/Interfaces“. Hiermit möchte der FRV für die Linguistik, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Fachdidaktik eine inhaltliche und/oder theoretischmethodische Diskussion über frankoromanistische Fragestellungen interdisziplinärer Art – im Hinblick auf Vernetzungen, Übergangsbereiche und Schnittstellen – anregen. Als Begriffe verweisen die „Schnittstellen/Interfaces“ vor allem auf das Phänomen der Interdisziplinarität, verstanden als Austausch oder als Vernetzung verschiedener Disziplinen.

Als Einzeldisziplin des größeren Faches Romanistik ist die Frankoromanistik immer schon auch interdisziplinär ausgerichtet gewesen; dies gilt für die französische Sprachwissenschaft, die sich seit ihren Anfängen als integraler Bestandteil der Romanistik und damit als historisch-vergleichende Wissenschaft verstanden hat, ebenso wie für die französische Literaturwissenschaft, die in der deutschen Romanistik auch aus einer – nicht nur innerromanistischen – komparatistischen Perspektive betrieben wird. Die romanistische Kultur- und Medienwissenschaft kann als genuiner Schnittstellenbereich zu anderen Disziplinen begriffen werden. Im Bereich der Fachdidaktik stehen schließlich Schnittstellen zwischen dem Französischen und anderen Fächern, wie zum Beispiel im bilingualen, fachübergreifenden

Unterricht, zur Debatte. In den letzten Jahren hat sich hierbei ein modifizierter Begriff der Interdisziplinarität herauskristallisiert, der die traditionellen romanistischen Bezüge der linguistischen und literaturwissenschaftlichen Frankoromanistik deutlich transzendiert.

Interdisziplinarität meint hier nicht mehr primär die Bearbeitung verschiedener, disziplinär verankerter Themen und Wissensbestände (etwa im Sinne der traditionellen romanistischen Einzeldisziplinen Französistik, Hispanistik, Italianistik, Lusitanistik etc.) mit denselben Methoden, sondern die Bearbeitung fachübergreifender Themen- und Problemkreise mithilfe verschiedener disziplinärer Methoden. Beispielhaft für dieses Vorgehen ist eine Frage wie die folgende: Was können z.B. Literaturwissenschaftler/ innen, Medienwissenschaftler/innen, Kulturwissenschaftler/innen, Linguisten/innen, Historiker/innen, Ethnologen/innen, Theologen/innen und Psychoanalytiker/innen jeweils zum Verständnis eines bestimmten Textes beitragen? Neu an der gegenwärtigen Diskussion zur Interdisziplinarität ist der Gedanke, dass diese als Chance für die einzelnen Disziplinen gesehen wird, an den Schnittstellen zu anderen Disziplinen die jeweiligen Differenzqualitäten, d.h. die eigenen Grenzen und Möglichkeiten sowie verschiedene Übergangsphänomene, zu reflektieren. In diesem Zusammenhang ließe sich auch über die häufig synonym verwendeten Begriffe Multidisziplinarität, Pluridisziplinarität und Transdisziplinarität nachdenken. Aus kulturwissenschaftlicher Sicht wären vor diesem Hintergrund beispielsweise Sektionen denkbar, die sich mit Mittlerfiguren und -institutionen befassen, wie sie im aktuellen Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags für Deutschland und Frankreich erneut im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen, aber auch solche, die den interkulturellen Schnittstellen zwischen den frankophonen und anderen Kulturen oder den Kontaktzonen und -medien innerhalb der französischen Gesellschaft nachgehen.

Ein weiteres Arbeitsgebiet könnte der interdisziplinäre Zugriff auf kultur- und landeswissenschaftliche Phänomenen sein, z.B. auf mediale Inszenierungsformen der deutschfranzösischen Beziehungen oder auf Gedächtnisorte, die als Schnittstellen zwischen Erinnerungskulturen fungieren. Vorstellbar wären weiterhin Untersuchungen transnationaler Medienformate und -gattungen mit ihren spezifischen Adaptationsformen in den frankophonen Kulturen. Schließlich bieten Ansätze wie Diversity-Konzepte, Grenzraumstudien („border studies“) oder Intersektionalität, wie sie u.a. im Kontext der postkolonialen und Geschlechter- Studien entstanden sind, potentielle Anknüpfungspunkte für die Sektionsarbeit.

Auch die frankoromanistische Fachdidaktik ist eingeladen, sich mit dem skizzierten Themenkomplex zu befassen. Hier könnten etwa Interface-Funktionen wie die Sprachvermittlung, interkulturelles Lernen, Schüleraustausche und internationale Projekte, z.B. mit Internet- Medien, Kultur- und Sprachvermittlungsprozesse in der Unterrichtssituation oder landeskundliche Fragestellungen Gegenstand der Sektionsarbeit sein. Dem Phänomen interdisziplinärer Schnittstellen ließe sich in fach- und disziplinenübergreifender Arbeit auch beispielsweise anhand des Werkes und der je fachspezifischen Rezeption herausragender Theoretiker, Kritiker und Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wie etwa Adorno, Barthes, Bourdieu, Deleuze/Guattari, Derrida, Elias, Foucault, Habermas, Jakobson, Kristeva, Lacan, McLuhan, Luhmann, Marcuse, Peirce, Sontag, Starobinski oder Virilio, nachgehen.Im Einzelnen könnten etwa folgende „Schnittstellen“ innerhalb der Frankoromanistik und zu anderen Disziplinen behandelt werden:

 

Sprachwissenschaftliche Themen und Methoden

· Schnittstellen zwischen verschiedenen Ebenen der Sprachbeschreibung, z.B. Pragmatik

und Phonetik

· Schnittstellen zwischen Sprache und nonverbalen Ausdrucksformen wie Malerei, Musik,

Fotografie, Film, Fernsehen, Hörfunk, Theater, Tanz

· Linguistik und Poetik

· Sprachwissenschaft und andere Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wie Geschichtswissenschaft

und Historische Kulturwissenschaft, Philosophie, Soziologie, Politik,

Pädagogik, Psychologie, Theologie

· Sprache und neue Medien

· Computerphilologie und digitale Kommunikation

· Sprache und Computerkultur

· Sprache und Diskurs

· Sprachwissenschaft und Semiotik

· Sprache und Neurologie, Sprache und Kognitionstheorien, Sprache und Medizin

· Sprache und Kulturökologie, Sprachökologie, Ökolinguistik

· Sprachwissenschaft und Kulturwissenschaften

 

Literaturwissenschaftliche Themen und Methoden

· Schnittstellen zwischen Literatur, Computer und anderen Medien wie Malerei, Musik, Fotografie, Film, Fernsehen, Hörfunk, Theater, Tanz

· Intermedialität

· Schnittstellen im Gattungsgefüge, z.B. Dokufiktion

· Literatur- und Kulturwissenschaft

· Literatur und andere Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wie Geschichtswissenschaft und Historische Kulturwissenschaft, Philosophie, Soziologie, Politik, Pädagogik, Psychologie, Theologie

· Begriffs- und Mentalitätsgeschichte in der Literaturwissenschaft

· Buch- und Editionswissenschaften

· Literatur und Emblematik

· Literatur und Ikonographie

· Theoretische Ansätze wie Literaturanthropologie, Geopoetik

· Literatur und Medizin

· Literatur und Naturwissenschaften

· Ökokritik

· Literatur und Chaostheorien

· Computerphilologie, digitale Kommunikation

· Literatur und Jurisprudenz Kulturwissenschaftliche Themen und Methoden

· Schnittstellen zwischen Medien und Genres; Intermedialität

· Schnittstellen zwischen der deutschen und französischen Kultur bzw. zwischen frankophonen Kulturen, auch im postkolonialen Kontext

· Räume und Medien des Kulturkontakts

· Transkulturelle Medienphänomene und Gattungen

· Interkulturelle Mittlerfiguren und -institutionen

· Fremdwahrnehmungsprozesse, Imagologie

· Kultur- und Landeswissenschaft und ihre Bezugsdisziplinen

· Kultur- und Literaturwissenschaft

· Kulturwissenschaft und Geschlechterstudien

· Memoria und interkulturelle Gedächtnisformen

· Dritter Raum, Kulturkontakt

 

Fachdidaktische Themen und Methoden (Literaturdidaktik, Sprachdidaktik)

· Didaktik und interkulturelles Verstehen

· Interkulturelles Lernen und internationaler Austausch

· bilingualer Sachfach-Unterricht

· Didaktik und (Theater-)Spiel

· „Littérature croisée“ (deutsche und französische Schüler/innen lesen jeweils die Literatur des Zielsprache-Landes und tauschen sich darüber aus)

· z.B. Entwicklung eines Projektes, bei dem im Kunstunterricht eine B.D. erstellt wird

· z.B. Projekte wie „FrancoMusiques“ – Schüler/innen „komponieren“ in französischer Sprache ein Lied, in dem für sie relevante Themen besungen werden

 

Die vorstehend genannten Themen können Anregungen für die Bildung von Sektionen sein, die wir mit diesem Aufruf erbitten. Selbstverständlich eignen sich die genannten und weitere Themen auch für methodisch übergreifende Sektionen, an denen Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaftler gleichermaßen beteiligt wären.

Sektionsvorschläge (Kurzcharakteristik, Sektionsleitung und 5 Referentinnen/Referenten) werden bis zum 30. Juni 2013 an die 1. Vorsitzende des FRV, Prof. Dr. Cerstin Bauer-Funke, erbeten: cerstin.bauer-funke@uni-muenster.de

 

Wir sehen Ihren Vorschlägen für Sektionen mit Neugierde entgegen und freuen uns auf einen anregenden Kongress.

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Der Vorstand des FRV

Von:  Karen Forner

Publiziert von: RZ